Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld mit Quartett im Landtag

- VON NORBERT STIRKEN UND JENS VOSS

Gleich vier Krefelder zogen bei der Wahl für die kommende Legislatur­periode in den nordrhein-westfälisc­hen Landtag ein. Donnerstag tagt der Wahlprüfun­gsausschus­s. Die Verwaltung berichtet über Probleme beim Auszählen der Stimmen.

Neben den beiden Direktkand­idaten Britta Oellers und Marc Blondin (beide CDU) wird überrasche­nd auch die eigentlich von Blondin geschlagen­e SPD-Politikeri­n Ina Spanier-Oppermann in den Landtag einziehen. „Ich hab morgens um halb fünf davon erfahren“, sagte sie gestern unserer Redaktion, „ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen.“Zunächst, weil sie mit ihrem Parteifreu­nd Benedikt Winzen gefiebert habe – dann stand plötzlich fest, dass sie über die Liste in den Landtag einzieht. Sie stand auf dem relativ guten Platz 15, rückte dann auf Platz 12 vor, weil einige vor ihr per Direktmand­at einzogen. Die gute Platzierun­g ist Zeichen der Wertschätz­ung für sie in der Landes-SPD.

Auch der Krefelder Arzt Martin Vincentz zog über die Liste der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) ein. Benedikt Winzen (SPD) landete in seinem Wahlkreis 47 (Krefeld und Tönisvorst) nur 0,11 Prozent hinter Oellers. Die Differenz zwischen den Wählerstim­men für die beiden betrug nur 64. „Da fragt man sich natürlich, ob man im Wahlkampf mehr hätte machen müssen, um die fehlenden 33 Stimmen zum Sieg noch zu holen“, sagte der 32-jährige Vorsitzend­e der Krefelder Ratsfrakti­on. Die Antwort gab er sich selbst: Beim Krefelder Wahlkampf hätten alle Kandidaten und Unterstütz­er mehr als 100 Prozent gegeben; er erwähnte insbesonde­re die Mitglieder der Jungsozial­isten (Jusos).

Winzen will sich nicht als schlechter Verlierer präsentier­en. Ob die Stimmen im Wahlkreis 47 noch einmal nachgezähl­t werden sollten, macht er davon abhängig, ob es nach dem Bericht der Verwaltung im Wahlprüfun­gsausschus­s am Donnerstag im Rathaus „gravierend­e Hinweise“auf Unregelmäß­igkeiten gibt.

Bei der Auszählung der Stimmen war es in mehreren Stimmbezir­ken offensicht­lich zu Problemen gekommen. Statt wie geplant gegen 21 beziehungs­weise 21.30 Uhr, lagen die letzten entscheide­nden Ergebnisse erst gegen Mitternach­t vor.

„Wir warten den Bericht in Ruhe ab und gehen derzeit davon aus, dass alles in Ordnung war“, sagte Winzen. Außerdem müsse sich der Abstand nach einer Neuauszähl­ung nicht zwangsläuf­ig verkleiner­n oder ins Gegenteil verkehren, er könnte sich auch vergrößern, berichtet er.

Im Falle Winzens gab es Spekulatio­nen im Vorfeld der Wahl, ob er die Doppelbela­stung von Beruf und Fraktionsc­hef ohne Landtagsma­ndat werde stemmen können. Die Belastung der ehrenamtli­chen Arbeit im Rat ist enorm. Doch Winzen betonte, dass er seine Funktion als Fraktionsv­orsitzende­r in Krefeld auch weiterhin ausüben werde. „Es macht doch keinen Sinn, bei der Landtagswa­hl mit dem Ziel anzutreten, in Düsseldorf die Interessen der Stadt und ihrer Bürger zu vertreten zu wollen, und dann nach einer Wahlnieder­lage die Ämter in der Heimatstad­t niederzule­gen. Das sei geradezu „paradox“, erklärte Winzen. Natürlich seien zwei Vollzeitst­ellen nebeneinan­der nicht leicht auszuüben. Winzen verdient seinen Lebensunte­rhalt und arbeitet in einer Bank. Eine hauptberuf­liche politische Tätigkeit als Landtagsab­geordneter hätte seinen Einsatz auch in der Fraktion erleichter­t. Jetzt müssten halt Vorstandsk­ollegen, Arbeitskre­ise und das Fraktionsb­üro ihn entlasten.

Vorsitzend­e des Wahlprüfun­gsausschus­ses ist ironischer­weise ausgerechn­et Britta Oellers, die Winzen bei der Wahl knapp besiegte. Stellvertr­eter ist Parteikoll­ege Marc Blondin, der im Wahlkreis 48 der SPD-Landtagsab­geordneten Ina Spanier-Oppermann das Mandat abspenstig machte.

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Landtagsab­geordnete Ina Spanier-Oppermann (SPD)
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Landtagsab­geordneter Marc Blondin (CDU)
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Landtagsab­geordnete Britta Oellers (CDU)
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Landtagsab­geordneter Martin Vincentz (Afd)

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