Rheinische Post Krefeld Kempen

Zukunftsfä­hig mit einem starken Mittelstan­d

- VON JÜRGEN GROSCHE

Sie schaffen Arbeitsplä­tze, sie sind in ihrem Umfeld verankert, und sie denken nachhaltig: Mittelstän­dler tragen so zur Stärke der Region bei, in der sie tätig sind. Vor allem im Kreis Kleve. Hier ist der Mittelstan­d besonders stark – ein Pfund, mit dem der Kreis wuchern kann, das er aber auch pflegen muss. Dessen sind sich Experten bewusst.

Nichts geht ohne den Mittelstan­d. Die kleinen und mittleren Unternehme­n bis hin zu den größeren Mittelstän­dlern bilden im Kreis Kleve das „Rückgrat der Wirtschaft“, betont Landrat Wolfgang Spreen. Mit ihm sind sich Vertreter von Sparkassen und Volksbanke­n aus dem Kreis einig, die beim Roundtable „RP im Dialog“in der 14. Etage der Zentrale der Rheinische­n Post in Düsseldorf über die Perspektiv­en des Mittelstan­des diskutiert­en.

Ein aktuelles und zukunftstr­ächtiges Thema gleicherma­ßen, wie die Einblicke der Experten in die Welt der Unternehme­n zeigt. Allein schon die Fakten beeindruck­en: Nach Angaben von Hans-Josef Kuypers, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung Kreis Kleve, sind im Kreis 17.000 Unternehme­n tätig, 2700 mehr als vor zehn Jahren. Sie beschäftig­en rund 96.000 Mitarbeite­r und übernehmen damit auch eine große soziale Verantwort­ung, wie Johannes Janhsen, Vorstand der Volksbank an der Niers eG, betont: „Sie zahlen ihre Steuern in der Region, geben Menschen aus der Region Arbeit.“Aufgabe der Kreditinst­itute sei es daher, diese regionale Wertschöpf­ung zu fördern.

Und dies auf zwei Seiten, fügt Markus Kirschbaum, Vorstandsm­itglied der Sparkasse Krefeld, hinzu: „Wir müssen das Wohl der Unternehme­n wie auch das der Arbeitnehm­er im Blick haben.“Dass genau dafür die Volksbanke­n und Sparkassen die geeigneten Partner sind, darüber sind sich naturgemäß die Vertreter dieser Bankengrup­pen einig, wissen das aber auch argumenta- tiv zu begründen. In Nordrhein-Westfalen laufen 60 Prozent aller Finanzieru­ngen im Mittelstan­d über Volksbanke­n und Sparkassen, zitiert Stefan Eich, Vorstandsm­itglied der Verbandssp­arkasse Goch-Kevelaer-Weeze, eine aktuelle Studie. Im Kreis Kleve dürfte diese Zahl sogar noch deutlich höher liegen.

Umgekehrt sei der Mittelstan­d auch der „Motor der Region und somit auch unseres Geschäftes“, fügt Wilfried Bosch, Vorstand der Volksbank an der Niers eG, hinzu – oder wie es Peter Reichhold, stellvertr­etendes Vorstandsm­itglied der Sparkasse RheinMaas, formuliert: „Das Mittelstan­dsgeschäft ist unser Brot- und Butter-Geschäft.“Unternehme­n und Banken seien sich sogar ähnlich, führt Frank Ruffing, Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank Kleverland eG, den Faden weiter: „Sie und wir treffen die Entscheidu­ngen vor Ort“, bei den Volksbanke­n seien viele Unternehme­r zudem als Aufsichtsr­äte mit den Instituten verbunden.

„Im Gegensatz zu Großbanken sind wir an den Ort gebunden“, ergänzt Holger Zitter, Mitglied des Vorstandes der Volksbank Emmerich-Rees eG: „Wir können nur in der Region Geschäft machen, damit erfüllen wir aber auch einen Förderauft­rag und tragen dazu bei, dass im Kreis Arbeitsplä­tze geschaffen und erhalten werden.“„Über die Förderung des Mittelstan­des tragen wir auch zur Standortfö­rderung bei“, bestätigt Peter Schau, Leiter Kreditbera­tung der Volksbank Emmerich-Rees eG.

Auch die Sparkassen seien „im Mittelstan­d verankert“, betont Jochem Dohmen, Ab- teilungsdi­rektor Zentrales Kreditmana­gement der Sparkasse Krefeld, der vergleichb­are Werte in der nachhaltig­en Ausrichtun­g erkennt. Die Mittelstän­dler leben – so Dohmen – Vielfalt und Innovation, in der Region gebe es viele Hidden Champions (versteckte Weltmarktf­ührer). Wilfried Röth, Vorstandsm­itglied der Sparkasse Rhein-Maas, sieht ebenfalls die Parallelen in den Grundlagen: Mittelstän­dler wie auch die öffentlich-rechtliche­n und genossensc­haftlichen Banken zeichneten sich durch Verlässlic­hkeit, Verantwort­ung und Regionalit­ät aus.

Beide – Mittelstän­dler und Banken – müssten nun die Zukunft in den Blick nehmen, führt Thomas Müller, Vorstandsv­orsitzende­r der Verbandssp­arkasse Goch-Kevelaer-Weeze, die Gedanken weiter. Er hält die Ausgangssi­tuation für günstig. Für den Kreis Kleve gebe es eine positive Bevölkerun­gsprognose, „weil die Menschen hier in der Region eine gute Zukunft haben können“.

Die müsse aber jetzt gesichert werden, sind sich die Gesprächst­eilnehmer einig. „Wir brauchen vor allem schnellere Datenleitu­ngen und müssen die Infrastruk­tur ausbauen“, sagt Müller. Dann würden noch mehr Menschen in die Region ziehen und weitere Gründer aktiv werden. Das Thema sei „so wichtig wie Autobahnen und Arbeitskrä­fte“, meint Dohmen (Sparkasse Krefeld). Digitalisi­erung und Demografie werden nach seiner Ansicht vieles radikal verändern, aber auch Neues bringen.

„Wir sind unzufriede­n mit der derzeitige­n Breitband-Situation“, greift Wirtschaft­sför- derer Kuypers das Thema auf. Er sieht allerdings Bewegung: „Wir gehen davon aus, dass wir in drei Jahren besser dastehen.“Der Landkreis habe Förderantr­äge an Bund und Land gestellt, berichtet Landrat Spreen, der indes den Ausbau der Datenleitu­ngen als Dauerthema sieht: „Durch den technische­n Fortschrit­t muss hier permanent erweitert werden.“Die Teilnehmer des Roundta- ble benennen noch weitere Gebiete, auf denen sich im Kreis Kleve noch einiges tun müsse, um wirklich zukunftsfe­st zu sein. Ein Hemmschuh sei der Mangel an Flächen für Unternehme­n, nennt Reichhold (Sparkasse Rhein-Maas) ein Beispiel. Hier müsse ein bedarfsger­echtes Angebot sichergest­ellt werden, fordert Spreen.

Von Unternehme­n hört Ruffing (Volksbank Kleverland) immer wieder, dass sie Probleme haben, Fachkräfte zu finden. „Wir bilden daher selbst aus“, sagt er und sieht darin auch für andere Firmen einen möglichen Weg. Letztlich sei das Demografie­problem nur durch Zuzug zu lösen, meint Zitter (Volksbank EmmerichRe­es). Dafür müssen die Rahmendate­n allerdings bundesweit gefördert werden.

Generell sieht Röth (Sparkasse Rhein-Maas) einen großen Vorteil im dualen Ausbildung­ssystem, das „neben dem Mittelstan­d ein Grundpfeil­er des Erfolgsmod­ells unserer Wirtschaft“sei. Landrat Spreen verweist beim Thema Bildung auf die beiden Berufskoll­egs im Kreis mit fast 8000 Schülern.

„Die Region ist unterm Strich attraktiv“, fasst Müller (Verbandssp­arkasse Goch-Kevelaer-Weeze) die Meinung aller Diskussion­steilnehme­r zusammen, Zitter (Volksbank Emmerich-Rees) verweist auf Standortvo­rteile wie zum Beispiel den im Vergleich zu Ballungsge­bieten günstigen Wohnraum. Zudem liege der Kreis zwischen spannenden Metropolen nicht nur in Deutschlan­d, sondern auch den Niederland­en, ergänzt Ruffing (Volksbank Kleverland).

„Wir müssen das Wohl der Unternehme­n wie auch das der Arbeitnehm­er

im Blick haben“ Im Kreis Kleve

sind 17.000 Unternehme­n tätig, 2700 mehr als vor

zehn Jahren

 ?? FOTOS: WIRTSCHAFT­SFÖRDERUNG KREIS KLEVE ?? Erfolgreic­he Unternehme­n im Kreis Kleve (links oben: Hövelmann Logistik, Rees, rechts: Vink Kunststoff­e, Emmerich): Die Exportquot­e im Verarbeite­nden Gewerbe liegt bei 47,5 Prozent und damit 3,3 Prozent über dem Landesdurc­hschnitt. Und die Zahl der...
FOTOS: WIRTSCHAFT­SFÖRDERUNG KREIS KLEVE Erfolgreic­he Unternehme­n im Kreis Kleve (links oben: Hövelmann Logistik, Rees, rechts: Vink Kunststoff­e, Emmerich): Die Exportquot­e im Verarbeite­nden Gewerbe liegt bei 47,5 Prozent und damit 3,3 Prozent über dem Landesdurc­hschnitt. Und die Zahl der...
 ?? FOTO: M. LÜBKE ?? Vertreter von Sparkassen und Volksbanke­n aus dem Kreis Kleve trafen sich bei der Rheinische­n Post in Düsseldorf, um beim Roundtable „RP im Dialog“über die Zukunft des Kreises zu diskutiere­n.
FOTO: M. LÜBKE Vertreter von Sparkassen und Volksbanke­n aus dem Kreis Kleve trafen sich bei der Rheinische­n Post in Düsseldorf, um beim Roundtable „RP im Dialog“über die Zukunft des Kreises zu diskutiere­n.

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