Rheinische Post Krefeld Kempen
Noch viel Potenzial bei Exist
Nach Zahlen steht der Kreis Kleve bei Unternehmensneugründungen durchaus g Gründungsgeschehen – und damit auch viel Potenzial, eine Dynamik zu befördern
Wie dynamisch sich eine Region präsentiert, zeigt das Gründungsgeschehen. Neue Unternehmen bringen frischen Wind und schaffen Arbeitsplätze. Auch im Kreis Kleve. Dort passiert sogar mehr, als Statistiken verraten. „Viele Gründer benötigen kein Fremdkapital. Wir erkennen sie erst, wenn sie expandieren und dafür Kredite anfragen“, sagt Holger Zitter (Volksbank Emmerich-Rees) beim Roundtable „RP im Dialog“. „Die Zahlen allein sagen noch nichts“, bestätigt Landrat Wolfgang Spreen. „Denn es kommt auch auf die Nachhaltigkeit der Gründung an.“Dem Kreis gehe es zudem sehr darum, ein gründungsfreundliches Klima zu fördern. Wichtig sei die Person des Gründers, betonen die Finanzspezialisten, die sich auskennen in der Frage, wovon eine erfolgreiche Kreditvergabe abhängt. „Wir prüfen genau: Ist das ein Unternehmer mit Leib und Seele“, beschreibt Wilfried Bosch (Volksbank an der Niers) die Arbeitsweise der Kreditinstitute. Es ist nach Ansicht von Peter Schau (Volksbank Emmerich-Rees) wichtiger, sich die Entscheidungsträger, die handelnden Personen, anzusehen als Unterlagen: „Was machen sie besser als andere? Aber auch: Wie sind Risiken abgesichert? Gibt es zum Beispiel Vollmachten?“
Einen Blick auf verschiedene Branchen wirft Frank Ruffing (Volksbank Kleverland): Viele wollten sich in der digitalen Welt selbstständig machen. Dabei habe gerade jetzt das Handwerk den sprichwörtlichen goldenen Boden, und auch in der Landwirtschaft spürt der Finanzexperte ein Gründungsinteresse.
Im Kreis Kleve haben Existenzgründer gute Chancen, bilanziert Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers: Trotz allgemein manchmal nicht einfacher Rahmenbedingungen für Unternehmen sei die Zahl der mittelständischen Unternehmen im Kreis in den zurückliegenden zehn Jahren deutlich um fast 20 Prozent gewachsen. Einen Boom beobachtet Zitter im Baugewerbe, das vielen Menschen Arbeit gibt. Gründungen gebe es dort allerdings nur, wenn sich Familienunternehmen aufteilen.
Die allgemeine Tendenz, die Work-Life-Balance zu betonen, bremse die Gründungsbereitschaft manchmal aus, stellt Spreen fest. „Deutsche sind eher Risikovermeider als Chancensucher“, glaubt Markus Kirschbaum, der in der Sparkasse Krefeld derzeit eine schwache Nachfrage nach Gründungsberatung feststellt. Wichtig sei, dass die Kammern und die Wirtschaftsförderer in die Beratung mit einbezogen werden, betont Peter Reichhold (Sparkasse Rhein-Maas). Das funktioniere gut im Handwerk. Kritischer sei die Situation in der Gastronomie. Thomas Müller (Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze) erkennt weitere Grenzen im Markt, die Gründer ausbremsen, etwa im Kundenverhalten. Möbel kaufe man heute eher im Kaufhaus als beim selbstständigen Tischler.
Wilfried Röth (Sparkasse Rhein-Maas) mahnt einen „verantwortungsvollen Umgang mit Existenzgründern“ an. Banken sollten sie nur begleiten, wenn sie vom Erfolg überzeugt sind. Ansonsten empfehle sich auch mal, von der Gründung abzuraten. Zitter (Volksbank EmmerichRees) sieht auf der anderen Seite Begrenzungen bei den Banken, die durch verschärfte Eigenkapitalvorschriften bei der Kreditvergabe ausgebremst werden. Hier müssten die Institute noch mehr zusammenarbeiten und etwa auch die Förderbanken verstärkt einbeziehen, rät Röth.
Obwohl der Kreis Kleve im Vergleich derzeit sogar noch gut dasteht, ist Jochem Dohmen (Sparkasse Krefeld) mit der Gründungsdynamik nicht zufrieden. Im bundesweiten Regionen-Ranking zur Gründungsdynamik liegt der Kreis laut Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn auf Rang 90 von 402 in Deutschland, damit gar nicht mal so schlecht. „Tatsächlich ist aber die Zahl der Gründungen rückläufig“, bedauert Dohmen.
„Wir haben Chancen im Kreis Kleve, wenn es uns gelingt, die Rahmenbedingungen zu schaffen“, entgegnet Stefan Eich von der Verbandssparkasse Goch-KevelaerWeeze. „Ich sehe Gründungschancen bei den Dienstleistungen und Themen rund um Digitalisierung und Internet.“Erfolgreich seien – so Johannes