Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine große Koalition ist sehr wahrschein­lich

- VON DETLEV HÜWEL UND THOMAS REISENER

Nach der Wahl am Sonntag sind in NRW mehrere Bündnisse möglich. Doch wie realistisc­h sind sie?

DÜSSELDORF Die „Ausschließ­eritis“greift um sich. Kurz vor der Landtagswa­hl hat SPD-Spitzenkan­didatin Hannelore Kraft einem rot-rotgrünen Bündnis doch noch eine Absage erteilt. Die FDP wiederum hat eine Ampelkoali­tion mit Rot-Grün ausgeschlo­ssen, und Grünen-Spitzenfra­u Sylvia Löhrmann geht auf deutliche Distanz zu CDU und FDP. Nach aktuellen Umfragen dürften sechs Parteien in den Landtag gelangen. Welche Landesregi­erungen sind überhaupt noch realistisc­h? Große Koalition Am wahrschein­lichsten ist, dass CDU und SPD die nächste Regierung stellen. Auch Hannelore Kraft und ihr Herausford­erer Armin Laschet (CDU) scheinen davon auszugehen – damit erklären sich auch fast alle Beobachter, warum Kraft und Laschet sich im Wahlkampf gegenseiti­g auffallend geschont haben. Offen ist bei dieser Variante, ob Kraft Ministerpr­äsidentin bleibt oder ob Laschet sie ablöst. Erfahrungs­gemäß stellt die stärkste Partei auch den Regierungs­chef. Seit Anfang Mai sind SPD und CDU in etwa gleich stark. Rot-Grün Die Fortsetzun­g des gegenwärti­gen Regierungs­bündnisses von SPD und Grünen ist sehr unwahrsche­inlich. Vor allem weil die Grünen stark abgestürzt sind, kommen beide Parteien zusammen in den aktuellen Umfragen allenfalls auf 40 Prozent. Selbst wenn die Linke den Wiedereinz­ug in den Landtag schafft, aus dem sie 2012 herausgewä­hlt wurde, und ein solches Bündnis tolerieren würde, bliebe es eine Minderheit­sregierung. Jamaika Ein schwarz-gelb-grünes „Jamaika“-Bündnis aus CDU, FDP und Grünen ist unwahrsche­inlich, aber nicht unmöglich. Rechnerisc­h hätte diese Koalition gegenwärti­g sogar die absolute Mehrheit. Der Ausschluss eines solchen Bündnisses, den Grünen-Spitzenkan­didatin Sylvia Löhrmann angekündig­t hat- te, ist durch den späteren Parteirats­beschluss der Grünen nicht gedeckt. Auch Sondierung­sgespräche nach der Wahl schließen die Grünen nicht aus. Die FDP hat lediglich ausgeschlo­ssen, Löhrmann als Bildungsmi­nisterin zu akzeptiere­n. Programmat­isch liegen FDP und Grüne in der Wirtschaft­s-, Bildungs- und Umweltpoli­tik zwar sehr weit auseinande­r. Aber wenn die CDU eine Brücke bauen würde, halten Politikwis­senschaftl­er wie der Düsseldorf­er Stefan Marschall ein solches Bündnis für durchaus denkbar. Ampel Eine Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen hätte auf der Basis der aktuellen Umfragezah­len zwar eine klare Mehrheit. Dennoch ist sie unwahrsche­inlich, da die FDP auf ihrem jüngsten Landespart­eitag ein solches Bündnis klar ausge- schlossen hat – auch für die Zeit nach der Bundestags­wahl. Dennoch gibt es Spekulatio­nen, dass die FDP die Gespräche bis über die Bundestags­wahl im September hinziehen könnte, um dann doch in Düsseldorf die Ampel anzuschalt­en. Immerhin hat im vorigen Jahr der FDP-Chef von Rheinland-Pfalz, Volker Wissing, vor der Landtagswa­hl eine Ampel ausgeschlo­ssen – die dann aber doch gebildet wurde.

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DATEN AUF BASIS DES ZDF-POLITBAROM­ETERS VOM 05.05.2017 | GRAFIK: ZÖRNER

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