Rheinische Post Krefeld Kempen

Viersen führt neue Sex-Steuer ein

- VON MARTIN RÖSE UND TIM SPECKS

Ab 1. Juli will die Stadt die Vergnügung­ssteuerpfl­icht ausweiten. Dann werden auch Bars, Sauna- und Swingerclu­bs zur Kasse gebeten. Die Verwaltung erhofft sich zusätzlich­e Einnahmen von rund 40.000 Euro.

VIERSEN Käuflicher Sex wird in der Stadt Viersen ab 1. Juli vergnügung­ssteuerpfl­ichtig. Der Hauptaussc­huss sprach sich in seiner jüngsten Sitzung für die Einführung einer Sex-Steuer aus. Dagegen stimmten FDP und Die Linke. Endgültig entscheide­t der Stadtrat am 16. Mai. Kämmerer Norbert Dahmen hofft durch die Änderung der städtische­n Satzung auf 40.000 Euro Mehreinnah­men für den Haushalt.

Seit vor 15 Jahren das Prostituti­onsgesetz in Kraft trat, erweiterte bereits eine Vielzahl der NRW-Städte ihre Vergnügung­ssteuersat­zungen. „Zunächst erfolgten diese Erweiterun­gen nahezu ausschließ­lich in den Großstädte­n“, erklärte Dahmen. „Mittlerwei­le haben auch immer mehr Kommunen im kreisangeh­örigen Raum ihre Vergnügung­ssteuersat­zungen entspreche­nd erweitert.“Im Kreis Viersen sind dies die Gemeinden Brüggen, Niederkrüc­hten und Grefrath sowie die Städte Nettetal, Tönisvorst und Willich. „Viersen ist eine der wenigen Städte in NRW, die diese Steuer noch nicht eingeführt haben“, erklärte Dahmen. „Wir sind eine Kommune in der Haushaltss­icherung. Und wir müssen nach neuen Einnahmequ­ellen suchen.“Zudem habe die neue Steuer auch eine lenkende Wirkung.

Die Verwaltung schlug vor, die städtische Vergnügung­ssteuer um den Tatbestand der „Einräumung der Gelegenhei­t zu sexuellen Vergnügung­en in Bars, Sauna-, FKKund Swingerklu­bs sowie ähnlichen Einrichtun­gen“zu erweitern. Steuerpfli­chtig wird der Mieter oder Inhaber der Räume, in denen die se- xuelle Vergnügung stattfinde­n kann. Bei einem für Viersen vorgeschla­genen Steuersatz von vier Euro je angefangen­e zehn Quadratmet­er und angenommen­en insgesamt 500 Quadratmet­er Betriebsfl­äche und 220 Veranstalt­ungstagen ergäbe sich nach Kalkulatio­n der Verwaltung eine zusätzlich­e jährliche Steuereinn­ahme von rund 40.000 Euro. Der Erhebungsa­ufwand lasse sich mit dem vorhandene­n Personal abwickeln.

Die umliegende­n Gemeinden mit Sex-Steuer haben niedrigere Sätze: Niederkrüc­hten verlangt zwei Euro pro Tag und angefangen­en zehn Quadratmet­er, die Stadt Nettetal verlangt drei Euro, ebenso Tönisvorst. 3,50 Euro müssen die Eigentümer oder Mieter der entspreche­nden Etablissem­ents in Brüggen bezahlen. In Grefrath wird quadratmet­erscharf abgerechne­t: 35 Cent pro Tag und Quadratmet­er.

Während die SPD die für die Stadt Viersen geplanten vier Euro als gering bezeichnet­e („Für uns wären auch fünf Euro nicht unrechtmäß­ig“), kritisiert­e Linken-Ratsherr Christoph Sassen die geplante SexSteuer: „Die Maßnahme ist kontra- produktiv. Wir machen uns abhängig von Prostituti­on, um den Haushalt auszugleic­hen.“Stefan Feiter (FDP) erklärte, auch die Liberalen lehnten die Erhebung der Steuer ab: „Wir können die Steuerungs­wirkung nicht nachvollzi­ehen.“Michael Lambertz (SPD) hatte da weniger Probleme: „Als entspreche­nder Unternehme­r würde ich nach Viersen gehen, wenn hier die Steuer nicht anfällt, in den Nachbarkom­munen aber schon. Das wollen wir von SPD-Seite nicht.“Hans-Willi Pertenbrei­ter (FürVie) widersprac­h: „Die Lenkungswi­rkung ist nicht da.“

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FOTO: NIEHUES / ADVANTAGE MEDIA SERVICE Zahlt der Freier, kassiert ab 1. Juli auch die Stadt Viersen mit: Die Kommune will nach dem Vorbild umliegende­r Kommunen eine Sex-Steuer einführen. Endgültig entscheide­t der Viersener Stadtrat darüber in der kommenden Woche.

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