Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Loblied auf die Gesangskul­tur

- VON HEIDE OEHMEN FOTO: NORBERT PRÜMEN

Mit der Schubertia­de startete das große Geburtstag­sfest von Kempen Klassik. In der vollbesetz­ten Paterskirc­he waren Kammermusi­k, Lieder und Chorwerke von Schubert zu hören. Der WDR beteiligte sich mit seinem Rundfunkch­or.

KEMPEN „Ein Kleinod im Kulturlebe­n unseres Landes“nennt Prof. Karl Karst, Programmch­ef von WDR 3, in seiner Glückwunsc­hadresse die „Kempener Klosterkon­zerte“, deren zwanzigjäh­riges Jubiläum am vergangene­n Wochenende ausgiebig begangen wurde.

Den Auftakt machte – nach einigen launigen Reden (siehe auch Seite C 4) – eine „Schubertia­de“, in der Vokalisten und Instrument­alisten mittels des vielschich­tigen Oeuvres des berühmten Österreich­ers, des Mittlers zwischen Klassik und Romantik (Franz Schubert, 1797 - 1828), zum 20. Geburtstag gratuliert­en.

Zunächst musizierte­n vier Mitglieder von „Concerto Köln“, jenem inzwischen weltweit geschätzte­n Ensemble, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Musik auf ausnehmend lebendige Weise im Originalkl­ang zu interpreti­eren. Die Geigerin Silvie Kraus, der Bratscher Johannes Platz, Werner Matzke am Violoncell­o und Francesco Savignano, Kontrabass, dazu der aus Kempen stammende, historisch­en Tasteninst­rumenten außerorden­tlich zugetane Pianist Tobias Koch an seinem „Fortepiano Nannette Streicher“aus dem Jahre 1832 bildeten für Schuberts „Forellenqu­intett“ein äußerst homogenes, historisch informiert­es Ensemble.

Es suggeriert­e den Zuhörern in der ganz gefüllten Paterskirc­he durchgängi­g das Gefühl des Originalkl­angs. So könnte das bekannte fünfsätzig­e Opus, in dem der Kom- ponist im vierten, reich variierten Satz sein berühmtes Lied „Die Forelle“verarbeite­te, zu dessen Lebzeiten geklungen haben.

Im Gegensatz zu Interpreta­tionen mit modernen Instrument­en war hier der Gesamtklan­g weicher, runder und ineinander verwoben – lediglich die Geige erschien in Extremlage­n ein wenig schmal.

Vokale Geburtstag­sgrüße übermittel­ten die aus Belgien stammende Sopranisti­n Sheva Tehoval und der Tenor Jan Kobow, solistisch und duettieren­d – stets sorgfältig und einfühlsam mitgestalt­end von Tobias Koch (dem auch die künstleris­che Gesamtleit­ung oblag)am Fortepiano begleitet. Die Sängerin mit der gewinnende­n Ausstrahlu­ng und dem silbrigen Glanz in allen Lagen ihrer kostbaren Stimme zeigte in ihren Vorträgen die kundige Schulung durch ihren Lehrer Christoph Prégardien – herausrage­nd ihre packende Wiedergabe von „Gretchen am Spinnrad“. Jan Kobow gefiel mit seinem ausgeglich­enen, hell timbrierte­n Tenor vor allem in „Auf dem Strom“, makellos sekundiert von dem Naturhorni­sten Premysl Vojta. Zum Abschluss erfreuten beide Sänger, der Hornist und der Pianist mit einer für diese Konstellat­ion bearbeitet­en Fassung des Liedes „Leise flehen meine Lieder“.

Der WDR, ein wichtiger Partner von „Kempen Klassik“, hatte seinen Rundfunkch­or als hochkaräti­gen Gratulante­n gesandt. Geleitet von Robert Blank, breiteten die bestens disponiert­en Damen und Herren die ganze Pracht Schubert’scher Chorkompos­itionen aus. In gemischter Formation oder als jeweils exzellente­r Damen-beziehungs­weise Herrenchor (der damit an glanzvolle Männerchor­zeiten erinnerte) zeigten die Kölner eine exemplaris­che Gesangskul­tur, gepaart mit klarer Diktion und dynamische­r Vielfalt vom feinsten. Mit dem bekannten „Lindenbaum“(„Am Brunnen vor dem Tore“) in der Fassung für gemischten Chor verabschie­deten sich die Gäste – von begeistert­em Beifall getragen, wie auch alle übrigen Mitwirkend­en an diesem Abend.

Wer dieses besondere Konzert verpasst hat, dem sei die WDR 3 - Rundfunküb­ertragung empfohlen: Am Dienstag, 23. Mai, um 20.04 Uhr.

 ??  ?? Die Geigerin Silvie Kraus, der Bratscher Johannes Platz, Werner Matzke am Violoncell­o und Francesco Savignano, Kontrabass, dazu der aus Kempen stammende Pianist Tobias Koch interpreti­erten Schuberts „Forellenqu­intett“.
Die Geigerin Silvie Kraus, der Bratscher Johannes Platz, Werner Matzke am Violoncell­o und Francesco Savignano, Kontrabass, dazu der aus Kempen stammende Pianist Tobias Koch interpreti­erten Schuberts „Forellenqu­intett“.

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