Rheinische Post Krefeld Kempen

Konsequent­er Umgang mit Erdogan

- VON GREGOR MAYNTZ VON THOMAS REISENER VON MATTHIAS BEERMANN MACRONS MINISTER, SEITE A 5

Aus Sicht der Türkei sprach vieles dafür, einen weiteren Nadelstich zu setzen, indem sie deutschen Abgeordnet­en erneut den Zugang zu deutschen Soldaten in Incirlik versagte. Bei einem ähnlichen Vorgehen war vergangene­n Herbst schließlic­h herausgeko­mmen, dass aus deutscher Sicht Schutz, Koordinier­ung und Unterbring­ung eindeutig für ein Festhalten an Incirlik sprachen. Und so lautete Ankaras Kalkül sicherlich, dass Berlin wieder beschwicht­igen und die Rufe nach Abzug mit dem Hinweis kontern würde, damit treffe man nicht die Türkei, sondern schwäche den Kampf gegen den Terror.

Doch dieses Mal vollzog die Bundesregi­erung eine 90-Grad-Drehung, indem sie nun Alternativ-Standorte konkret angeht. Und sie lässt auch keinen Zweifel daran, dass es eine 180-Grad-Drehung wird, sollte die Türkei nicht einlenken. Das ist der richtige Umgang. Ankara braucht offenkundi­g eine klarere Ansprache. Mehr Konsequenz ist angezeigt, auch wenn Präsident Erdogan mit dem Ende des Flüchtling­sabkommens drohen sollte. Auch Deutschlan­d kann nachlegen, etwa mit dem Besuch der Awacs-Soldaten in Konya. Spätestens hier würde Ankara merken, dass es vor allem gegen eigene Interessen handelt. BERICHT BUNDESWEHR BEREITET ABZUG AUS . . ., TITELSEITE

Die Dienstrech­tsreform war einer der gröbsten handwerkli­chen Fehler der scheidende­n rot-grünen Landesregi­erung. Die Vorgabe, dass Frauen auch bei schlechter­er Qualifikat­ion bevorzugt befördert werden müssen, hat das Rechtsempf­inden nicht nur von Männern verletzt. Auch Frauen lehnten die Regelung als ehrverletz­end ab. Ebenso alle Gerichte, die sich bislang damit befasst haben.

155 Behörden im Land müssen sich seither mit Korrekturk­lagen von Betroffene­n herumschla­gen. Die Rechtsunsi­cherheit hat einen landesweit­en Beförderun­gsstopp ausgelöst. Da sowohl CDU als auch FDP gegen das rot-grüne Dienstrech­t Sturm gelaufen sind, ist nicht überrasche­nd, dass sie es bei einer gemeinsame­n Regierung abschaffen werden.

Die über 300.000 betroffene­n Beamten und Angestellt­en in NRW werden die Messlatte aber höher legen: Wie lange dauert die Rückabwick­lung? FDPChef Christian Lindner wird liefern müssen, und zwar schnell. Denn sein Wahlkampf-Slogan war: „Nichtstun ist Machtmissb­rauch“. BERICHT FRAUENFÖRD­ERUNG VOR DEM AUS, TITELSEITE

FDienstrec­ht von gestern

Macrons Kalkül

rankreichs neuer Präsident Emmanuel Macron hat eine Regierung berufen, deren Zusammense­tzung sein strategisc­hes Ziel, die bisherige Links-rechts-Konfrontat­ion aufzubrech­en, klar erkennen lässt. Im neuen französisc­hen Kabinett sitzen Sozialiste­n ebenso wie Konservati­ve und Liberale, dazu einige parteilose Vertreter der Zivilgesel­lschaft. Macrons Kalkül: Er will nach den Parlaments­wahlen im Juni so viele Abgeordnet­e aller Parteien wie möglich auf seine Seite ziehen. Das ist für Frankreich ein neuer, ein revolution­ärer Ansatz.

Was man dem Organigram­m der neuen Pariser Machtzentr­ale ebenfalls entnehmen kann: Wohl noch nie gab es eine so deutschlan­dkundige französisc­he Regierung. Zwei wichtige Ministerie­n, Wirtschaft und Verteidigu­ng, werden künftig mit Bruno Le Maire und Sylvie Goulard von Politikern geleitet, die enge persönlich­e Beziehunge­n nach Deutschlan­d haben. Während sein Vorgänger François Hollande zunächst auf Konfrontat­ion mit Merkel setzte, will Macron mit Berlin eng zusammenar­beiten. Allerdings auf Augenhöhe und nicht als Juniorpart­ner. BERICHT

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