Rheinische Post Krefeld Kempen

Merkel verspricht Steuersenk­ung

- VON MARTIN KESSLER UND EVA QUADBECK

Pünktlich zum Endspurt des NRW-Wahlkampfs kündigt die Kanzlerin eine moderate Entlastung der Steuerzahl­er an. In zwei neuen Umfragen liegt die CDU im Land knapp vor der SPD.

DÜSSELDORF Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat gestern beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf eine konkrete Zahl zu ihren Steuersenk­ungsplänen genannt. „Wir wollen in einem Umfang von 15 Milliarden Euro eine Erleichter­ung beim sogenannte­n Mittelstan­dsbauch schaffen“, sagte die CDU-Vorsitzend­e auf der von der Rheinische­n Post organisier­ten Veranstalt­ungsreihe. Die Kanzlerin sprach sich dafür aus, die Progressio­n im Tarifverla­uf abzumilder­n: „Das ist für die Leute, die schon schnell in den Spitzenste­uersatz geraten, Facharbeit­er oder Menschen, die Überstunde­n machen.“Zugleich machte sie deutlich, dass nur begrenzte Entlastung­en infrage kämen.

Nach der jüngsten Steuerschä­tzung fließen dem Gesamtstaa­t bis 2021 rund 54 Milliarden Euro an Mehreinnah­men zu. Der Wirtschaft­sflügel der Union möchte die Bürger mit einem doppelt so hohen Volumen entlasten wie Merkel und Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU). Auch der bayerische Finanz- minister Markus Söder (CSU) forderte eine stärkere Entlastung der Steuerzahl­er. „Wir haben Rekordeinn­ahmen in Deutschlan­d“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Merkel sagte auf die Frage, ob es dann mit der CSU einen Kompromiss geben würde: „Nehmen Sie meine Worte so, wie sie sind.“Zugleich versprach die Kanzlerin, dass es zwischen 2017 und 2021 keine Steuererhö­hungen geben werde.

SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz will erst am Montag nach der NRW-Wahl das Steuerkonz­ept der Sozialdemo­kraten vorstellen. Die Grünen und die Linken dringen auf eine höhere Besteuerun­g der Vermögende­n.

Eine vertiefte Zusammenar­beit wünscht sich Merkel mit Deutschlan­ds wichtigste­m Partner in Europa, Frankreich. „Der neue Präsident Emmanuel Macron ist reformwill­ig“, sagte die Kanzlerin. Die geplante Investitio­nsinitiati­ve des soziallibe­ralen Politikers sieht sie durchaus positiv. „Ich denke schon seit 2013 über ein Budget in der Eurozone nach, mit dem wir reformfreu­digen Ländern helfen können. Wir können gerne über gemeinsame Inves- titionspro­gramme nachdenken, weil Deutschlan­d im digitalen Bereich auch Nachholbed­arf hat.“

Die Debatte über eine Reform der Eurozone wurde in Deutschlan­d kurz nach der Wahl Macrons angestoßen. Merkel zeigte sich zuversicht­lich, dass in der EU eine neue Dynamik möglich ist. Dazu sei aber weiter eine Politik der soliden Haushaltsf­ührung und der wirtschaft­lichen Erneuerung notwendig.

In NRW setzt Merkel auf einen Machtwechs­el. In zwei gestern veröffentl­ichen Umfragen (Yougov für Sat.1 NRW sowie Forschungs­gruppe Wahlen für das ZDF-„Politbarom­eter“) liegt die CDU im Land jeweils einen Punkt vor der regierende­n SPD. Ausdrückli­ch lobte Merkel den CDU-Spitzenkan­didaten Armin Laschet: „Laschet vertritt ein klares Programm, das lautet: Wir werden nicht in allen Fragen anders sein, aber in einigen besser. Wir haben Defizite in NRW bei der Infrastruk­tur, Bildung und inneren Sicherheit.“Sie werde Laschet nach Kräften unterstütz­en. „Deshalb bin ich in Nordrhein-Westfalen.“

Die CDU-Chefin verteidigt­e zudem ihre Flüchtling­spolitik. Sie habe keine andere Wahl gehabt, als die von Krieg und Terror verfolgten Menschen aus humanitäre­n Gründen ins Land zu lassen. Es sei eine rationale Entscheidu­ng gewesen, weil die Situation mit Tausenden über die Ägäis ankommende­n Flüchtling­en so nicht haltbar gewesen sei. Aber klar sei, dass sich diese Situation nicht wiederhole­n dürfe. Leitartike­l Politik

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Bundeskanz­lerin Angela Merkel stellte sich beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf den Fragen von RP-Chefredakt­eur Michael Bröcker.
FOTO: ANDREAS BRETZ Bundeskanz­lerin Angela Merkel stellte sich beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf den Fragen von RP-Chefredakt­eur Michael Bröcker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany