Rheinische Post Krefeld Kempen

Das kostet ein Abstieg

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N UND PATRICK SCHERER

Die finanziell­en Folgen sind für einen Verein in vielen Bereichen spürbar. Nicht alle liegen unmittelba­r auf der Hand.

DÜSSELDORF Wenn ein Abstieg feststeht, kommen erst einmal die Tränen und der Schock. Doch die Emotionen werden schnell abgelöst. Von einem ganzen Rattenschw­anz wirtschaft­licher Folgen, denen sich ein Klub gegenübers­ieht, dessen Profis demnächst eine Liga tiefer spielen. Rückkehr Die vielleicht größte Krux eines Abstiegs ist die Hürde Wiederaufs­tieg. Denn der Weg zurück ist ein Kraftakt, der den meisten nicht gelingt. Nicht einmal jeder dritte Bundesliga­absteiger schaffte in den zurücklieg­enden zehn Jahren den direkten Wiederaufs­tieg. Und mit jedem weiteren Jahr im Unterhaus wird es, auch das zeigt die Historie, immer schwerer. Umsatz Mit 627 Millionen Euro war der FC Bayern in der Saison 2015/16 Krösus der Bundesliga, deren 18 Vereine im Schnitt 170 Millionen Euro umsetzten. Alle 18 Zweitligis­ten setzten im selben Zeitraum weniger um als der FC Bayern allein (608 Millionen Euro – ein Schnitt von knapp 34 Millionen). Absteiger Hannover kalkuliert­e für die laufende Zweitligas­aison mit Einbußen von 40 Millionen Euro im Umsatz. Bremen hätte im vergleichb­aren Fall ähnlich gerechnet. Oft genug wird Einbußen mit Personalkü­rzungen begegnet. Da kann es den Jugendtrai­ner genauso treffen wie die Mitarbeite­rinnen auf der Geschäftss­telle. TV-Gelder Ab dem 1. Juli greift der neue TV-Vertrag. Dann wird knapp eine Milliarde Euro an die 36 Profiklubs ausgeschüt­tet (Bis zur Saison 2020/21 steigt der Betrag auf nahezu 1,4 Milliarden). 70 Prozent der Einnahmen werden nach einer FünfJahres-Wertung (getrennt für beide Ligen) im Verhältnis 4:1 verteilt. 565 Millionen Euro für das Oberhaus, 141 Millionen für das Unterhaus.

23 Prozent werden nach einer ligaübergr­eifenden Fünf-Jahres-Tabelle mit 36 Teams verteilt. In dieser Kategorie kann ein Zweitligis­t mehr bekommen als ein Erstligist. Das ist als Rettungsfa­llschirm für langjährig­e Bundesliga­klubs beim Abstieg gedacht.

Die restlichen sieben Prozent werden nach einer 20-Jahres-Tabelle und der Bewertung der Nachwuchsf­örderung verteilt. Der Letzte der 1. Liga erhält so rund 22 Millionen Euro, die Absteiger noch rund 20 Millionen. Der Letzte der 2. Liga bekommt etwa 6,5 Millionen. Gravierend­er ist die Differenz zwischen 2. und 3. Liga. Für die 20 DrittligaT­eams stehen zusammen gerade mal 12,8 Millionen Euro zur Verfügung. Sponsoring Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass die Verträge der Vereine mit Ausrüstern und Sponsoren leistungsb­ezogen gestaffelt sind. Ein aktuelles Beispiel liefert Fortuna Düsseldorf. Zum 1. Juli wird Uhlsport für mindestens vier Jahre neuer Ausrüster des Zweitligis­ten. 450.000 Euro pro Saison kassiert Fortuna in der 2. Liga – 750.000 Euro wären es in der 1. Liga, das sind 67 Prozent mehr. Stadion Die eigene Arena kann eine große Belastung werden. Bestes Beispiel ist der 1. FC Kaiserslau­tern. Der Klub stieg 2012 letztmals ab. Die Pacht für das zur WM 2006 ausgebaute Fritz-Walter-Stadion wurde daraufhin zwar reduziert, dennoch fließen 2,6 Millionen Euro pro Jahr an die Stadt. Zum Vergleich: Der Lizenzspie­leretat beträgt deshalb im fünften Jahr Zweitklass­igkeit nur noch etwas mehr als 8,5 Millionen. Auch die Zuschauerz­ahlen sinken im Regelfall beim Abstieg. Fest steht: Je größer das Stadion, desto größer ist das Loch in der Kasse. Bei einer 50.000 Plätze fassenden Arena ist das Minus größer als beim Stadion mit einem Fassungsve­rmögen von 15.000 Plätzen. Transfers Die Einnahmens­eite wird durch Spieler geschwächt, die bei einem Abstieg ablösefrei wechseln dürfen – oder eine Ausstiegsk­lausel besitzen. Zudem verschlech­tert sich die Verhandlun­gsposition bei Spielern, die aufgrund der zu hohen Gehaltskos­ten abgegeben werden müssen. Dabei sind viele Vereine nach einem Abstieg auf Transferei­nnahmen angewiesen, um andere Etatlöcher zu stopfen.

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FOTO: IMAGO Schon wieder geht’s runter: Ein „Glubberer“trauert 2014 auf Schalke nach dem achten Abstieg des 1. FC Nürnberg aus der Fußball-Bundesliga.

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