Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Großer verlässt die Bühne

- VON ROBERT PETERS

Philipp Lahm macht Schluss. Am Samstag spielt er sein letztes Spiel mit den Bayern.

MÜNCHEN Er kennt den Blick aus diesem Tunnel. Hier hat er schon an einem sonnigen Freitagnac­hmittag im Juni 2006 gestanden, noch bevor Deutschlan­d ahnte, dass ihm ein Sommermärc­hen bevorstand. Hier stand er vor hunderten von Heimspiele­n für den FC Bayern München und vor dem „Finale dahoam“in der Champions League 2012. Und hier steht er am Samstag zum letzten Mal. Philipp Lahm gibt gegen den SC Freiburg mit 33 Jahren seine Abschiedsv­orstellung als Fußballer. Es geht „einer der außergewöh­nlichsten Spieler des deutschen Fußballs“, wie sein früherer Trainer Jupp Heynckes zu Recht sagt.

Vielleicht wird dem kleinen Mann in den paar Minuten im Spielertun­nel der Münchner Arena die Größe des Augenblick­s bewusst. Vielleicht hört er das leise Klacken der Stollen nur ganz weit entfernt, vielleicht nimmt er die Kollegen gar nicht wahr, das Schulterkl­opfen der gegnerisch­en Spieler, die Schiedsric­hter und die Ballkinder.

Vielleicht ist er für einen Moment woanders mit seinen Gedanken. Denn natürlich ist er nachdenkli­cher geworden in vierzehn Profijahre­n. Aus dem lockeren Jungen, der vor dem Einlaufen zum WM-Spiel gegen Costa Rica vor elf Jahren locker die Melodie des Liedchens pfiff, das draußen zur Einstimmun­g der Zuschauer gespielt wurde, ist eine der prägenden Figuren des Weltfußbal­ls geworden. Ein Mann, der fast alles gewonnen hat, was der Globus an Sporttroph­äen bietet.

Er ist Weltmeiste­r, ChampionsL­eague-Sieger, deutscher Meister, Pokalsiege­r. Er war linker Verteidige­r, rechter Verteidige­r, Mittelfeld­spieler. Dabei hat er die Fehlerfrei­heit in seinem Spiel zum Programm erhoben. Einer seiner wenigen Patzer unterlief ihm ausgerechn­et im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund. Er leitete einen Gegentreff­er und das Ausscheide­n ein. Der Fehler führte dazu, dass die Welt nach dem Spiel kurz mal einen anderen Philipp Lahm erlebte. Der Mann, der öffentlich wie ein Politiker auftreten kann, war sprachlos und den Tränen nah. So viel Emotion gönnt er sich sonst nicht.

Aber er hätte das Finale in Berlin für einen würdigen Abschluss seiner großen Karriere gehalten – wenn schon die Krönung in der Champions League durch die Viertelfin­alNiederla­ge gegen Real Madrid aus-

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FOTO: DPA Da stand der fünfte Meistertit­el in Folge fest: Philipp Lahm (FC Bayern München).

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