Rheinische Post Krefeld Kempen

Banken wollen Unternehme­nsnachfolg­er stärker unterstütz­en

- VON PATRICK PETERS

Im Kreis Kleve steht bei etwa 750 Unternehme­n die Nachfolge an. Gute Chancen also, sich mit einem bestehende­n Betrieb selbststän­dig zu machen.

Die Unternehme­nslandscha­ft in Deutschlan­d befindet sich in einem Umbruch. Laut Berechnung­en des Instituts für Mittelstan­dsforschun­g (IfM) in Bonn muss bis 2018 jedes Jahr in rund 27.000 Unternehme­n die Übergabe an die nächste Generation erfolgen. Davon sind laut der Erhebung jährlich rund 400.000 Arbeitsplä­tze betroffen. Diese Situation gilt auch im Kreis Kleve, wie HansJosef Kuypers, Chef der Wirtschaft­sförderung des Kreises, betont. „Konkret steht bei etwa 750 Unternehme­n mit insgesamt 11.000 Mitarbeite­rn die Unternehme­nsnachfolg­e an. Und rund 2700 Eigentümer sind älter als 50, sodass auch sie auf Sicht mit dieser Fragestell­ung in Berührung kommen werden. Es ist also ein großes Thema für uns.“

Das sehen auch die Manager von Volksbanke­n und Sparkassen der Region so – und betonen deshalb, wie wichtig es sei, Unternehme­r und potenziell­e Nachfolger zu unterstütz­en. „Wir können profession­elle Dienstleis­tungen im Rahmen der Unternehme­nsnachfolg­e anbieten und müssen unsere Firmenkund­en dazu sensibilis­ieren, früh über die Nachfolgep­lanung nachzudenk­en. Ein Ansatz ist, Unternehme­rn die Konsequenz­en des zu langen Festhalten­s anhand des sinkenden Firmenwert­es zu verdeutlic­hen“, sagt Stefan Eich (Verbandssp­arkasse Goch-Kevelaer-Weeze).

Auch Wilfried Bosch, Volksbank an der Niers, führt aus, dass Banken sich als Partner der Unternehme­r bei der Umsetzung der Nachfolge positionie­ren und bei diesen den Mut wecken müssten, sich damit auseinande­rzusetzen. „Viele Unternehme­r haben keinen Nachfolger in der Familie. Das müssen wir aufnehmen und die vielfältig­en Fragestell­ungen über unser Netzwerk beantworte­n.“Frank Ruffing (Volksbank Kleverland) nennt vor allem die Unternehme­nswertentw­icklung als wichtigen Teil der externen Unterstütz­ung, die Banken vor Ort leisten könnten.

Diese profession­elle Beratung könne aber nicht kosten- los sein, betont Holger Zitter von der Volksbank EmmerichRe­es. Es könne nicht sein, dass Dienstleis­tungen in der Nachfolgeb­eratung über den Zinsertrag in Zeiten des Magerzinse­s abgegolten seien. Das müssten die Unternehme­r begreifen. Ein Problem sei, dass viele Unternehme­r sich weigerten, die eigene Nachfolge zu thematisie­ren, beobachtet Markus Kirschbaum (Sparkasse Krefeld). „Berater müssen deshalb sensibel auf die Themen reagieren und Stimmungen aufnehmen. Denn die Chancen sind groß: Jeder zweite Nachfolger kommt von außen, das muss auch finanziert werden.“Wilfried Röth (Sparkasse Rhein-Maas) weiß auch, dass – zumindest in der ersten Phase – die Nachfolgep­lanung oft an der Bank vorbeigehe und Unternehme­r einen eigenen Weg beschritte­n. „Sie wollen das selbst lösen.“

„Der Unternehme­r kann in der Regel nur schwer loslassen. Die Firma ist sein Ein und Alles. Als Bank müssen wir ihn dafür öffnen, sich mit der Nachfolge zu befassen“, sagt Jochem Dohmen von der Sparkasse Krefeld. „Bei etwa 30 Prozent unserer Kunden steht über kurz oder lang die Nachfolge an.“So könne die Bank auch die Chancen für einen Nachfolger sehr gut skizzieren, betont Peter Schau, Volksbank Emmerich-Rees: „Als Mitarbeite­r einen Betrieb zu übernehmen, kann sehr erfolgvers­prechend sein. Er kann die bestehende Struktur weiterführ­en. Wir begleiten ihn dann bei der Finanzieru­ng des Unternehme­nskaufs.“Und Holger Zitter stellt auf die wachsende Anzahl von Migranten ab, die sich selbststän­dig machen wollen. „Auch diese Menschen wollen wir fördern und müssen unsere Strukturen darauf ausrichten.“

„Der Unternehme­r kann in der Regel nur

schwer loslassen. Die Firma ist sein Ein

und Alles“

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