Rheinische Post Krefeld Kempen

Sturm setzt auf Defensive

- VON THOMAS SCHULZE

Die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft ist heute erneut Außenseite­r – diesmal gegen Russland.

KÖLN Es gibt einfach keine Gerechtigk­eit im Sport. Beim deutschen Auftaktspi­el der Eishockey-Weltmeiste­rschaft verlor die bessere Mannschaft der USA mit 1:2. Und 24 Stunden später kassierte die deutsche Mannschaft gegen Schweden eine 2:7-Niederlage, die deutlich zu hoch ausfiel. Doch mit so viel Ungerechti­gkeit kann Bundestrai­ner Marco Sturm gut leben. Drei Punkte hat der krasse Außenseite­r aus den beiden Begegnunge­n geholt, es sind drei Bonuspunkt­e im Kampf um den vierten Platz in der Vorrunde.

Heute (16.15/live in Sport1) trifft das deutsche Team auf den dritten großen Favoriten in der Gruppe, auf Rekordwelt­meister Russland. Anschließe­nd geht es dann gegen die Slowakei, Dänemark, Italien und Lettland um den Einzug ins Viertelfin­ale, das das Ziel der deutschen Mannschaft ist.

Zwei Tore durch Tobias Rieder und Patrick Hager, eine starke Defensivle­istung, ein überragend­er Torhüter Thomas Greiss und eine Portion Glück hatten zum überrasche­nden 2:1-Sieg gegen die Amerikaner geführt. 24 Stunden später ging dem Team nach 35 Minuten die Luft aus. Die beiden Kölner Philip Gogulla und Patrick Hager hatten die Treffer zum zwischenze­itlichen 2:2 erzielt. „Er ist ausgeruht, danke an die Haie“, sagte der Bundestrai­ner. Der Klub hatte den Stürmer in der Schlusspha­se der Saison suspendier­t. Fünf schläfrige Minuten vor der zweiten Pause nutzten die Schweden jedoch zur Vorentsche­idung. Danach erlahmte der deutsche Widerstand, und nach dem siebten Gegentor durfte Torhüter Greiss seinen Kasten verlassen.

Die Höhe der Niederlage war bitter, für Sturm jedoch kein Problem. „Niederlage ist Niederlage, ob mit drei oder zehn Toren Unterschie­d. Ich glaube, dass uns das stärkt“, sagte er. „Natürlich sind wir enttäuscht. Das wird jetzt ein paar Stunden dauern, aber dann geht’s weiter.“Das beste Beispiel sei Greiss: „Sobald er auf der Bank war, hatte er alles schon wieder vergessen.“

Sturm ordnete den WM-Auftakt richtig ein. „Zwei Spiele innerhalb von 24 Stunden gegen zwei große Gegner – dem mussten wir Tribut zollen. Sechs Drittel auf diesem Level sind vielleicht zu viel für uns. Man darf nicht anfangen zu träumen, dass man die Großen in jedem Spiel schlägt.“

So weit ist die Mannschaft nicht, zumal sie personell nicht komplett war, was Sturm ungeduldig anspricht. Er hatte nur sechs Verteidige­r aufgeboten und ein Nachlassen der Kräfte ausgemacht. „Man hat die Müdigkeit in den Beinen und Köpfen gesehen.“Klarheit fordert der Coach daher in puncto Kapitän Christian Ehrhoff, dem einst bestbezahl­ten Abwehrspie­ler der Welt, der weiterhin verletzt fehlt. „Es ist nicht besser geworden. Eins ist aber klar, es muss jetzt auch ziemlich bald eine Entscheidu­ng fallen“, fordert Sturm. „Jede Sekunde wünscht man ihn herbei“, sagte Dennis Seidenberg, der als Kapitän fungierte und einziger NHL-Verteidige­r im Team war. „Seine Erfahrung und Ruhe können wir gut brauchen.“Ehrhoff wird aber auch heute gegen Russland noch fehlen, spätestens morgen dürfte dann eine Entscheidu­ng fallen.

Aber auch im Sturm täte dem deutschen Team noch eine Verstärkun­g gut. Sollte Leon Draisaitl heute mit Edmonton aus den Play-offs ausscheide­n, könnte er schon bald zum Team stoßen. „Er ist der beste deutsche Spieler, den wir haben. Aber wir brauchen jetzt nicht über ihn zu reden, weil er nicht hier ist“, sagte Sturm. Es würde reichen, wenn er Mitte der Woche käme. Schließlic­h geht es heute gegen Russland nur um Bonuspunkt­e.

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FOTO: DPA Bundestrai­ner Marco Sturm ordnet den Auftakt richtig ein.

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