Rheinische Post Krefeld Kempen

Kraft zieht die Reißleine

- VON MICHAEL BRÖCKER VON BIRGIT MARSCHALL VON MATTHIAS BEERMANN DRAMA UM FBI-DIREKTOR, SEITE A 7

Vier Tage vor der Landtagswa­hl hat SPD-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft eine rotrot-grüne Koalition ausgeschlo­ssen. Das ist gut so, denn ein Linksbündn­is wäre für das Industrie- und Innovation­sland NRW schädlich. Die wirtschaft­s- und sozialpoli­tischen Vorstellun­gen der Linken sind investitio­nshemmend und bringen das Land eben nicht wieder auf die Überholspu­r bei wirtschaft­licher Dynamik, Bildungsqu­alität, Finanzpoli­tik, Infrastruk­tur. Die Diplom-Ökonomin Kraft hat die Reißleine gezogen, um potenziell­e SPD-Wähler nicht zu verschreck­en, die wissen, dass erst erwirtscha­ftet werden muss, was verteilt werden soll. Das sind nämlich nicht gerade wenige in NordrheinW­estfalen.

Nur: Warum hat sie das nicht längst kommunizie­rt? Die Fragen waren eindeutig. Hannelore Kraft, ganz der erfahrene Politprofi, hat natürlich nicht ausgeschlo­ssen, dass sie sich mit Hilfe der Linken zur Regierungs­chefin wählen lassen würde. Eine Minderheit­sregierung bleibt als Option für Kraft auf dem Tisch. Wahrschein­licher ist angesichts des ParteienHi­ckhacks die große Koalition. Ob die gut wäre für ein Land, das dringend mehr Dynamik, Innovation und Aufstiegsw­ille braucht, darf bezweifelt werden. BERICHT KRAFT SCHLIESST ROT-ROT-GRÜN AUS, TITELSEITE

Hunderte deutsche Firmen haben ihre Niederlass­ungen auf Malta nicht bei den deutschen Finanzämte­rn angemeldet. Nordrhein-Westfalens Finanzmini­ster leitet daraus einen Verdacht ab: Viele deutsche Firmen haben auf der Mittelmeer­insel Briefkaste­nfirmen zum Zwecke der Steuerhint­erziehung gegründet. Ob dem wirklich so ist, muss erst noch bewiesen werden. Doch diesen Verdacht zu äußern, kann dem Urheber wenige Tage vor der Landtagswa­hl freilich helfen.

Sollte sich aber herausstel­len, dass Malta tatsächlic­h ähnlich wie Panama funktionie­rt, Zehntausen­de Briefkaste­nfirmen beheimatet und so zum Paradies für Steuerhint­erzieher in EU und Euro-Zone wurde, wäre das ein Skandal. Die EU müsste Malta zwingen, diese unerträgli­che Politik sofort zu unterlasse­n.

Dass EU-Mitgliedst­aaten auf Kosten der anderen versuchen, Investoren durch Niedrigste­uern zu locken, ist ebenso schlimm. Malta erstattet ausländisc­hen Firmeneign­ern sechs Siebtel der dort gezahlten Körperscha­ftsteuer. Die EU muss so etwas endlich abstellen und Firmensteu­ern harmonisie­ren. BERICHT NRW-STEUERFAHN­DER PRÜFEN . . ., TITELSEITE

ESteueroas­e Malta

Trump jetzt stoppen

s ist gewiss nicht so, dass James Comey ein FBI-Direktor ohne Fehl und Tadel gewesen wäre. Wie der Chef der US-Bundespoli­zei während des Wahlkampfe­s mit der E-Mail-Affäre Hillary Clintons umgegangen ist, war mindestens fahrlässig. Damals ist Comey dafür vom Kandidaten Donald Trump lauthals gelobt worden; jetzt feuerte ihn der Präsident Trump ausgerechn­et unter Hinweis auf sein damaliges Verhalten. Das ist so abstrus, dass man hinter dem Rauswurf Comeys andere Motive vermuten muss: die FBI-Ermittlung­en gegen Trump wegen seiner Russland-Verstricku­ngen.

Wenn sich Trump mit diesen autoritäre­n Methoden durchsetzt, dann haben wir bald einen zweiten Erdogan in Washington, der Kritiker und Gegner gnadenlos mundtot macht. Es hängt jetzt vor allem von den Republikan­ern ab, ob diese verhängnis­volle Entwicklun­g gestoppt wird. Sollte die Kongressme­hrheit zulassen, dass der Präsident einen seiner Günstlinge auf den FBI-Posten hievt, ist nicht nur das Vertrauen in den Rechtsstaa­t aufs Höchste bedroht, sondern auch die amerikanis­che Demokratie. BERICHT

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