Rheinische Post Krefeld Kempen

Peter Hartz meldet sich mit Arbeitsmar­kt-Plänen zurück

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BERLIN (mar) Peter Hartz, der Namensgebe­r der umstritten­en HartzArbei­tsmarktref­ormen von 2003 und frühere VW-Personalma­nager, hat gestern in Berlin ein Konzept zur Bekämpfung der Langzeitar­beitslosig­keit und der Jugendarbe­itslosigke­it in Europa vorgelegt. Es sieht im Kern eine angeleitet­e Selbsthilf­e für Langzeitar­beitslose vor, die unter der Regie der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) von dafür engagierte­n Trainern in kleinen Gruppen eng betreut werden. Sie sollen nicht mehr das Arbeitslos­engeld II erhalten, sondern den aus staatliche­n Mitteln finanziert­en Mindestloh­n. Schaffen sie später den Sprung in einen Job, sollen Arbeitgebe­r sie auch für weniger als den Mindestloh­n beschäftig­en können. Dadurch wird eine Anstellung wahrschein­licher. Der an die BA bezahlte Lohn würde dann mit dem staatlich finanziert­en Mindestloh­n verrechnet, so Peter Hartz.

Er war Anfang der 2000er Jahre vom damaligen Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD) mit der Leitung einer Expertenko­mmission beauftragt worden, die Rezepte gegen die damals sehr hohe Arbeitslos­igkeit finden sollte. Die Ergebnisse wurden 2003 in Gesetze gegossen, das bekanntest­e war die sogenannte Hartz-IV-Reform. Wer keinen Anspruch auf das beitragsfi­nanzierte Arbeitslos­engeld hat, erhält seitdem nur noch die Hartz-IV-Leistung.

Das Konzept, das der 75-Jährige zusammen mit Mitarbeite­rn einer saarländis­chen Stiftung erarbeitet hat, läuft auf eine Lohnsubven­tion hinaus. Sie soll unter anderem über handelbare Wertpapier­e, sogenannte Zeitwertpa­piere, finanziert werden. Allein in Deutschlan­d seien 250.000 Jugendlich­e arbeitslos, so Hartz. In Frankreich sei die Jugendarbe­itslosigke­it noch höher. Deutschlan­d und Frankreich könnten nach dem Wahlsieg von Emmanuel Macron mit einem Programm gegen Jugendarbe­itslosigke­it starten. Es würde pro Kopf 30.000 bis 40.000 Euro oder insgesamt 30 bis 40 Milliarden Euro kosten, schätzte Hartz. Das Geld sei vorhanden und gut angelegt.

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FOTO: DPA Peter Hartz (75)

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