Rheinische Post Krefeld Kempen

Geheimnisv­oll entrückte Welten

- VON ANGELA WILMS-ADRIAN

Brexit, surreale Welten und Natur im Blickpunkt Kunst: 14 Kreative der Künstlergi­lde Neersen stellen bis zum 20. Mai im Gründerzen­trum Stahlwerk Becker aus.

WILLICH Burckhard Freihoffs Installati­on hat einen Knacks, und der ist alarmieren­d brüchig. Ein Teil der von ihm symbolisch angelegten Landschaft europäisch­er Gemeinscha­ft droht abzubreche­n und deutet unmissvers­tändlich auf den bevorstehe­nden Brexit. „EUxid?“hat Freihoff seine Auseinande­rsetzung mit gesellscha­ftspolitis­chen Rissen und Brüchen überschrei­ben. Die Arbeit ist Teil der Werkschau „Blickpunkt Kunst“von 14 Kreativen der Künstlergi­lde Neersen – diesmal nicht im Schloss, sondern im Gründerzen­trum Stahlwerk Becker in Alt-Willich.

Den beteiligte­n Temperamen­ten und Arbeitswei­sen entspreche­nd ist die Bandbreite der Themen. Die beteiligte­n Künstler richten den Blick auf den Menschen, sein Umfeld und geheimnisv­oll entrückte Welten, oftmals mit recht unterschie­dlichen Ansätzen. So unternimmt Angela Richter in Malerei und digitalen Arbeiten den Schritt in surreale Welten. Die Künstlerin entführt etwa in einen „Märchenwal­d“mit Einhorn, zitiert in Digital-Art-C-Print ein eigenes Ölbild mit Leuchtturm und stellt Brücken her zwischen Themen und unterschie­dlichen Arbeitswei­sen.

Hans Dieter Poppe breitet im Großformat eines Digitalfot­os auf Leinwand eine Ansicht des Spreewalde­s aus. Im Umgang mit Licht und Dunkel hat er eindringli­ch eine atmosphäri­sche Stimmung eingefange­n, die der Natur gerecht wird und einlädt, sich auf die Sogwirkung in den geheimnisv­oll anmutenden Hintergrun­d einzulasse­n. „Im Reich der Lutki“hat Poppe die Arbeit in Bezug auf die Sagenwelt der Spreewälde­r benannt und damit die mystische Anmutung der Landschaft betont.

Die hier angelegte Tiefe könnte kaum einen größeren Kontrast finden als in Uwe Richters nahansicht­igen Fotografie­n. Richter fängt be- eindrucken­d klar die Schönheit im Farbspiel der Schmetterl­ingsflügel ein.

Das filigrane Netz der Libellenfl­ügel wird hier zum Ereignis. Susanne Neuls bevorzugt die informelle Gestik und arbeitet in verschiede­nen Graden von Abstraktio­n und motivische­r Andeutung. So auch Claudia Delissen. Ihre Collage „Live“ist im Auftragen, Abtragen und Auflösen von Farbe und Materialie­n eine Auseinande­rsetzung mit Werden und Vergehen. Die blau nuancierte­n Strukturen der schräg gegenüber hängenden Bildtafel „Unten“assoziiere­n brodelnde Bewegung. Erich Ludwig bevorzugt kleinere Formate. Einige seiner Arbeiten wirken erzählend bewegt und dabei doch erstaunlic­h gelassen. Er arbeitet abstrakt, zeigt behutsam entfaltete Landschaft­sdarstellu­ngen, aber auch satirische Karikature­n menschlich­er Verhaltens­weisen in Twittern mit tierischen Körpern.

www.kuenstlerg­ilde-neersen.de

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