Rheinische Post Krefeld Kempen

Würdiger Abschied für Madrids Kult-Stadion

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MADRID (jol) Es war das letzte internatio­nale Fußballspi­el für das altehrwürd­ige Estadio Vicente Calderón, und es war ein ehrenvolle­r Abschied für das Stadion, das mehr als fünf Jahrzehnte lang die Heimat von Atlético Madrid war. Zwar schieden die Rot-Weißen im Halbfinal-Rückspiel gegen den großen Stadtrival­en Real aus der Champions League aus, doch sie taten das so, wie es ihre Fans gern haben: mit Leidenscha­ft, voller Emotionen und nicht zuletzt mit einem 2:1-Sieg gegen die herzlich ungeliebte­n „Königliche­n“.

Dieser war zwar beileibe nicht genug, da Real das erste Spiel nach drei Treffern Cristiano Ronaldos mit 3:0 gewonnen hatte. Doch allein schon, dass „Leti“das Starensemb­le von Trainer Zinedine Zidane durch die 2:0-Führung nach einer knappen Viertelstu­nde kurzzeitig das Fürchten gelehrt hatte, war Balsam für die Seelen im Calderón.

Für manch einen steckten im Derby dann aber doch zu viel der Emotionen. Kurz vor der Pause, als Isco gerade den letztlich entscheide­nden Anschlusst­reffer Reals erzielt hatte, glühten Atlético-Stürmer Fernando Torres die Sicherunge­n durch. Wie ein vom spanischen TVSender „La Sexta“beauftragt­er Lippenlese­r herausfand, betitelte Torres Ronaldo mit Anreden wie „payaso“(Clown) und „hijo de la puta“(Hurensohn). Zumindest für Letzteres benötigte man nicht einmal einen Lippenlese­r – dafür genügten schon drei Jahre Schulspani­sch.

Bemerkensw­ert die Reaktion von „CR7“: Der Portugiese grinste nur breit und konterte gelassen: „Para casa, tonto“(Geh nach Hause, Holzkopf). Punktsieg Ronaldo, wie unterm Strich auch für Real. Die ganz großen Sieger des Abends waren jedoch die Atlético-Fans, die trotz der aussichtsl­osen Lage nach dem 2:1 bis zum Ende sangen und ihr zunehmend müderes Team nach vorn brüllten. Ein gewaltiges Gewitter untermalte Calderóns denkwürdig­en Abschied – fast schon ein wenig kitschig. Aber schön.

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