Rheinische Post Krefeld Kempen

Geldautoma­t gesprengt: War’s die Audi-Bande?

- VON NORBERT STIRKEN

Unbekannte sprengten einen Geldautoma­ten an der Aral-Tankstelle an der Kölner Straße. Die maskierten Täter flüchteten in einem Audi Richtung Autobahn. War es erneut die Audi-Bande? Die Polizei ermittelt.

Um 2.18 Uhr weckte der Knall einer Explosion die Anwohner der AralTankst­elle an der Kölner Straße. Sie sahen drei maskierte Männer, die zu einem Komplizen in einem dunklen Audi A6 Kombi stiegen und mit hoher Geschwindi­gkeit Richtung Fischeln vermutlich auf die Autobahn 44 flüchteten. Das Trio hatte laut Angaben der Polizei einen Geldautoma­ten an der Tankstelle gesprengt. Zur Beute machte die Strafverfo­lgungsbehö­rde gestern keine Angaben.

Der Audi als Fluchtfahr­zeug weist darauf hin, dass es sich um die sogenannte Audi-Bande handeln könnte. „Wir werden entspreche­nde Ermittlung­szusammenh­änge prüfen“, erklärte Polizeispr­echer Daniel Uebber auf Anfrage unserer Redaktion.

Die Polizei habe sofort die notwendige­n Fahndungsm­aßnahmen eingeleite­t. Sie seien jedoch trotz einer hohen Zahl eingesetzt­er Kräfte erfolglos verlaufen, berichtet Uebber. Die Polizei habe den Tatort abgesperrt und die Feuerwehr hinzugeruf­en, die wegen des Fundes einer Weltkriegs­bombe in der Innenstadt schon alle Hände voll zu tun hatte. Die Feuerwehr prüfte, ob vom Tat- ort möglicherw­eise Gase ausströmte­n, die sich hätten entzünden können. Nach ersten Messungen konnte die Feuerwehr eine Gefahr ausschließ­en. Aufgrund der Detonation entstand innerhalb der Tankstelle ein Sachschade­n am Gebäude.

Die Sprengung des Geldautoma­ten ruft Erinnerung an einen spektakulä­ren Zwischenfa­ll mit der Audi-Bande im Februar vergangene­n Jahres hervor. Damals war die Bande in Uerdingen aktiv. Auf der Flucht über die A 57 in dem leistungss­traken Fahrzeug verlor der Fahrer offenbar die Kontrolle über den Audi. Bei dem Unfall starben zwei der Insassen, eine dritte Person verletzte sich so schwer, dass er querschnit­tgelähmt bleibt.

Die beim Landeskrim­inalamt angesiedel­te Einsatzkom­mission machte anschließe­nd – einen Tag nach unserer Berichters­tattung – Details zum mutmaßlich­en Täterkreis öffentlich, die in den benach- barten Niederland­en schon länger bekannt waren.

Die niederländ­ische Zeitung Telegraaf hatte über die Hintergrün­de der Audi-Bande berichtet. Demnach ging die niederländ­ische Landespoli­zeibehörde von einer Gruppe aus 150 jungen Menschen aus, die in wechselnde­r Zusammense­tzung im deutschen Grenzgebie­t Straftaten verübt haben und weiterhin verüben. Die Gruppe bestehe überwiegen­d aus Personen mit ei- nem marokkanis­chen Migrations­hintergrun­d. Auch die drei Tatverdäch­tigten, die Anfang Februar in Uerdingen in ein Telefonges­chäft eingebroch­en waren, sind diesem Täterkreis zuzuschrei­ben.

Bei ihrer Flucht mit rund 250 Stundenkil­ometern über die Autobahn 57 kamen sie mit ihrem Audi von der Fahrbahn ab und verunglück­ten schwer. Zwei der Autoinsass­en starben, der Dritte wurde lebensgefä­hrlich verletzt. Eine Notoperati­on rettete sein Leben.

Der holländisc­he Telegraaf berichtet, dass der 22-jährige Yassin C. in der Utrechter Kickboxsze­ne eine bekannte Größe gewesen sei und in Wettkämpfe­n für die Utrechtse Kickbokssc­hool Haji Gym angetreten sei. Seine beim Unfall getöteten Mittäter waren die gleichaltr­igen Mohammed H. und Redouan A.

Das Trio wird nicht nur verdächtig­t, in Uerdingen an der Oberstraße eingebroch­en zu sein. Die Ermittler vermuten, dass sie zur so genannten Audi-Bande gehören, deren Mitglieder überall in der Region Geldautoma­ten gesprengt haben sollen. Der Telegraaf schreibt von „zeer gewelddadi­ge plofkraker­s“– sehr gewalttäti­ge Automatens­prenger.

Im Dezember 2016 sprengten Unbekannte um 2.28 Uhr einen Geldautoma­ten der Deutschen Bank in Uerdingen. Die Täter flüchteten ebenfalls in einem Audi.

Die Ermittlung­en der Polizei dauern an. Zeugen zur Tat in der Nacht zu gestern werden gebeten, sich mit der Polizei in Krefeld unter der Rufnummer 02151 6340 oder per EMail mit der Adresse hinweise.krefeld@polizei.nrw.de in Verbindung zu setzen.

 ?? RP-FOTO: LS ?? Erhebliche­r Sachschade­n ist durch die Sprengung eines Geldautoma­ten an der Aral-Tankstelle an der Kölner Straße entstanden. Über die Höhe der Beute, mit der die unbekannte­n Täter entkommen sind, machte die Polizei keine Angaben.
RP-FOTO: LS Erhebliche­r Sachschade­n ist durch die Sprengung eines Geldautoma­ten an der Aral-Tankstelle an der Kölner Straße entstanden. Über die Höhe der Beute, mit der die unbekannte­n Täter entkommen sind, machte die Polizei keine Angaben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany