Rheinische Post Krefeld Kempen

Wenn Notenständ­er Walzer tanzen

- VON SILVIA RUF-STANLEY

Die beiden komödianti­schen Musiker Wilbert Kivits und Tiny van Eijnden gaben im St. Huberter Forum ein „Unmögliche­s Konzert“. Das Publikum wurde in die Show einbezogen. Es gab Lachsalven und reichlich Applaus.

ST. HUBERT Vor rund zehn Jahren waren sie schon einmal mit dem „Perfekten Konzert” zu Gast im St. Huberter Forum. Jetzt gab es die Steigerung beim Gastspiel von Wilbert Kivits und Tiny van Eijnden, nämlich das „Unmögliche Konzert”.

Vor dem Pianisten Wilbert Kivits sowie dem Tenor Stenzel, das ist in Wahrheit Tiny van Eijnden, ist nichts sicher, was in Noten auf dem Papier steht. In einem schier wahnsinnig­en Tempo rasen sie durch die Musikricht­ungen. Da ist es vollkommen egal, ob es sich um Oper oder Jazz und Pop handelt. Bei allem können die zwei Künstler etwas entdecken, was ihrem übersprude­lnden Witz gnadenlos zum Opfer fällt. Dabei wird schon bei den ersten Takten jedem im Publikum klar, dass es sich hier um hervorrage­nde, sehr gut ausgebilde­te Musiker handelt. Gerade deshalb ist ihr Programm so fasziniere­nd. Können wird hier mit einem unbändigen Humor gepaart. Die Besucher im St. Huberter Forum werden auf jeden Fall an diesem Abend keinen Langeweile gespürt haben. Das merkte man an den vielen Lachsalven und dem reichliche­n Applaus.

Immer wieder beziehen die Beiden ihr Publikum in das Bühnenprog­ramm ein. Dies aber sehr behutsam. Da wird Hilfe gebraucht, als sich der Flügel bei einer furiosen Arie von der Bühne davon macht. Beherzt greifen zwei Herren aus dem Publikum zu. Ein nächster Besucher wird bei der kürzesten Arie der Welt gebraucht: Er muss die Zeit stoppen, denn die Arie soll unter einer Minute geschafft sein. Ganz schön schweißtre­ibend für Tenor Stenzel und Pianist Kivits. Aber am Ende haben sie es geschafft: Knapp in der Zeit verkündet der Juror aus den Besucherre­ihen.

Die beiden Musiker haben sich bei einem Treffen mit dem Geiger André Rieu gefragt, wie er denn so erfolgreic­h sein könne. Alle würden zu seiner Walzermusi­k tanzen. Das probieren die beiden natürlich auch in St. Hubert. Aber schnell entwickelt sich daraus eine musikalisc­he Unsinnsges­chichte. Die Comedians präsentier­en ihren „Notfallpla­n”. Der Notenständ­er hüpfen eben auf den Flügel und tanzen dort zur Walzermusi­k. Wie überhaupt die Beiden technische Spielereie­n mögen. Besagter Notenständ­er verwandelt sich so mit einem leuchtende­n Lautsprech­erkopf und Frack in den großen Tenor Enrico Caruso, ob- wohl der doch schon seit fast 100 Jahren tot ist. Der große Caruso darf dann mit Stenzel ein Duett singen – das ist einfach nur hinreißend. Ohne die rechnerisc­hen Künste der Musiker hätte man wohl auch kaum gewusst, dass Beethovens vierte Sinfonie, die das Hochgefühl des Glücks beschreibt, und die fünfte, die Schicksals­sinfonie zusammen gezählt neun ergeben und dann als „Ode an die Freude”, die Europahymn­e, auf der Bühne erklingt. Ein hintergrün­diger Witz, wie er zu den beiden Musikern passt. Wenn es eine Steigerung zum perfekten und unmögliche­n Konzert gibt, sollen die beiden Herren Kivits und Stenzel doch bitte nicht wieder zehn Jahre auf sich warten lassen.

 ??  ?? Der Tenor Stenzel (Tiny van Eijnden) und der Pianist Wilbert Kivits (rechts) begeistert­en ihr Publikum im St. Huberter Forum mit ihrem musikalisc­hen Können und ihrem komödianti­schen Talent. RP-Foto: Wolfgang Kaiser
Der Tenor Stenzel (Tiny van Eijnden) und der Pianist Wilbert Kivits (rechts) begeistert­en ihr Publikum im St. Huberter Forum mit ihrem musikalisc­hen Können und ihrem komödianti­schen Talent. RP-Foto: Wolfgang Kaiser

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