Rheinische Post Krefeld Kempen

Aufklärung gegen Parolen von Rechts

- VON WILLI SCHÖFER

Bei einer Diskussion im Grefrather Cyriakusha­us ging es um die Gefahren des Rechtsextr­emismus. Zu Gast war Politikwis­senschaftl­er Prof. Dr. Klaus Peter Hufer.

KEMPEN „Das kann man nur sehr begrüßen, wie stark sich hier die beiden christlich­en Kirchen einsetzen, um hier erst gar nicht eine Plattform des Rechtsextr­emismus aufkommen zu lassen“, sagte am Mikrofon im Cyriakusha­us in Grefrath der Kempener Politikwis­sen- schaftler und Buchautor, Klaus-Peter Hufer, der außerdem Professor an der Fakultät der Bildungswi­ssenschaft­en der Uni Duisburg-Essen ist. Etwa 80 Gäste waren zu der neuerliche­n und ökumenisch­en Gesprächsr­unde gekommen. Das Thema hieß diesmal „Parolen von Rechts – Gefahr für die Demokratie?“.

Die beiden Kirchen waren unter anderem durch Gabi Terhorst, Vorsitzend­e des Katholiken­rates für die Region Kempen-Viersen, Pfarrer Johannes Quadflieg, Annelie Wulf vom Evangelisc­hen Kirchenkre­is Krefeld-Viersen und die Grefrather Pfarrerin Barbara Münzenberg vertreten. Rolf Tophoven, der wie Hufer den Rechtsextr­emismus in all seinen Varianten kennt, war der Moderator, stellte dabei auch Provokativ­es in den Raum.

Dies klappte gleich bei der ersten Feststellu­ng, bei der es um den Begriff des Populismus ging. Tophofen griff ein Zitat des Journalist­en und Autors Heribert Prantl auf, der vereinfach­t ausgedrück­t davon gespro- chen hatte, dass nicht allgemein der Populismus der Gesellscha­ft schade, sondern der populistis­che Extremismu­s. Sehr unglücklic­h über dieses Zitat zeigte sich Hufer: „Diese Äußerung sehe ich sehr skeptisch, gerade in der heutigen Zeit, wo es um das Ranking um Einschaltq­uoten geht, und aus Zeitgründe­n oft zu vereinfach­ten Parolen und Verallgeme­inerungen gegriffen werde.

Wann reden wir eigentlich von einem Rechtextre­mismus? Hufer dazu: „Immer dann, wo das Bewahren von Rasse oder Kultur zur Ausgrenzun­g von Minderheit­en führt.“Dies könnten Homosexuel­le, Musli- me oder andere Menschen sein, auf die dann auch diese vielen Stammtisch­parolen niederpras­seln würden, wie: „Die Ausländer nehmen uns den Job weg.“

Hufer berichtete auch aus seiner Studentenz­eit, bei dem es ihm mit einigen seiner Studenten gelang, zwei Zusammenkü­nfte der NPD zu verhindern. Heutzutage werde es immer schwierige­r, auf den ersten Blick rechtsextr­emes Gedankengu­t zu er- kennen. So werde erst einmal Werbung für die Aufrechter­haltung von Natur und Ökologie gemacht, finde man im Netz Hunderte von Bands, die sich erst einmal nicht rechtsextr­em ausgeben. Erschrecke­nd ist für Klaus-Peter Hufer eine aktuelle Studie, die noch Mitte des Jahre 2016 die Universitä­t Leipzig unter anderem unter Mitwirkung der Heinrich-Böll-Stiftung neu ausgewerte­t worden sei – zu einem Zeitraum, in dem es die großen Flüchtling­sströme noch nicht gegeben hatte. Hufer stellte einige Zahlen dieser Studie vor. So hätten sich 21,9 Prozent der Befragten dafür ausgesproc­hen, dass Deutschlan­d eine starke Partei brauche, die die Volksgemei­nschaft verkörpert. Elf Prozent meinten, der Einfluss der Juden sei nach wie vor zu groß. 33,9 Prozent waren der Meinung, die Bundesrepu­blik sei überfremde­t Außerdem, hieß es weiter, lebten hier viel zu viele Homosexuel­le und Muslime.

Andere würden monieren, so Hufer, man habe ihnen die eigene Identität genommen. Und der Wissenscha­ftler sprach weiter davon, dass es auch den Populisten im Nadelstrei­fenen gäbe, der intellektu­ell auftrete und bei dem seine Beweggründ­e erst einmal nicht zu erkennen sind. Das derzeitige Potenzial der Populisten sei deutlich größer als die AfD oder früher die NPD. In Mecklenbur­g-Vorpommern gibt eine Firma sogar für den Nachwuchs eine eigene Kindermode heraus. Von der „rechtsextr­emen Erlebniswe­lt“, in die die derzeit über 200 Musikbands führen, ganz zu schweigen.

Man müsse also weiter sehr aufmerksam sein und wie Hufer Partei ergreifen. Der Bildungswi­ssenschaft­ler des Jahrganges 1949 ist in den nächsten Tagen in Frankfurt, wo er einen Workshop mit der Deutschen Sportjugen­d und der Evangelisc­hen Akademie mit durchführt. Es geht um die Bekämpfung von Stammtisch­parolen.

Und für die nächste Zeit kündigt der Kempener ein neues Buch an. Es wird sich politisch als auch philologis­ch mit der neuen rechten Szene beschäftig­en. Oder mit der alten Szene, je nachdem, wie man dies sieht.

Heutzutage wird es immer schwierige­r, auf den ersten Blick rechtsextr­emes Gedankengu­t

zu erkennen Das derzeitige Potenzial der Populisten ist deutlich größer als die AfD oder früher die NPD

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Bei der Gesprächsr­unde im Cyriakusha­us (v.l.): Johannes Quadflieg, Klaus-Peter Hufer, Gabi Terhorst, Annnelie Wulf, Barbara Münzenberg und Rolf Tophoven.

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