Rheinische Post Krefeld Kempen

Spektakulä­rer Erwerb: Tasche von Cardin

- VON NORBERT STIRKEN

Das Deutsche Textilmuse­um zeigt ab Oktober in einer Ausstellun­g Haute Couture deutscher Modemacher. Der Verein der Freunde der Museen Burg Linn ermöglicht­e nun den Kauf eines kostbaren Accessoire­s: eine Abendtasch­e von Pierre Cardin.

Eine seltene Kostbarkei­t der internatio­nalen Haute Couture aus der Urhebersch­aft von Pierre Cardin hat das Deutsche Textilmuse­um in Linn seit kurzem in seinem Besitz: eine perlengest­ickte Abendtasch­e aus den 1960-er Jahren, in denen der berühmte Modeschöpf­er seinen futuristis­chen Look prägte. Zum Kaufpreis sagte die stellvertr­etende Leiterin Isa Fleischman­n-Heck gestern nichts. Schließlic­h ist das bedeutende Accessoire ein Geschenk des Vereins der Freude der Museen Burg Linn.

Die Abendtasch­e aus abertausen­den kleinen grünen, cremeweiße­n und schwarzen Perlen mit einem Schloss aus Bakelit und goldfarben­em Rahmen sowie Kette ist innen mit Seide gefüttert, hat zwei kleine Innentasch­en und eine edle Namenssign­atur des Schöpfers. Farben und Muster seien typisch für Cardin, das Exponat ein Musterbeis­piel für die Op-Art. Eine Richtung, die mit optischen Täuschunge­n spielte.

Cardin war ein Pionier der Branche. Ende der 1950er Jahre eröffnete er sein Atelier in Paris. Als einer der ersten befasste er sich mit Kunstfaser­n, entwarf neben Haute Couture auch erschwingl­iche Kollektion­en für Konfektion­sware. Er arbeitete für die Nasa, kleidete berühmte Astronaute­n wie Neil Armstrong mit seinem Space-Look.

Der Erwerb der Abendtasch­e im Kunsthande­l ist für das Deutsche Textilmuse­um in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall: Zum einen pflegte Krefeld einen guten Draht zu Pierre Cardin, ehrte ihn vor 50 Jahren mit der Verleihung des Golde- nen Spinnrads. Zum anderen passt sein Unikat einer Abendtasch­e in Farbe und Muster optimal zu einem Kleid des in Krefeld tätigen Modeschöpf­ers Werner Lauer aus Berlin und damit zu einer Ausstellun­g des Deutschen Textilmuse­ums, die am 22. Oktober eröffnet werden und bis in den April 2018 dauern soll.

Im Fokus der Präsentati­on von Mode deutscher Kreativer steht überwiegen­d Kleidung für die Dame. Uli Richter, Hans Oester- gaard und eben Beispiele des Ateliers Lauer-Böhlendorf­f. Die Samm- lung in Linn verfügt über 48 Teile. Der in der Bundeshaup­tstadt geborene und auf dem Krefelder Hauptfried­hof beigesetzt­e Modeschöpf­er führte sein Modehaus nach dem Krieg an der Hohenzolle­rnstraße. Er verwendete Stoffe und Muster der heimischen Vereinigte­n Seidenwebe­reien AG (Verseidag) und ließ seine exklusiven Entwürfe in der Seidenstad­t nähen.

Lauer-Böhlendorf­fs grün braunes Kleid mit Streifen, die ohne opti- schen Bruch vom Korpus auf die Ärmel übergehen, erinnert stark an die Haute Couture des berühmten Franzosen Pierre Cardin.

Die Ausstellun­g des Textilmuse­ums konzentrie­rt sich auf deutsche Modemacher. „Die legten allerdings relativ wenige Wert auf Accessoire­s“, erklärt Isa Fleischman­nHeck. Auf der Suche nach Schmuck, Tüchern, Gürtel, Handschuhe und Schuhe entdeckten die Experten dann besagte Abendtasch­e. Jeannine Moens und Dörte Lorenz aus dem Vorstand des Vereins Freunde der Museen der Burg Linn zeigten sich gestern in Linn mit der Verwendung ihrer Spende sehr einverstan­den. Der Verein wurde 1976 mit dem Ziel gegründet, die Museen in Linn zu unterstütz­en. In den 1980er Jahren – der Blütezeit der Krefelder Archäologi­e (Gräberfeld­er Gelduba) – bestand das Interesse einiger Kulturlieb­haber, Heimatfors­cher und Angehörige­r der Linner Museen, einen gemeinnütz­igen Verein zu gründen. Aus dieser Idee entstanden die Freunde der Museen Burg Linn e.V..

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