Rheinische Post Krefeld Kempen
Spielgeräte werden in Brand gesteckt
Zerschnittene Kletterseile, Scherben im Sand, zerstörte Bänke: Häufig werden Spielplätze in der Region verwüstet. Gerade in den Sommermonaten nehmen die Fälle zu. Täter werden selten gefasst. Ordnungsämter gehen auf Streife.
DÜSSELDORF Es ist 1.28 Uhr in der Nacht, als die Feuerwehr in Velbert am vergangenen Montag zu einem Einsatz auf einen öffentlichen Spielplatz gerufen wird. Ein Trampolin, das dort fest im Boden verankert ist, steht in Flammen. Das Feuer kann zwar schnell gelöscht werden. Das Spielgerät ist jedoch völlig zerstört. Die Behörden gehen von Brandstiftung aus. Die Fahndung nach den Tätern blieb bislang ohne Erfolg. „Solche Taten sind schon eine große Schweinerei“, heißt es bei der Polizei.
Landesweit werden regelmäßig Spielplätze mutwillig verwüstet und vermüllt, Geräte zerstört. Auch Skateranlagen sind davon betroffen. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung. Der Trend zeichne sich bereits seit einigen Jahren ab, betont Frank Grusen von der Stadt Neukirchen-Vluyn. Besonders gefährdet seien Holzspielgeräte und Holzbänke, „weil sie durch Feuer oder durch Krafteinwirkung leichter zerstört werden können“, sagt Grusen. „Häufig werden Geräte und Bänke auch mit Farbe oder anderen Substanzen beschmiert.“Ähnlich sieht es in Duisburg aus, wo man eine Zunahme der Delikte festgestellt hat. „In erster Linie werden bei uns Bänke, Schaukel- und Seilbahnsitze zerstört“, sagt Volker Lange von den Duisburger Wirtschaftsbetrieben. „Immer häufiger wird deshalb Anzeige bei der Polizei erstattet“, betont er. In Hilden wurden auf Spielplätzen Tische und Bänke angezündet. Und besonders perfide: Dort wurden auch schon Schaukelsitze angeschnitten. In Krefeld warnt die Stadt bereits: „Durch Vandalismus kann es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen“, so Stadtsprecherin Irene Ehlers.
Offenbar spielen beim Vandalismus auch die Sozialstrukturen der Stadtteile eine Rolle. So scheint es Viertel zu geben, deren Spielplätze immer wieder von Zerstörungswut betroffen sind – und andere, die davon verschont bleiben. In Krefeld zum Beispiel nehmen die Fälle vor allem in der Stadtmitte zu. „In anderen Bezirken wie Bockum, Verberg und Traar gibt es hingegen keinen auffälligen Vandalismus“, so Ehlers.
Irene Ehlers
In einigen Städten wurden Spielplätze bereits in Teilen zurückgebaut, weil es wiederholt zu Vorfällen kam – etwa in Kleve, Hilden und Leverkusen. In Duisburg-Ruhrort wurde eine Spielstätte deshalb sogar komplett geschlossen, und in Krefeld-Uerdingen wurde eine Skateranlage dichtgemacht. In Mönchengladbach-Rheydt entschied man sich, auf einem betroffenen Spielplatz Geräte aus schwer einsehbaren Bereichen zu entfernen. In Neukirchen-Vluyn können die Verwüstungen dazu führen, dass der Bestand an Spielgeräten durch die immer wieder anfallenden Reparaturkosten verringert werden muss. „Wir können das für Spielplätze zur Verfügung stehende Budget nur einmal ausgeben“, erklärt der Stadtsprecher. In Moers umfasst das jährlich Spielplatzbudget zum Beispiel 300.000 Euro. „Daraus werden neben der Neuausstattung von Spielplätzen auch die Kosten, die durch Vandalismus entstehen, gedeckt“, so Stadtsprecher Thorsten Schröder.
Denn die Kosten für die Reparaturen tragen in der Regel immer die Kommunen, weil die Täter nur selten von der Polizei ermittelt werden können. Dennoch gehen die Behörden davon aus, dass in den meisten Fällen Jugendliche oder junge Er- wachsene, die alkoholisiert sind, hinter den Taten stecken. Gerade jetzt im Frühling und im Sommer würden sich die Vorfälle häufen, weil die Jugendlichen die Spielplätze als Treffpunkt zum „Abhängen“nutzen würden – und das häufig bis in die Nacht hinein.
Deshalb gehen in einigen Städten bereits Mitarbeiter der Ordnungsämter in den Abendstunden auf Patrouille. „Dies geschieht im Rahmen von regelmäßigen Streifgängen oder auch gezielt nach Hinweisen aus der Bevölkerung“, sagt die Sprecherin der Stadt Krefeld. In Mönchengladbach werden die städtischen Mitarbeiter dabei in Einzelfällen auch von den Bezirkspolizisten unterstützt. In Leverkusen gibt es besondere Streifen durch einen privaten Sicherheitsdienst bei konkreten Beschwerden.
Als eine zusätzliche Maßnahme haben sich in einigen Kommunen sogenannte Spielplatz-Paten bewährt, die ein Auge auf die Anlagen haben. Dabei handelt es sich meist um Anwohner oder Eltern, deren Kinder die Spielplätze in der Nachbarschaft nutzen. „Bei uns werden 35 Spielplätze durch 37 Spielplatzpaten betreut. Dort, wo sie im Einsatz sind, gibt es so gut wie keine größeren Probleme“, sagt der Moerser Stadtsprecher.
„Durch Vandalismus kann es immer wieder zu gefährlichen Situatio
nen kommen“
Sprecherin Stadt Krefeld