Rheinische Post Krefeld Kempen

Traoré ist ein Teil des Borussen-Plans

- VON KARSTEN KELLERMANN FOTO: IMAGO

Der neue Kader entsteht: Routiniers werden langfristi­g gebunden und neue Qualitäten sowie Talente dazugeholt.

Ibrahima Traroré hat etwas getan, das er noch nie getan hat in seiner Karriere als Berufsfußb­aller. Er hat seinen Vertrag verlängert. Der Erstling, den er 2014 bei Borussia unterschri­eben hat, war bis 2018 datiert, das neue Arbeitspap­ier ist bis 2021 gültig. Damit haben die Gladbacher einen ihrer kreativste­n Spieler langfristi­g gebunden. Flügelflit­zer Traoré kann den Unterschie­d ausmachen auf dem Rasen. Mit seinen Dribblings kann er eine Defensive mächtig aufmischen, das Unberechen­bare ist seine Qualität.

In dieser Saison konnte Traroé das indes nicht so oft zeigen. Ganze 21 von 50 Pflichtspi­elen machte er mit, weil er oft verletzt war, nur ein Tor und vier Vorlagen produziert­e der 29-Jährige daher. Trainer Dieter Hecking schätzt indes Traorés Art zu spielen, denn er mag das Spiel über die Flügel. Dort ist auch einer zu Hause, der bald wohl Borusse werden wird, wenn alle Entscheidu­ngen in der Liga gefallen sind: Vincenzo Grifo, 24, aktuell noch angestellt beim SC Freiburg.

„Es gibt noch diese Chance, weil Andreas

sich in Gladbach unglaublic­h wohlfühlt“

Max Eberl

Grifo ist eine andere Art Flügelspie­ler als Traoré. Er ist nicht der wuselige Dribbler, sondern eher einer, der mit viel Tempo den geraden Weg geht. In 31 Pflichtspi­elen hat Grifo neun Tore und zwölf Assists produziert, mit 17 Scorerpunk­ten in 29 Spielen liegt er im Bundesliga­Ranking fast gleichauf mit Borussias Bestem in der Wertung, Lars Stindl, der es auf 18 Punkte bringt. Dass die Borussen einen ertragreic­hen Offensivma­nn brauchen können, zeigte nicht zuletzt das 1:1 in Wolfsburg. Zudem ist Grifo ein Spezialist für Standards – die unter Hecking eine neue Wertschätz­ung erfahren haben. Grifo kann recht kunstvoll schießen, das könnte an der Stelle weiterhelf­en. Denn seit Juan Arango weg ist, fehlt ein Freistoßsp­ezialist.

Die Vertragsve­rlängerung mit Traoré und der vermutlich­e Zukauf Grifos skizzieren den Plan der Borussen für die neue Saison. Es gibt keinen gigantisch­en Umbruch, stattdesse­n wird die vorhandene personelle Basis zementiert und und punktuell verstärkt. Durch Spieler, die den nächsten Schritt machen wollen wie Grifo oder Talente wie der Sechser Mickaël Cuisance (17), der vergangene Woche geholt wurde. Vor Traoré hatten Tony Jantschke und Fabian Johnson verlängert. Das Trio steht für personelle Kontinuitä­t, es gehört zum sportliche­n und sozialen Gerüst.

Andreas Christense­n ist im Idealfall auch ein Kandidat für eine Verlängeru­ng seiner Zeit als Borusse. Er wird am Samstag vor dem letzten Saisonspie­l gegen Darmstadt zwar verabschie­det und kehrt dann zum FC Chelsea zurück, doch Manager Max Eberl hat in Wolfsburg noch mal erklärt, dass es Umstände gibt, unter denen eine Rückkehr des Abwehrchef­s möglich sei. „Es gibt noch diese Chance, weil Andreas sich in Gladbach unglaublic­h wohlfühlt und er, glaube ich, sehr gerne in Gladbach bleiben würde. Er würde auch gerne bei Chelsea Stammspiel­er sein, aber Chelsea ist gerade Meister geworden, plant die Champions League und will auch was er- reichen in der neuen Saison. Das sind mehrere Faktoren“, sagte Eberl. Als erneutes Leihgeschä­ft wäre der Deal zu realisiere­n.

Zukäufe wie Grifo einer sein könnte, bringen Qualitäten ein, die dem Kader derzeit fehlen. Das könnten auch ein Stürmer mit mehr Strafraump­räsenz und einem ausgeprägt­eren Kopfballsp­iel sowie ein Spielmache­r-Typ für das zentrale Mittelfeld, ein kreativer Dampfmache­r, tun. Berns Denis Zakaria ist für letzteren Job im Gespräch. Eine torgefährl­iche Acht, eine dominante Sechs, eine produktive Neun – das dürfte der Plan sein.

Dazu holt Borussia Talente von außen für die Perspektiv­e – die aber nicht nur zur Zierde da sind, sondern auch ihre Chance bekommen werden. So wird der im Vorjahr verpflicht­ete, aber bisher nur verletzte Franzose Mamadou Doucouré als Alternativ­e für die Abwehr dazu kommen. Als Perspektiv­spieler für das Mittelfeld wurde Cuisance verpflicht­et. Auch ein neuer Jung-Stürmer ist schon länger fix: Julio Villalba (18). Borussia hat den kleinen, robusten Stürmer für knapp über eine Million Euro längst gekauft, doch er sammelte noch Spielpraxi­s bei seinem Heimat-Klub Cerro Porteno in Paraguay.

Eigengewäc­hse wie die Verteidige­r Florian Mayer und Mika Hanraths dürften ebenfalls in der neuen Saison mal „oben“reinschnup­pern. Die selbst gemachten Talente sind der vierte Pfeiler des BorussenPl­ans. Ein solches soll in einigen Jahren auch Noah Oke Eyawo sein. Der Linksverte­idiger ist 15 und wechselt aus dem Nachwuchsz­entrum von Sturm Graz nach Gladbach. Er gilt als eines der größten Hoffnungen seines Jahrgangs in Österreich. Borussia freue sich über die Unterschri­ft, ließ der Klub wissen. Wie bei Traoré. Da tut es sich nichts, ob es um ein Talent oder einen Routinier geht.

Borussias Manager über Christense­n

 ??  ?? Gar nicht sprunghaft: Ibrahima Traoré hat seinen Vertrag bei Borussia bis 2021 verlängert. „Er bringt mit seiner Schnelligk­eit und seiner Stärke im Dribbling Qualitäten mit, die den Unterschie­d machen können“, sagt Manager Max Eberl.
Gar nicht sprunghaft: Ibrahima Traoré hat seinen Vertrag bei Borussia bis 2021 verlängert. „Er bringt mit seiner Schnelligk­eit und seiner Stärke im Dribbling Qualitäten mit, die den Unterschie­d machen können“, sagt Manager Max Eberl.

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