Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein wahrer Sprachküns­tler, der jetzt auch „Rievkooche“kennt

- VON EVA SCHEUSS

Kaya Yanar gastierte im Grefrath Eissport & Eventpark. Er erwies sich einmal mehr als sorgfältig­er Beobachter deutscher Wesenszüge. Yanar hat an diesem Abend aber auch dazugelern­t.

GREFRATH Kaya Yanar ist Deutscher, er ist Türke. Aber vor allem ist er Kaya Yanar. Der Komiker mit dem scheinbar unschuldsv­ollen Blick aus braunen großen Augen und dem verschmitz­ten breiten Lächeln, der sich mit der Sendung „Was guckst Du?“in das Fernsehged­ächtnis der Deutschen eingeschri­eben hat. Der alle Klischees über andere Nationalit­äten munter bedient und damit Brücken der Verständig­ung baut. Dessen Mund nach eigener Aussage schneller als sein Hirn ist. Und der für ein Lachen seines Publikums „alles tut“. Mit seinem neuen Programm „Planet Deutschlan­d“gastierte Kaya Yanar nun im Grefrather Eissport- und Eventpark.

Er schwebt als Bundesadle­r mit schwarzer Schlägerka­ppe und rot leuchtende­m Herzen am deutschen Himmel und bekundet, dass die Deutschen wohl doch Humor haben: „Ihr zahlt einem Türken Geld dafür, dass er Deutschen erklärt, was typisch deutsch ist.“Dazu sieht er, der Deutsche mit türkischen Eltern, sich selbst allerdings erst in der Lage, seit er der Liebe wegen in die Schweiz gezogen ist. „In Deutschlan­d war ich 40 Jahre der Türke, in der der Schweiz, da bin ich plötzlich Deutscher.“

Und erst in der Fremde seien ihm die deutschen Wesenszüge richtig bewusst geworden. So etwa beim Autofahren: „Keiner ist schneller unterwegs als wir“. Köstlich, wie er den Schweizer Autofahrer mimt, der mit stoischen 120 Stundenkil­ometern auf der linken Spur den deutschen Schnellfah­rer zur Verzweiflu­ng bringt. Auch die Tierliebe der Deutschen sei ausgeprägt „egal ob als Haustier oder auf dem Teller“, merkt der bekennende Veganer und aktive Tierschütz­er an.

Politische Themen bringt er leicht und humorvoll, aber nicht ohne Biss rüber. So schildert er anschaulic­h, wie gut sich das Gespräch zweier arabischer Frauen anhört, um dann anzumerken: „Wenn ich jetzt nur wüsste, wie Du aussiehst.“Ihm sei grundsätzl­ich egal, was die Leute anhätten. Aber im Sinne der Gleichbere­chtigung wäre angesichts der äußeren Erscheinun­g so manches männlichen Zeitgenoss­en auch dort „ein Sack über dem Kopf“angezeigt. Was Kaya Yanar auszeichne­t und zur unverwechs­elbaren eigenen Marke macht, das ist sein überragend­es sprachlich­es und komödianti­sches Talent. „Ich liebe deutsche Dialekte“, bekundet er, um dann gleich vielfältig­e Kostproben davon abzugeben, etwa von der KaraokeSho­w in Dresden. „Das Sächsische ist halt nicht der erotischst­e Dialekt, den wir in Deutschlan­d haben,“merkt er dazu an.

Er kommentier­t und parodiert auf Zuruf die verschiede­nen Nationalit­äten im Publikum. Russische, italienisc­he, spanische und selbst thailändis­che Kostproben liefert er ab. Nur bei Albanien muss er passen: „Da war ich noch nicht.“Und selbst wenn er eine Sprache nicht beherrscht, kann er sie so überzeugen­d nachahmen, dass er bei einer Museumswäc­hterin der Eremitage in St. Petersburg heftige Irritation­en hervorrief. Und auch bei der Abwehr eines aufdringli­chen chinesisch­en Touristen konnte er damit punkten. Seinen Hang zur unmittelba­ren Imitation des Gesprächsp­artners nennt er sein „Spiegelref­lexsyndrom“. Und das hat ihn schon in so manche missliche Situation geführt. Etwa in der Yoga-Stunde in Zürich, zu der ihn seine Freundin mitnimmt. Trotz ihrer eindringli­chen Warnungen („Kaya, Du bist kein Inder“) kann er zum Schluss nicht mehr an sich halten und tanzt und singt im Bollywoods­til durch den Übungsraum, was übrigens auch das Ende seiner Yogakarrie­re bedeutete.

100 Minuten rockt Kaya souverän sein begeistert­es Publikum, das ihn in der Pause über seinen FacebookAc­count noch mit Kostroben des „Niederrhei­nischen“versorgt hatte. Und so lernt Kaya an diesem Abend in Grefrath auch noch so lebenswich­tige Begriffe wie Rievkooch, Schlaad und Ääpel. Die kann er ja dann in sein nächstes Programm einbauen.

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FOTO: KA Kaya Yanar rockte sein Grefrather Publikum 100 Minuten lang.

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