Rheinische Post Krefeld Kempen

WRIGHT „Gute Serien brauchen starke Charaktere“

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Herr Wright, gibt es deutsche Serien oder Filme, die Sie mögen? WRIGHT Ich glaube, mein liebster deutscher Film ist schon älter als zehn Jahre. Ist „Lola rennt“ein deutscher Film? Ja! Aus dem Jahr 1998, mit Franka Potente und Moritz Bleibtreu. WRIGHT Ich liebe diesen Film. Sonst fällt mir gerade ehrlich gesagt kein deutsches Format ein. Mit welchen Serien sind Sie denn aufgewachs­en? WRIGHT Ich bin ein Kind der 1980er Jahre und mit Romanen von Stephen King groß geworden. Und „Die Goonies“und „E.T.“haben meine Kindheit geprägt. Es war interessan­t zu sehen, dass Netflix-Zuschauer diese Einflüsse in der Serie „Stranger Things” wiederentd­eckt haben. Wie unterschei­det sich das deutsche vom amerikanis­chen Publikum? WRIGHT Schwer zu sagen. Ich glaube, Deutsche lieben gute Geschichte­n genauso sehr wie wir hier in Amerika. Es gibt sicher regionale Trends, aber am Ende des Tages geht es um starke Geschichte­n. Was macht eine gute Geschichte aus? WRIGHT Die wichtigste Zutat sind auf jeden Fall starke, unvergessl­iche Charaktere. Warum mögen wir eine Serie oder einen Film? Meistens, weil es einen Charakter gibt, den wir lieben. Wir glauben irgendwann, die Person wirklich zu kennen. Und der Zuschauer soll das Gefühl bekommen, dass die Person Teil seiner Familie wird. Dafür suchen wir Geschichte­nschreiber mit einzigarti­gen Ideen und frischen Erzählpers­pektiven. 2017 will Netflix rund sechs Milliarden Dollar für sein Programm ausgeben. Worauf setzen Sie? WRIGHT Wir wollen wie bisher anspruchsv­olle, subversive Premiuminh­alte anbieten. Ein Fokus liegt auf den lokalen Inhalten. Im Herbst veröffentl­ichen wir mit „Dark“die erste deutsche Serie. Darauf freuen wir uns schon sehr. Worum wird es in „Dark“gehen? WRIGHT In einer fiktiven deutschen Kleinstadt verschwind­en plötzlich zwei Kinder. Die Handlung spielt in den 50er und 80er Jahren und im Jahr 2019. „Dark“ist eine Mischung aus Mystery- und Krimiserie. Gedreht wird aktuell in Berlin. Wo genau sehen Sie Ihre Aufgabe? WRIGHT Momentan gibt es im Fernsehen viele Angebote, die ausschließ­lich für Erwachsene sind. Das ist okay. Aber wir wollen tolle Serien für Menschen in jedem Alter produziere­n. Ich fokussiere mich auf die Inhalte in „OrangeIsTh­erarararar­ararar ngngngngng­e IsIsI Theheheheh­ehe NewBlack“w Black“

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WhWhWhWhhW­hhy“Why“y y““y“„13Reasons1„„13 1„ ReReasason­ononons den Ländern weltweit. Auf die Serien, die das „Co-Viewing“, also gemeinsame­s Fernsehen, bedienen, wie

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Brian Wright, Creative Executive

bei Netflix sons Why“. Damit wollen wir junge Leute und Erwachsene gleichzeit­ig ansprechen. Jeder, der gute Geschichte­n mag, soll die Serien lieben. Welche Ansprüche haben moderne Familien heute ans Fernsehen? WRIGHT Das ist nicht so leicht zu beantworte­n, weil die moderne Familie nicht homogen ist. Die Tochter schaut am Tablet, die Mutter am Fernseher. Wir glauben aber, dass alle Menschen Bindung lieben. Und sie lieben es, über Unterhaltu­ng zu reden und zu diskutiere­n. „Co-Viewing“bedeutet nicht, dass alle gleichzeit­ig schauen, aber alle am nächsten Tag beim Frühstück darüber reden. Wie versuchen Sie, diesem Anspruch mit Netflix gerecht zu werden? WRIGHT Die Serie muss zu jeder Zeit funktionie­ren, am Freitag, mitten in der Nacht und auch am Sonntagmor­gen. Wir veröffentl­ichen sie auf der ganzen Welt, niemand sieht sie als Erster. Wie schnell du die Serie durchschau­st, ist dir überlassen. Die individuel­le Kontrolle beim Zuschauen ist das, was Nutzer lieben. Zuletzt hat Netflix stark auf Remakes gesetzt. Eignen die sich besonders, um die ganze Familie anzusprech­en? WRIGHT Das ist ein Teil der Strategie. Das Wichtigste beim Weiterdreh ist, dass die Idee richtig gut ist. Für die Fortsetzun­g von „Gilmore Girls“kamen die Produzente­n Amy und Sherman Palladino vorbei und haben uns ihre großartige­n Ideen präsentier­t. Bei Remakes kann sich die ältere Generation wiederfind­en, gleichzeit­ig haben Jüngere die Chance, sich neu zu verlieben.

Der Amerikaner ist Creative Executive beim Film- und Serienanbi­eter Netflix. Für das neue Programm kann er sechs Milliarden Dollar ausgeben. Der Fokus soll auf dem Fernsehen für die ganze Familie liegen – und erstmals erscheint ein deutsches Original.

Was ist mit den drei Zutaten: Horror, Sex und Gewalt? WRIGHT Naja, das ist sicher auch ein Weg (lacht). Aber schauen Sie sich zum Beispiel „Gilmore Girls“an. Das ist eine wunderbare Welt, die ohne diese drei Dinge auskommt und trotzdem bezaubernd ist. Spüren Sie eine Verantwort­ung, auch Bildungsfe­rnsehen anzubieten? WRIGHT Das ist ja das Großartige an Netflix: Am Ende entscheide­st allein du. Willst du dich bilden, schaust du eine der vielen Dokumentat­ionen. Ich glaube, in Sachen Dokus machen wir schon einen guten Job. Aber letztlich kommt es allein auf dich und deinen Geschmack an. Welche neue Serie empfehlen Sie ? WRIGHT Auf jeden Fall „Glow“von dem Macher der Serie „Orange Is The New Black“. Das ist eine Comedy-Serie. Sie spielt in den 1980er Jahren und handelt von weiblichen Wrestlern – total irrwitzig und unterhalts­am. Und unsere DramedySer­ie „Atypical“! Die erzählt herzerwärm­end und dramatisch aus der Sicht eines 17-jährigen Autisten. JESSICA BALLEER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTOS: NETFLIX ( 3), VOX GRAFIK: C. SCHNSCHNET­TLER NETTLER

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