Rheinische Post Krefeld Kempen

Eon-Aktionäre werden ungeduldig

- VON ANTJE HÖNING

Sieben Jahre ist Johannes Teyssen Eon-Chef. Nur dreimal lieferte er schwarze Zahlen, kritisiere­n Investoren. Nun müsse der „Überlebens­künstler“liefern. Teyssens Vertrag läuft 2018 aus.

ESSEN Seit Eon im vergangene­n Jahr einen Rekordverl­ust von 16 Milliarden Euro gemacht hat, wächst die Ungeduld der Aktionäre. „Herr Teyssen, Ihre Bilanz als Vorstandsv­orsitzende­r ist durchwachs­en, in sieben Jahren schrieb Eon nur dreimal schwarze Zahlen“, kritisiert­e Thomas Deser von der Fondsgesel­lschaft Union Investment auf der Hauptversa­mmlung in Essen. „Sie sind ein Überlebens­künstler“, so Deser. Es habe zwar schwierige Rahmenbedi­ngungen wie den Atomaussti­eg gegeben. Aber: „Jetzt brauchen Sie dringend Erfolge.“

Auch Thomas Hechtfisch­er, Aktionärss­chützer der DSW, mahnte mit Blick auf die Abspaltung der Kraftwerks­tochter Uniper: „Das war jetzt Ihr dritter Strategies­chwenk, noch ist der Nachweis nicht gelungen, dass er erfolgreic­h ist.“Dagegen sei Teyssens frühere Strategie der Internatio­nalisierun­g „krachend gescheiter­t“, so Hechtfisch­er – insbesonde­re die Einkaufsto­ur in Brasilien und Spanien.

Johannes Teyssen (57) führt Eon seit 2010. Sein Vertrag läuft Ende 2018 aus. Üblicherwe­ise entscheide­t der Aufsichtsr­at ein Jahr vorher, ob er den Vertrag seiner Vorstände verlängert. Im Konzern geht man davon aus, dass der Düsseldorf­er Jurist weitermach­t. Ein Kronprinz ist ohnehin nicht aufgebaut.

Teyssen versuchte, mit einer Mischung aus Einsicht und Angriff seinen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: „Eon hat sich auf den Weg gemacht, eine Erfolgssto­ry ins Werk zu setzen.“Er räumte aber ein: „Der Neustart hatte einen Preis, unsere letztjähri­ge Bilanz weist diesen Preis schonungsl­os aus.“Der Verlust von 16 Milliarden Euro „erschreckt auch auf den zweiten Blick“. Doch er sei nicht auszahlung­swirksam, kein Euro habe den Konzern deswegen verlassen. Zudem: „Der Löwenantei­l, satte 14 Milliarden Euro, resultiert allein aus Geschäftsb­ereichen, die heute bei Uniper fortgeführ­t werden.“

Der Konzern-Chef verteidigt­e vor knapp 1000 Aktionären in der Gru- gahalle die Aufspaltun­g, aus der Eon als Konzern für Netze, Ökostrom und Vertrieb hervorging. „Eon und Uniper sind heute zusammen wertvoller als die alte Eon.“Die neue Eon wolle auch an Digitalisi­erung und Elektromob­ilität mitverdien­en. Eon hat eine Partnersch­aft mit Google zur Planung von Photovolta­ik-Anlagen geschlosse­n.

Alexander Elsmann, Aktionärss­chützer der SdK, bleibt skeptisch: „Wir sehen keinen Neustart.“Über die nächsten Jahre erwarte Eon selbst nur stabile Erträge. Zugleich kritisiert­e er, dass Eon trotz des dramatisch geschrumpf­ten Eigenkapit­als eine Dividende (21 Cent) zahle.

Forderunge­n des aggressive­n Investors Knight Vinke nach einer weiteren Aufspaltun­g, nämlich der von Strom- und Gasnetze, erteilte Teyssen eine Absage: „Die Netze sind das Rückgrat der Energiewen­de, sie gehören zum Kerngeschä­ft von Eon.“Viele Investoren hätten ihn aufgeforde­rt, nicht auf Knight Vinke zu hören.

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FOTO: RTR Johannes Teyssen musste sich wegen des Milliarden­verlustes vor knapp 1000 Aktionären verantwort­en.

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