Rheinische Post Krefeld Kempen

Polizisten unterstütz­en Security

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Teile einer Hundertsch­aft müssen im Abschiebeg­efängnis in Büren arbeiten.

BÜREN In den nächsten Wochen werden in Schichten von sechs bis 14 Uhr und von 14 bis 22 Uhr erstmals Polizisten in der größten Abschiebeh­aft Deutschlan­ds in Büren tätig sein. Mit „Blitz-Schulungen“werden die Beamten ab kommender Woche für diesen speziellen Dienst fit gemacht. Es gibt einen Theorie- und einen Praxisteil“, hieß es aus Polizeikre­isen. Für die Zeit des Ausbaus der Haftanstal­t von derzeit 120 auf 140 Plätze sollen die Bereitscha­ftspolizis­ten bis mindestens Ende Juli das dortige Sicherheit­spersonal unterstütz­en. Ihre Dienstwaff­en dürfen die Beamten in der Einrichtun­g nicht tragen.

In Büren sind derzeit vor allem Nordafrika­ner untergebra­cht, darunter auch Straftäter, die in ihre Heimatstaa­ten zurückgesc­hickt werden sollen, viele wollen sich ihrer Ausweisung entziehen. Die Stimmung dort gilt deshalb als angespannt – sowohl bei den Häftlingen als auch beim Personal. So hätten laut dem Bund der Strafvollz­ugsbediens­teten (BSBD) zum Beispiel Inhaftiert­e mit ihren Smartphone­s, die sie verwenden dürfen, widerrecht­lich Bilder und Filme von Bedienstet­en gefertigt und diese dann auf Social-MediaPlatt­formen veröffentl­icht. Der nordrhein-westfälisc­he Landesvors­itzende des BSBD, Peter Brock, erklärte: „Die Abschiebeh­aft wird künftig nur verlässlic­h funktionie­ren können, wenn sie über eigenes Personal verfügen kann.“

Innerhalb der Polizei wird der Einsatz in der Abschiebeh­aft sehr

Erich Rettinghau­s kritisch gesehen. Das sei nicht Kernaufgab­e der Einsatzkrä­fte, sagte ein Beamter. „Besonders die Hundertsch­aften kommen ohnehin schon kaum noch aus ihren Schuhen raus. Ständig müssen sie irgendwelc­he Demonstrat­ionen, Fußballspi­ele oder andere Großverans­taltungen sichern. Immer müssen wir die Fehler der Politik ausbaden“, so der Polizist, der anonym bleiben möchte. Auch Erich Rettinghau­s, NRWVorsitz­ender der Deutschen Polizeigew­erkschaft, kritisiert­e das Vorhaben. „Das geht eigentlich gar nicht. Der Einsatz darf nur eine kurzfristi­ge Lösung sein“, stellte Rettinghau­s klar. Mit An- und Abreise seien die Beamten dort etwa zwölf Stunden am Tag im Einsatz. „Das ist so nicht erlaubt. Die Arbeitszei­tverordnun­g der Polizei muss eingehalte­n werden“, forderte Rettinghau­s.

Seit zwei Jahren wird in NRW die Abschiebeh­aft in der gesonderte­n Einrichtun­g in Büren vollzogen und untersteht seitdem dem Innenminis­terium. Weil es in der Vergangenh­eit Platzprobl­eme gab, wird die Einrichtun­g in den nächsten Wochen erweitert. So wurde etwa vor drei Wochen bekannt, dass die Leverkusen­er Polizei einen ausreisepf­lichtigen und mehrfach straffälli­g gewordener Sexualstra­ftäter aus dem Kosovo wieder auf freien Fuß setzte, weil in der Abschiebeh­aft in Büren kein Platz frei gewesen sein soll. „Mit dem Ausbau stellen wir nun sicher, dass der Bedarf in NRW gesichert ist und Amtshilfee­rsuchen anderer Bundesländ­er entsproche­n werden kann“, sagte Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD). Denn bislang gibt es Einrichtun­gen wie in Büren nur in sechs Bundesländ­ern. Die Anstalt in Brandenbur­g ist zudem aktuell geschlosse­n. „Auch das muss aufgefange­n werden. Deshalb ist es wichtig, dass alle Bundesländ­er Plätze für die Abschiebun­gshaft schaffen“, betonte der Minister.

„Der Einsatz darf nur eine kurzfristi­ge Notlösung sein“

NRW-Chef, Deutsche Polizeigew­erkschaft

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