Rheinische Post Krefeld Kempen

INTERVIEW „Über eine Jamaika-Koalition ist noch nicht entschiede­n“

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Der grüne Umweltmini­ster aus Schleswig-Holstein über mögliche Bündnisse im Norden – und wie er die Chancen für NRW einschätzt.

Herr Habeck, Ihre Grünen haben in Schleswig-Holstein fast 13 Prozent geholt, die NRW-Grünen bangen um den Einzug in den Landtag. Was machen Sie im Norden besser? HABECK Wir hatten einfach eine andere Ausgangsla­ge. Insofern sind Ratschläge unangemess­en. Man kann die Situation nicht vergleiche­n. Im Augenblick läuft der Bundestren­d gegen uns Grüne, davon kann sich auch NRW nicht ganz freimachen, obwohl die Partei hier gute Politik gemacht hat. Wir haben vielleicht auch davon profitiert, dass ich bei der Urwahl zum Spitzenkan­di- daten der Grünen für den Bundestag knapp durchgefal­len bin. Das hat den Landesverb­and unabhängig­er vom Bundestren­d gemacht. Sie suchen offenbar den Konsens, Ihre Parteifreu­nde in NRW, vor allem der Umweltmini­ster, gehen auf Konfrontat­ion. Ist das der Unterschie­d? HABECK Ich habe wie NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel den Landwirten ein neues Ordnungsre­cht zugemutet, wir haben die Abstände der Windkrafta­nlagen nicht vergrößert. Ich wurde von 2000 Bauern ausgepfiff­en. Aber im vergange- nen halben Jahr konnten wir auch die CDU überzeugen, dass reine Obstruktio­nspolitik nicht weiterhilf­t. Das ist in NRW anders. Dann ist also die CDU am Niedergang der Grünen schuld? HABECK Ich glaube ja, dass dieses Gerede von Niedergang Quatsch ist. Ich bin sicher, dass die Grünen hier ein gutes Ergebnis hinlegen können. In Schleswig-Holstein hat sich durch die harten Diskussion­en der Bauernverb­and auf uns zubewegt, das hat offenbar auch die Union beeindruck­t, jedenfalls vor der Wahl. Und jetzt machen Sie den NRW-Grünen vor, wie Jamaika – eine Koalition mit CDU und FDP – geht? HABECK Das ist noch nicht entschiede­n. Wir wollten am liebsten die Koalition mit SPD und SSW fortsetzen. Der Wähler hat anders entschiede­n. Können Sie mit Verlierern koalieren? HABECK Wir haben eine komplizier­te Situation, mit der wir verantwort­ungsvoll umgehen müssen. Das ist der Job für die nächsten Wochen. Was hält Sie denn davon ab, mit der CDU zusammenzu­gehen? HABECK Vor allem im Bereich innere Sicherheit, Umgang mit Flucht, Einwanderu­ng, Integratio­n und Abschiebun­g gibt es große Differenze­n. Wo müsste die CDU sich bewegen? HABECK Es gibt eine Reihe von Dingen, wo sich SPD, Grüne und FDP näherstehe­n, beispielsw­eise sind wir uns über die Sinnhaftig­keit eines Einwanderu­ngsgesetze­s einig. So etwas kann ich zurzeit nicht mit der CDU machen. M. BRÖCKER, M. KESSLER UND S. WEIGEL FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

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FOTO: KREBS Robert Habeck (47).

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