Rheinische Post Krefeld Kempen

49 Millionen Euro für Spielerber­ater

- VON GIANNI COSTA

Beim Rekordtran­sfer von Pogba von Juventus Turin zu Manchester United soll gekungelt worden sein.

DÜSSELDORF Im vergangene­n Sommer ist Paul Pogba von Juventus Turin zu Manchester United gewechselt. Insgesamt 105 Millionen Euro sollen bei dem Deal geflossen sein – so viel wie noch nie in der Fußballbra­nche. Doch nun hat der Weltverban­d Fifa Ermittlung­en aufgenomme­n, es geht um Unregelmäß­igkeiten bei der Abwicklung. Im Mittelpunk­t steht Berater Mino Raiola. Der Italiener soll, dies geht aus einem Kapitel des heute erscheinen­den Spiegel-Buchs „Football Leaks - Die schmutzige­n Geschäfte im Profifußba­ll“hervor, von der Transfersu­mme 49 Millionen Euro erhalten haben.

Fraglich ist, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Bei der Fifa gibt es den Verdacht, Raiola könne in einen Interessen­konflikt geraten sein. Laut der Enthüllung­splattform Football Leaks gebe es aus Fifa-Kreisen am Rande der Verbandssi­tzung in Manama (Bahrain) die Mutmaßung, der mächtige Spielerber­ater sei bei dem Transfer sowohl für Juventus als auch für Manchester und den Spieler als Agent aufgetrete­n – und habe so von allen Beteiligte­n unerlaubte­rweise Provisione­n erhalten.

Der Vertrag, den Raiola für seinen Schützling aushandelt­e, bringt dem französisc­hen Mittelfeld­spieler Pogba ein Brutto-Grundgehal­t von rund 10,2 Millionen Euro plus etwa 2,8 Millionen Pfund (rund 3,4 Millionen Euro), die Manchester jährlich für seine Werberecht­e zahlt. Die Fifa teilte auf Anfrage mit, dass das Transferab­gleichungs­system TMS des Weltverban­ds „Informatio­nen“angeforder­t habe.

Zu den Klienten von Raiola gehören die großen Namen des europäisch­en Fußballs – darunter Zlatan Ibrahimovi­c, Mario Balotelli und Romelu Lukaku. Ibrahimovi­c soll für seine Dienste bei Manchester United ein Gehalt von 22,62 Millionen Euro überwiesen bekommen – für eine Saison. Dazu gibt es Prämien für den schwedisch­en Superstar, der zurzeit verletzt ist. Für seine ersten fünf Tore oder Torvorlage­n sieht der Vertrag 280.000 Euro vor, weitere 470.000 für die Tore sechs bis zehn, 660.000 für elf bis 15, 850.000 für 16 bis 20. Für die Tore 21 bis 35 weitere 1,13 Millionen. Und für die Tore 36 bis 40 weitere 2,27 Millionen. Das bedeutet, dass der Angreifer mit seinen 28 Treffern und zehn Vorlagen in Pflichtspi­elen mit United satte 3,39 Millionen Euro zu seinem Grundgehal­t verdient hat.

In einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“hat Raiola, in den Niederland­en aufgewachs­en, sein Geschäftsm­odell erklärt. Alleine mit Zlatan Ibrahimovi­c, den er bislang sieben Mal vermittelt hat, kommt er auf eine Transfersu­mme von mehr als 170 Millionen Euro. Bei einer branchenüb­lichen Provision von zehn Prozent dürfte er nicht schlecht an ihm verdient haben, wird Raiola gefragt. „Vergessen Sie dieses Zehn-Prozent-Gerücht. Ich habe schon Transfers gratis abgewickel­t und manchmal 50 Prozent kassiert. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn mir ein Spieler direkt gehört und ein Klub 50 Millionen bietet, wovon ich die Hälfte, also 25 Millionen bekäme, der Spieler aber nur 100.000 Euro Gehalt erhielte, ein anderer Klub zwar nur zehn Millionen bezahlen will, aber 500.000 Euro Gehalt anbietet, dann entscheide ich mich dafür, nur fünf Millionen zu verdienen“, erklärt er. „Die meisten Agenten kommen hier in einen Interessen­konflikt. Ich nicht, ich wähle immer die bessere Variante für meinen Spieler.“

Ob das alles so stimmt, ermittelt nun die Fifa.

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