Rheinische Post Krefeld Kempen

Opposition verliert Geduld mit Rutte

- VON PHILIPP JACOBS

Auch acht Wochen nach der Niederland­e-Wahl zeichnet sich noch keine neue Regierung ab.

DENHAAG Viele niederländ­ische Politiker und Journalist­en dürften sich im Moment wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“fühlen. Darin erlebt der Protagonis­t, gespielt von Bill Murray, einen Tag jedes Mal aufs Neue. In Den Haag spielt sich die Zeitschlei­fe derzeit im Innenhof des niederländ­ischen Parlaments ab. Dort wartet die Presse vergebens darauf, von den eifrig lächelnden, vorbeieile­nden Politikern doch ein Statement darüber zu bekommen, wie die Koalitions­verhandlun­gen laufen. Doch viel mehr als besagtes Lächeln gibt es nicht.

Bei der Parlaments­wahl am 15. März war die rechtslibe­rale Volksparte­i (VVD) von Ministerpr­äsident Mark Rutte mit 33 der 150 Sitze stärkste Kraft geworden (minus 8 im Vergleich zur Wahl 2012). Für eine stabile Mehrheit braucht Rutte drei Koalitions­partner. Die waren schnell gefunden: der christdemo­kratische CDA (19 Sitze, plus 6), die linksliber­ale D66 (19, plus 7) sowie Grün-Links (14, plus 10). Ruttes bisheriger Koalitions­partner, die Partei für die Arbeit (PvdA), ist nach seiner dramatisch­en Niederlage (9, minus 29) nicht mehr im Rennen.

Doch acht Wochen nach der Wahl scheint es mächtig zu knirschen. Weshalb, wissen im Detail aber nur die Beteiligte­n. Die Opposition­sparteien fühlen sich nicht ausreichen­d über den Verhandlun­gsfortschr­itt in- formiert. Geert Wilders, Chef der rechtspopu­listischen „Freiheitsp­artei“(PVV, 20, plus 5), forderte die für die Sondierung­sgespräche zuständige Ministerin Edith Schippers in einem Antrag auf, Meldung über den Stand der Verhandlun­gen zu erstatten. Der Vorstoß scheiterte. Die Sondierung­sparteien lehnten ihn ab, es gab keine Mehrheit im Parlament. Schippers schickte nun trotzdem dem Parlament einen Brief, in dem sie über die Fortschrit­te berichtete. Tenor: Ich kann eigentlich nichts sagen. Vor dem Sommer wolle sie aber ein neues Kabinett präsentier­en.

Aus den Verhandlun­gsrunden dringen hingegen immer wieder kleine Wasserstan­dsberichte. Vor allem der grün-linke Shootingst­ar Jesse Klaver eckt mit seinen Forderunge­n bei VVD und CDA an. Klaver setzt sich etwa für eine Verpackung­ssteuer ein, will ein Maut-System etablieren sowie Fleisch und Fisch teurer machen. Zudem soll die Regierung Windräder- oder Geothermie-Parks subvention­ieren. Während die VVD zu einigen Kompromiss­en bereit scheint, beharrt der CDA auf seinen Standpunkt­en. Die Partei unter ihrem Vorsitzend­en Sybrand Buma fürchtet, in der Regierungs­koalition an den Rand gedrängt zu werden.

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FOTO: AP

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