Rheinische Post Krefeld Kempen
„Peinliche Nummer“bei Aufkleberaktion
Die CDU in Kempen hat so genannte Störer auf ihre Wahlplakate kleben lassen. Drei der Aufkleber mit dem Slogan „RotRot-Grünen verhindern! Beide Stimmen CDU“landeten in einer Bierlaune auf Plakaten des politischen Gegners.
KEMPEN Es war eine blödsinnige Aktion im nicht mehr ganz nüchternen Zustand, für die sich der Verursacher gestern bei den betroffenen Parteien in aller Form schriftlich entschuldigt hat. „Es war natürlich absolut nicht mein Ansinnen, gerade als Gast aus der Nachbarschaft, diesen ganzen Ärger zu verursachen, ich habe mir dabei im bierseligen Zustand einfach keine Gedanken über die Konsequenzen gemacht“, schreibt der junge Mann, der am späten Samstagabend drei Wahlplakate von SPD, Grünen und Linkspartei mit einem CDU-Aufkleber versehen hatte. Der Junge Mann war aus Krefeld zum Altstadtfest nach Kempen gekommen. Hier traf er Freunde. Es waren Mitglieder eines Wahlkampfteams der Kempener Jungen Union, die in der Altstadt unter anderem Flyer verteilt hatten. Anschließend setzte man sich im Szenelokal „Falko“beim Bier zusammen. Unklar ist, wie der junge Krefelder an die CDU-Aufkle- ber gekommen ist. „Wir hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekommen“, sagte gestern Gero Scheiermann, Vorsitzender der Jungen Union Kempen-Grefrath. Er bestätigte, dass die Aufkleber mit dem Slogan „Rot-Rot-Grün verhindern! Beide Stimmen CDU“in den nächsten Tagen auf die CDU-Wahlplakate geklebt werden sollen. Eine entsprechende Information aus der CDUKreisgeschäftsstelle in Viersen, die die Aufklebern an die Ortsvereine ausliefert, hat Scheiermann.
Wann genau der junge Krefelder die drei Aufkleber am Samstagabend auf den drei Plakaten der politischen Mitbewerber platziert hat, weiß Scheiermann nicht. Er habe die Aktion gar nicht mitbekommen, bedauert sie gleichwohl sehr. „So etwas ist nicht unser Stil“, betonte er gestern. Besonders peinlich an der Aktion: Im Falle der Linken wurden die Augen des Kandidaten Günter Solecki überklebt.
Als „peinliche Nummer“bewertete Christoph Saßen, Kreissprecher der Linkspartei, gestern die Aktion in der Kempener Altstadt. Auch bei den anderen betroffenen Parteien reagierten die Verantwortlichen zunächst teilweise empört. Kempens SPD-Ortsvereinsvorsitzender Jürgen Pascher kündigte in einer ersten Reaktion sogar eine Strafanzeige ge- gen Unbekannt wegen Sachbeschädigung an.
Mittlerweile haben sich die Wogen wieder geglättet. Das ist mit ein Verdienst des CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Marcus Optendrenk – er ist auch CDU-Landtagskandidat im Wahlkreis Viersen II, zu dem auch Kempen gehört. Der Nettetaler erkannte die Tragweite dieser für die Christdemokraten unglücklichen Aktion sehr schnell und schickte bereits am Montag ein offizielles Entschuldigungsschreiben an die betroffenen Kreisparteivorsitzenden. Optendrenks persönlich gehaltene Entschuldigung wurde von den politischen Mitbewerbern akzeptiert.
Am Montagabend wurden die Aufkleber von den drei Wahlplakaten auf dem Buttermarkt entfernt. Mitglieder der Jungen Union Kempen und der Übeltäter machten sich ans Werk. Gestern schickte der junge Krefelder – auch nach einem Gespräch mit CDU-Kreischef Optendrenk – sein persönliches Entschuldigungsschreiben rund. Den Kempener Christdemokraten und deren Nachwuchs, der mit der Aktion unmittelbar nichts zu tun hat, ist die Sache sehr unangenehm. „So eine Aktion ist nicht der Stil der CDU. Das hat im ansonsten ausgesprochen fairen Wahlkampf nichts verloren“, stellte Optendrenk klar.