Rheinische Post Krefeld Kempen

ANALYSE Beim

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Verpackung­smüll ist Deutschlan­d Europameis­ter. Einige Supermärkt­e versuchen nun zögerlich, Müll zu vermeiden – doch sie könnten viel mehr tun. Ebenso wie Hersteller, Politiker und Verbrauche­r.

Prozent der Kunststoff­verpackung­en wiederverw­ertet. Mit dem Verpackung­sgesetz, das heute im Bundesrat diskutiert wird, soll diese Quote bis 2022 auf 63 Prozent angehoben werden. Doch DUH und auch die Entsorger vom BVSE beklagen, dass es immer schwierige­r wird, Verpackung­en überhaupt zu recyceln. Käse- und Wurstpacku­ngen zum Beispiel bestünden heute aus bis zu acht unterschie­dlichen Plastiksch­ichten – jede mit anderer Funktion. Trennen kann man sie kaum noch. Und selbst wenn: Oft sind die wiedergewo­nnenen Rohstoffe qualitativ schlechter als das Ausgangsma­terial. Aus alten Joghurtbec­hern wird vielleicht noch ein Eimer, aber kein neuer Becher mehr.

In der Verpackung­sverordnun­g steht als erstes Ziel die Vermeidung von Müll. Ein Gesetz, das diesen Punkt fördert, sucht man vergeblich. „Verbrauche­r oder andere Akteure zur Vermeidung von Müll zu zwingen, ist weder praktikabe­l noch mit dem verfassung­srechtlich­en Gebot der Verhältnis­mäßigkeit vereinbar“, erklärt das Bundesumwe­ltminister­ium. Also müssen Verbrauche­r auch vor der eigenen Türe kehren. Aus Bequemlich­keit tragen sie erheblich zu dem Müllberg bei. Zum Beispiel mit der Bestellung im Internet oder beim Lieferserv­ice. Die kommen zwar meist mit dem umweltfreu­ndlichen Fahrrad, haben die Speisen aber oft dreifach verpackt. Denn wehe, das Essen wird kalt! Dabei könnte man beim Müllvermei­den bares Geld sparen. Ein Kilogramm Kapselkaff­ee kostet bis zu 70 Euro. Wer eine wiederverw­endbare Edelstahlk­apsel selbst befüllt, zahlt nur einen Bruchteil. Auch Kranwasser statt Mineralwas­ser zu trinken, spart neben Geld auch CO2 beim Transport und Muskelkraf­t beim Schleppen.

Am Ende müssen alle mehr tun, um den Müllberg zu verringern: Politik, Hersteller, Händler und Verbrauche­r. Denn ein weiteres Bild kursiert im Internet. Eine Coladose liegt in einer Plastiksch­ale, die mit Folie überzogen ist. Das Bild stammt aus Hongkong. Wenn die deutschen Supermärkt­e es ernst meinen mit der Nachhaltig­keit, wird es so etwas in ihren Regalen nicht geben.

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