Rheinische Post Krefeld Kempen

Laschets Strategie erweist sich als richtig

- VON THOMAS REISENER VON MARTIN BEWERUNGE VON PHILIPP JACOBS OPPOSITION VERLIERT GEDULD . . ., SEITE A 5

Die Zuverlässi­gkeit von Umfragen hat gelitten. Aber sie sind immer noch die genaueste Methode, um Stimmungen vor Wahlen zu messen. In der jüngsten liegt CDUSpitzen­kandidat Armin Laschet erstmals seit April 2016 wieder vor Hannelore Kraft (SPD).

Der Vorsprung liegt unterhalb der Fehlertole­ranz, die solche Umfragen immer haben. Ob es für einen Regierungs­wechsel reicht, ist völlig offen. Aber eins steht trotzdem schon fest: Laschet wurde unterschät­zt. Von vielen Beobachter­n und auch in den eigenen Reihen. Er galt lange als Verlegenhe­itskandida­t, als zu wenig charismati­sch und schlecht organisier­t. Kritisiert wurde auch, dass er ungewöhnli­ch spät in den Wahlkampf eingestieg­en ist. Nur wenige haben damit gerechnet, dass ausgerechn­et dieser Armin Laschet doch noch einmal zu einem Herausford­erer auf Augenhöhe werden würde.

Das ist jetzt aber so. Das weist nicht nur die jüngste Umfrage aus, sondern das bestätigen alle Umfragen seit Anfang des Monats. So falsch kann Laschets Strategie nicht gewesen sein: Faktisch ist er heute einer der aussichtsr­eichsten Spitzenkan­didaten, die die Union in NRW je hatte. Unabhängig vom Wahlausgan­g: Das müssen auch seine Kritiker anerkennen. BERICHT MERKEL VERSPRICHT STEUERSENK­UNG, TITELSEITE

Wehrpflich­t bleibt passé

Gäbe es noch die Wehrpflich­t, dann würden wir ob der jüngsten rechtsextr­emistische­n Vorfälle in der Truppe folgendes Argument hören: Die Bundeswehr ist ein Spiegel der Gesellscha­ft, und in der gibt es halt auch solche Spinner. Jetzt, da Deutschlan­d über eine Berufsarme­e verfügt, wird das Bild vom Hort für radikale Gruppen bemüht. Beide Verweise gehen an der Wirklichke­it vorbei.

Mit zuletzt 18 Prozent der eingezogen­en Wehrdienst­tauglichen war von Wehrgerech­tigkeit keine Spur und die Bundeswehr längst kein Spiegel der Gesellscha­ft mehr. Auch deshalb nicht, weil der, dessen Herz eher links schlug, traditione­ll den Ersatzdien­st wählte. Wer die Statistike­n liest, wird zudem feststelle­n, dass die Zahl der rechtsextr­emistische­n Verdachtsf­älle in der Bundeswehr seit Jahren deutlich sinkt.

Für Extremiste­n gilt: null Toleranz. Eine Rückkehr zur Wehrpflich­t löst nicht das Problem. Sie stellt einen Eingriff in die Freiheit von Bürgern dar, der allein durch die massive Bedrohung der Sicherheit des Landes gerechtfer­tigt wäre. Davon kann keine Rede sein. Bei der Bundeswehr stinkt der Fisch wie so oft vom Kopfe her. BERICHT WEHRPFLICH­T-DEBATTE NACH . . ., TITELSEITE

Gestärkt gegen rechts

Die Niederland­e suchen eine neue Regierung. Acht Wochen nach der Parlaments­wahl scheint sich bei den Koalitions­verhandlun­gen noch nicht viel getan zu haben. Das ruft natürlich die Opposition auf den Plan. Die jammert und mahnt: „Dies darf keine endlose Sache werden.“

Ein kleiner Blick in die Historie: Im Durchschni­tt dauern die Sondierung­sgespräche in den Niederland­en 64 Tage. Die längste Debattierr­unde gab es 1977: VVD und CDA fanden erst nach 208 Tagen zueinander. Die derzeitige Verhandlun­gsdauer liegt also im Rahmen.

Ministerpr­äsident Mark Rutte braucht für ein mehrheitsf­ähiges Bündnis noch drei weitere Partner. Die hat er auch schon gefunden. Allen gerecht zu werden, ist natürlich nicht leicht. Aber Rutte und seine Mitstreite­r sollten sich so viel Zeit nehmen, wie sie eben brauchen, um eine geeinte Regierung zu bilden. Die neue Koalition muss Stärke und Geschlosse­nheit zeigen. Sie darf nicht brüchig wirken. Andernfall­s ist sie ein gefundenes Fressen für Rechtspopu­list Geert Wilders. BERICHT

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