Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Absturz des Sonnenköni­gs

- VON MICHAEL BRAUN

Frank Asbeck machte Solarworld groß und wollte Opel übernehmen. Nun ist der Konzern am Ende.

BONN Solarworld-Gründer Frank Asbeck hatte sich einst als „Sonnenköni­g“feiern lassen. Er hatte aus seinem Ingenieurb­üro einen Konzern gemacht, der zeitweise der größte Solarherst­eller der Welt war. Er nutzte die Zeiten, als hochsubven­tionierte Solartechn­ik boomte und es kaum Konkurrenz aus Asien gab. 2008 fühlte er sich so stark, dass er den straucheln­den Autobauer Opel übernehmen wollte. Das scheiterte und vieles andere auch. Nun muss Asbeck die Überschuld­ung eingestehe­n und den Gang zum Insolvenzr­ichter antreten.

3300 Arbeitsplä­tze sind betroffen. Solarworld betreibt Werke in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) sowie in Hillsboro (USA). Die Zentrale liegt in Bonn. Asbeck erklärte, die nächsten Wochen würden darüber entscheide­n, ob es wei- tergehe. Er werde sich dafür einsetzen, viele Stellen zu erhalten.

Die Solarworld-Aktie stürzte gestern um mehr als 80 Prozent auf 0,68 Euro ab. Für Anleger ist sie ein Desaster. 2013 hatten die Anleiheglä­ubiger und Aktionäre schon einem deftigen Schnitt zustimmen müssen. Sie verzichtet­en auf 95 Pro- zent ihres Vermögens und akzeptiert­en, dass aus 150 Solarworld-Aktien im Depot eine wurde. Es war vergebens. 2016 erhöhten sich die Verluste auf 92 Millionen und die Schulden auf 302 Millionen Euro.

Asbeck fühlt sich als Opfer chinesisch­er Massenprod­uktion. „Die Preise für Solarzelle­n sind seit 2016 massiv abgestürzt“, sagte er. Seine Forderunge­n, Strafzölle gegen staatlich geförderte Konkurrent­en verhängen zu lassen, hätten nicht gefruchtet. „Anti-Dumping-Maßnahmen der EU und USA werden von chinesisch­en Unternehme­n durch Produktion­sverlageru­ng in asiatische Nachbarlän­der oder durch Umgehung unterlaufe­n.“

Asbeck kommt aus einer Unternehme­rfamilie und hatte gelegentli­ch Flausen im Kopf. Seine beste Idee schien die zu sein, auf alternativ­e Energien zu setzen. Vor 200 Jahren seien fossile Energien unbe- kannt gewesen, das seien sie in 200 Jahren wieder, sagte er mal. „Dann müssen wir es schaffen, alternativ­e Energien zu nutzen, und zwar zu hundert Prozent.“Der Agrarökono­m besaß auch den politische­n Hintergrun­d dazu. Ende der 70er Jahre formte er mit Petra Kelly und Gert Bastian bei Bonn den ersten Landesverb­and der Grünen.

Doch was die deutschen Hersteller können, können die chinesisch­en auch – und das in größerem Maßstab. Fachleute sehen ohnehin auch hausgemach­te Fehler: Solarworld habe zu spät mit einem Sparprogra­mm auf die schrumpfen­den Erträge reagiert und neue Chancen wie die Solarenerg­ie-Beratung oder das Geschäft mit Speicherba­tterien liegen lassen.

Nun hat der 57-Jährige, der seinen privaten Reichtum gerne zur Schau trug, viel Zeit für seine Hobbys: schnelle Autos und die Jagd.

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FOTO: IMAGO Frank Asbeck (57) hat Solarworld und die Grünen mitgegründ­et.

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