Rheinische Post Krefeld Kempen

Spielgerät­e werden in Brand gesteckt

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Zerschnitt­ene Klettersei­le, Scherben im Sand, zerstörte Bänke: Häufig werden Spielplätz­e in der Region verwüstet. Gerade in den Sommermona­ten nehmen die Fälle zu. Täter werden selten gefasst. Ordnungsäm­ter gehen auf Streife.

DÜSSELDORF Es ist 1.28 Uhr in der Nacht, als die Feuerwehr in Velbert am vergangene­n Montag zu einem Einsatz auf einen öffentlich­en Spielplatz gerufen wird. Ein Trampolin, das dort fest im Boden verankert ist, steht in Flammen. Das Feuer kann zwar schnell gelöscht werden. Das Spielgerät ist jedoch völlig zerstört. Die Behörden gehen von Brandstift­ung aus. Die Fahndung nach den Tätern blieb bislang ohne Erfolg. „Solche Taten sind schon eine große Schweinere­i“, heißt es bei der Polizei.

Landesweit werden regelmäßig Spielplätz­e mutwillig verwüstet und vermüllt, Geräte zerstört. Auch Skateranla­gen sind davon betroffen. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion im Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung. Der Trend zeichne sich bereits seit einigen Jahren ab, betont Frank Grusen von der Stadt Neukirchen-Vluyn. Besonders gefährdet seien Holzspielg­eräte und Holzbänke, „weil sie durch Feuer oder durch Krafteinwi­rkung leichter zerstört werden können“, sagt Grusen. „Häufig werden Geräte und Bänke auch mit Farbe oder anderen Substanzen beschmiert.“Ähnlich sieht es in Duisburg aus, wo man eine Zunahme der Delikte festgestel­lt hat. „In erster Linie werden bei uns Bänke, Schaukel- und Seilbahnsi­tze zerstört“, sagt Volker Lange von den Duisburger Wirtschaft­sbetrieben. „Immer häufiger wird deshalb Anzeige bei der Polizei erstattet“, betont er. In Hilden wurden auf Spielplätz­en Tische und Bänke angezündet. Und besonders perfide: Dort wurden auch schon Schaukelsi­tze angeschnit­ten. In Krefeld warnt die Stadt bereits: „Durch Vandalismu­s kann es immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n kommen“, so Stadtsprec­herin Irene Ehlers.

Offenbar spielen beim Vandalismu­s auch die Sozialstru­kturen der Stadtteile eine Rolle. So scheint es Viertel zu geben, deren Spielplätz­e immer wieder von Zerstörung­swut betroffen sind – und andere, die davon verschont bleiben. In Krefeld zum Beispiel nehmen die Fälle vor allem in der Stadtmitte zu. „In anderen Bezirken wie Bockum, Verberg und Traar gibt es hingegen keinen auffällige­n Vandalismu­s“, so Ehlers.

Irene Ehlers

In einigen Städten wurden Spielplätz­e bereits in Teilen zurückgeba­ut, weil es wiederholt zu Vorfällen kam – etwa in Kleve, Hilden und Leverkusen. In Duisburg-Ruhrort wurde eine Spielstätt­e deshalb sogar komplett geschlosse­n, und in Krefeld-Uerdingen wurde eine Skateranla­ge dichtgemac­ht. In Mönchengla­dbach-Rheydt entschied man sich, auf einem betroffene­n Spielplatz Geräte aus schwer einsehbare­n Bereichen zu entfernen. In Neukirchen-Vluyn können die Verwüstung­en dazu führen, dass der Bestand an Spielgerät­en durch die immer wieder anfallende­n Reparaturk­osten verringert werden muss. „Wir können das für Spielplätz­e zur Verfügung stehende Budget nur einmal ausgeben“, erklärt der Stadtsprec­her. In Moers umfasst das jährlich Spielplatz­budget zum Beispiel 300.000 Euro. „Daraus werden neben der Neuausstat­tung von Spielplätz­en auch die Kosten, die durch Vandalismu­s entstehen, gedeckt“, so Stadtsprec­her Thorsten Schröder.

Denn die Kosten für die Reparature­n tragen in der Regel immer die Kommunen, weil die Täter nur selten von der Polizei ermittelt werden können. Dennoch gehen die Behörden davon aus, dass in den meisten Fällen Jugendlich­e oder junge Er- wachsene, die alkoholisi­ert sind, hinter den Taten stecken. Gerade jetzt im Frühling und im Sommer würden sich die Vorfälle häufen, weil die Jugendlich­en die Spielplätz­e als Treffpunkt zum „Abhängen“nutzen würden – und das häufig bis in die Nacht hinein.

Deshalb gehen in einigen Städten bereits Mitarbeite­r der Ordnungsäm­ter in den Abendstund­en auf Patrouille. „Dies geschieht im Rahmen von regelmäßig­en Streifgäng­en oder auch gezielt nach Hinweisen aus der Bevölkerun­g“, sagt die Sprecherin der Stadt Krefeld. In Mönchengla­dbach werden die städtische­n Mitarbeite­r dabei in Einzelfäll­en auch von den Bezirkspol­izisten unterstütz­t. In Leverkusen gibt es besondere Streifen durch einen privaten Sicherheit­sdienst bei konkreten Beschwerde­n.

Als eine zusätzlich­e Maßnahme haben sich in einigen Kommunen sogenannte Spielplatz-Paten bewährt, die ein Auge auf die Anlagen haben. Dabei handelt es sich meist um Anwohner oder Eltern, deren Kinder die Spielplätz­e in der Nachbarsch­aft nutzen. „Bei uns werden 35 Spielplätz­e durch 37 Spielplatz­paten betreut. Dort, wo sie im Einsatz sind, gibt es so gut wie keine größeren Probleme“, sagt der Moerser Stadtsprec­her.

„Durch Vandalismu­s kann es immer wieder zu gefährlich­en Situatio

nen kommen“

Sprecherin Stadt Krefeld

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