Rheinische Post Krefeld Kempen

Flüchtling­sinitiativ­e besucht Kanzleramt

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N

Neusser Unternehme­r fordern Korrekture­n bei der Integratio­nspolitik.

NEUSS/BERLIN Weniger Bürokratie, mehr Orientieru­ng an der Wirtschaft, praxisnahe Kombinatio­n von Schule und Ausbildung – so kommen Flüchtling­e schneller in Arbeit, und es gelingt ihnen leichter, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Vertreter der Neusser Unternehme­rinitiativ­e „Kompass D“haben entspreche­nde Vorschläge, die auf Erfahrunge­n aus einem Ende 2015 gestartete­n Projekt basieren, gestern im Kanzleramt diskutiert.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) aus Neuss hatte das Gespräch mit Peter Altmaier (CDU), Chef des Bundeskanz­leramtes und Koordinato­r der Bundesregi­erung für Flüchtling­sfragen, und Frank-Jürgen Weise, bis vor kurzem Präsident des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e ( BAMF), vermittelt. Integratio­n, Ausbildung und Arbeit als Schlüssel für eine Lebenspers­pektive in der neuen Heimat, dafür arbeitet „Kompass D“bereits seit eineinhalb Jahren. Als immer mehr Flüchtling­e nach

kamen, wurde die Idee in der Neusser Werhahn-Gruppe geboren. Bei einem Unternehme­rforum unserer Zeitung fanden sich weitere Unterstütz­er. 20 Geldgeber aus dem Rhein-Kreis Neuss sind es inzwischen, die der Initiative eine Million Euro zur Verfügung stellen, damit diese drei bis vier Jahre unabhängig von öffentlich­en Geldern agieren kann. Der Kreis und die Städte Neuss, Grevenbroi­ch und Dormagen arbeiten mit. An vier Lernorten gibt es Unterricht für Flüchtling­e, an „Unternehme­r-Tagen“werden Berufsbild­er präsentier­t, Lotsen koordinier­en die Angebote, begleiten die Flüchtling­e. Aus Hinderniss­en, mit denen „Kompass D“zu kämpfen hat, wurden konkrete Vorschläge abgeleitet. So könnten Sprach- und Mathe-Unterricht parallel zur Lehre laufen – und nicht, wie bisher, nacheinand­er. Praktika von Flüchtling­en müssten ohne Genehmigun­gen durch Behörden möglich sein. Zielgerich­tete Informatio­nen über Ausbildung­sberufe könnten Flüchtling­en die Berufswahl­entscheidu­ngen erleichter­n.

Bis Ende August sollen 75 Prozent der Teilnehmer einen Arbeits- oder Ausbildung­splatz haben. Das Fazit von Johann-Andreas Werhahn, Werhahn-Stiftung, und Christoph Buchbender, Vorstand der RheinLand Versicheru­ngsgruppe, die die Delegation anführten: „Das Ziel, ,Neu-Neusser’ in Arbeit zu bringen, wird erreicht.“Voraussetz­ung sei die Bereitscha­ft von Unternehme­n, Flüchtling­en eine Chance zu geben. Altmaier lobte die Neusser Initiative als „herausrage­nd“und beispielha­ft. Gröhe und Weise, seit Kurzem Beauftragt­er des Innenminis­teriums, sagten konkrete Unterstütz­ung zu: Experten der Arbeitsage­ntur und des BAMF sollen die von „Kompass D“betreuten Fälle analysiere­n. Neben der Hilfe für einzelne Flüchtling­e sollen so auch grundlegen­de Integratio­nshinderni­sse identifizi­ert werden, um bestehende Regelungen, die als Integratio­nsbremse wirken könnten, zu ändern.

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Deutschlan­d FOTO: KI- Im Kanzleramt diskutiert­e die Initiative „Kompass D“mit Kanzleramt­schef Peter Altmaier (r.), Minister Hermann Gröhe (vorne l.) und Frank-Jürgen Weise (2.v.r), bis vor kurzem Präsident des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e,

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