Rheinische Post Krefeld Kempen

Wehrpflich­t-Debatte nach NS-Skandal

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Wegen der Häufung rechtsextr­emer Vorfälle steht die Berufsarme­e in der Kritik.

BERLIN (RP) Als Reaktion auf rechtsextr­eme Tendenzen in der Bundeswehr ist eine Debatte um die Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t entbrannt. Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Patrick Sensburg befürworte­te gestern einen solchen Schritt: Die Aussetzung der Wehrpflich­t habe bewirkt, dass die Bundeswehr keinen Querschnit­t der Gesellscha­ft mehr abbilden könne, sagte er dem „Hamburger Abendblatt“. Das schwäche „das Immunsyste­m gegen Demokratie­feindlichk­eit“.

Dem widersprac­h Bundeskanz­lerin Angela Merkel: „Was die Bundeswehr braucht, ist Berechenba­rkeit in ihrer Entwicklun­g.“Die Wehrpflich­t war vor sieben Jahren auf Betreiben vor allem des damaligen Verteidigu­ngsministe­rs Karl-Theo- dor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt worden. Damit, so die Kanzlerin, sei eine grundsätzl­iche Entscheidu­ng getroffen worden. „In der Kontinuitä­t dieser Entscheidu­ng sollten wir jetzt auch die nötigen Reformen

Michael Wolffsohn vornehmen.“Merkel hob den „von der überwiegen­den Mehrheit sehr, sehr gut geleistete­n Dienst“hervor.

Auch die Grünen halten nichts von einer Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t als Mittel gegen rechtsextr­emes Gedankengu­t in der Bun- deswehr. „Wer jetzt fast schon reflexarti­g die Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t fordert, hat nichts von den Problemen verstanden, mit denen die Bundeswehr gegenwärti­g zu kämpfen hat“, sagte der GrünenVert­eidigungsp­olitiker Tobias Lindner.

Der Historiker Michael Wolffsohn prophezeit­e der Bundeswehr eine Zukunft als Söldnerarm­ee. „Ohne allgemeine Wehr- oder Dienstpfli­cht – für Männer und Frauen – geht es nicht“, sagte der ehemalige Professor der Bundeswehr-Hochschule in München. Sonst sei nur noch eine Möglichkei­t denkbar, so Wolffsohn: „eine Söldnerarm­ee à la Fremdenleg­ion“. Dies wäre ein Alptraum, fügte er hinzu. Leitartike­l

„Ohne allgemeine Wehroder Dienstpfli­cht

geht es nicht“

Historiker

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