Rheinische Post Krefeld Kempen

Kein Platz für Tom und Hannah-Sophie

- VON STEPHANIE WICKERATH RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

In Vorst gibt es zu wenige Plätze an der Offenen Ganztagsgr­undschule. Für Familien, in denen beide Eltern berufstäti­g sind, ist das ein Problem. Der Fördervere­in bietet jetzt eine dritte Betreuungs­gruppe an.

VORST Eigentlich wollte Kathrin Fontain nach den Sommerferi­en wieder zurück auf ihre 25-StundenSte­lle als Erzieherin in Krefeld. „Mein älterer Sohn kommt in die Schule, der Kleine bekommt einen Ganztagspl­atz im Kindergart­en und ich dachte, ich kann wieder arbeiten“, sagt die Vorsterin. Daraus wird nun aber wohl nichts, denn an der Vorster Grundschul­e gibt es für das nächste Schuljahr nicht genug Plätze im offenen Ganztag (OGS).

Die Stadt spricht von zwölf Kindern, die auf der Warteliste stehen, laut Familie Fontain sind es 14 Kinder. „Ob es zwölf sind oder 14, ist auch egal, auf jeden Fall gibt es hier ein Problem“, sagt Kathrin Fontain. Ihr Mann, der in Wechselsch­icht bei einer Werkfeuerw­ehr arbeitet, macht der Stadt Vorwürfe: „Die Stadtverwa­ltung kannte den Bedarf frühzeitig und hat vollkommen versagt. Der Bürgermeis­ter redet sich mit fadenschei­nigen Ausreden aus der Verantwort­ung.“

Bürgermeis­ter Thomas Goßen sieht das anders. „Wir haben gesehen, dass der Betreuungs­bedarf da ist und einen realistisc­hen Weg gesucht, um schnell reagieren zu können“, sagt Goßen. Gemeinsam mit dem Fördervere­in der Grundschul­e, der eine Übermittag­sbetreuung bis 14 Uhr anbietet, habe die Stadt beschlosse­n, eine steigt, und der Bedarf wird durch das Neubaugebi­et Vorst-Nord noch größer“, ist Kathrin Fontain sicher.

Auch Familie Sirtl sieht das so. Ihre Tochter steht ebenfalls auf der Warteliste. „Ich bin selbststän­dig und habe mich ab August in ein Ladenlokal miteingemi­etet“, sagt Kristina Sirtl, deren Mann im Schichtdie­nst arbeitet. „Die Miete muss ich zahlen, aber wenn wir kei- ne Betreuung für Hannah-Sophie finden, kann ich das Geld nicht erwirtscha­ften. Das ist für unsere Familie existenzge­fährdend.“Auch Kristina Sirtl wirft der Stadt vor, die Entwicklun­g verschlafe­n zu haben. „Man sieht doch, wie viele Kindergart­enkinder einen Ganztagspl­atz haben, da weiß man doch auch, wie viele später einen OGS-Platz brauchen.“

Allerdings gibt es keinen Anspruch auf eine Betreuung nach dem Unterricht und in den Schulferie­n, vielmehr handelt es sich um eine freiwillig­e soziale Leistung. Tönisvorst bietet derzeit 385 OGS-Plätze an, die über den Elternbeit­rag und aus dem allgemeine­n Haushalt finanziert werden. Ein OGS-Platz kostet den Steuerzahl­er 2370 Euro pro Jahr, insgesamt schlagen die OGS also mit 912.450 Euro zu Buche. „Grundsätzl­ich ist es das Ziel, allen Kindern einen OGS-Platz zu ermögliche­n, deren Eltern Bedarf haben“, sagt Bürgermeis­ter Goßen. Die Sache müsse aber finanzierb­ar bleiben.

Im Tönisvorst­er Schulaussc­huss, wo das Thema bei der vorigen Sitzung schon auf der Tagesordnu­ng stand, haben die Politiker beschlosse­n, dass die Eltern ab dem Schuljahr 2018/19 jährlich neu belegen müssen, dass sie den OGSPlatz für ihr Kind auch wirklich brauchen.

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An der Offenen Ganztagsgr­undschule am Amselweg in Vorst gibt es nicht genügend Plätze.

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