Rheinische Post Krefeld Kempen
Banken wollen Unternehmensnachfolger stärker unterstützen
Im Kreis Kleve steht bei etwa 750 Unternehmen die Nachfolge an. Gute Chancen also, sich mit einem bestehenden Betrieb selbstständig zu machen.
Die Unternehmenslandschaft in Deutschland befindet sich in einem Umbruch. Laut Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn muss bis 2018 jedes Jahr in rund 27.000 Unternehmen die Übergabe an die nächste Generation erfolgen. Davon sind laut der Erhebung jährlich rund 400.000 Arbeitsplätze betroffen. Diese Situation gilt auch im Kreis Kleve, wie HansJosef Kuypers, Chef der Wirtschaftsförderung des Kreises, betont. „Konkret steht bei etwa 750 Unternehmen mit insgesamt 11.000 Mitarbeitern die Unternehmensnachfolge an. Und rund 2700 Eigentümer sind älter als 50, sodass auch sie auf Sicht mit dieser Fragestellung in Berührung kommen werden. Es ist also ein großes Thema für uns.“
Das sehen auch die Manager von Volksbanken und Sparkassen der Region so – und betonen deshalb, wie wichtig es sei, Unternehmer und potenzielle Nachfolger zu unterstützen. „Wir können professionelle Dienstleistungen im Rahmen der Unternehmensnachfolge anbieten und müssen unsere Firmenkunden dazu sensibilisieren, früh über die Nachfolgeplanung nachzudenken. Ein Ansatz ist, Unternehmern die Konsequenzen des zu langen Festhaltens anhand des sinkenden Firmenwertes zu verdeutlichen“, sagt Stefan Eich (Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze).
Auch Wilfried Bosch, Volksbank an der Niers, führt aus, dass Banken sich als Partner der Unternehmer bei der Umsetzung der Nachfolge positionieren und bei diesen den Mut wecken müssten, sich damit auseinanderzusetzen. „Viele Unternehmer haben keinen Nachfolger in der Familie. Das müssen wir aufnehmen und die vielfältigen Fragestellungen über unser Netzwerk beantworten.“Frank Ruffing (Volksbank Kleverland) nennt vor allem die Unternehmenswertentwicklung als wichtigen Teil der externen Unterstützung, die Banken vor Ort leisten könnten.
Diese professionelle Beratung könne aber nicht kosten- los sein, betont Holger Zitter von der Volksbank EmmerichRees. Es könne nicht sein, dass Dienstleistungen in der Nachfolgeberatung über den Zinsertrag in Zeiten des Magerzinses abgegolten seien. Das müssten die Unternehmer begreifen. Ein Problem sei, dass viele Unternehmer sich weigerten, die eigene Nachfolge zu thematisieren, beobachtet Markus Kirschbaum (Sparkasse Krefeld). „Berater müssen deshalb sensibel auf die Themen reagieren und Stimmungen aufnehmen. Denn die Chancen sind groß: Jeder zweite Nachfolger kommt von außen, das muss auch finanziert werden.“Wilfried Röth (Sparkasse Rhein-Maas) weiß auch, dass – zumindest in der ersten Phase – die Nachfolgeplanung oft an der Bank vorbeigehe und Unternehmer einen eigenen Weg beschritten. „Sie wollen das selbst lösen.“
„Der Unternehmer kann in der Regel nur schwer loslassen. Die Firma ist sein Ein und Alles. Als Bank müssen wir ihn dafür öffnen, sich mit der Nachfolge zu befassen“, sagt Jochem Dohmen von der Sparkasse Krefeld. „Bei etwa 30 Prozent unserer Kunden steht über kurz oder lang die Nachfolge an.“So könne die Bank auch die Chancen für einen Nachfolger sehr gut skizzieren, betont Peter Schau, Volksbank Emmerich-Rees: „Als Mitarbeiter einen Betrieb zu übernehmen, kann sehr erfolgversprechend sein. Er kann die bestehende Struktur weiterführen. Wir begleiten ihn dann bei der Finanzierung des Unternehmenskaufs.“Und Holger Zitter stellt auf die wachsende Anzahl von Migranten ab, die sich selbstständig machen wollen. „Auch diese Menschen wollen wir fördern und müssen unsere Strukturen darauf ausrichten.“
„Der Unternehmer kann in der Regel nur
schwer loslassen. Die Firma ist sein Ein
und Alles“