Rheinische Post Krefeld Kempen
Ein Großer verlässt die Bühne
Philipp Lahm macht Schluss. Am Samstag spielt er sein letztes Spiel mit den Bayern.
MÜNCHEN Er kennt den Blick aus diesem Tunnel. Hier hat er schon an einem sonnigen Freitagnachmittag im Juni 2006 gestanden, noch bevor Deutschland ahnte, dass ihm ein Sommermärchen bevorstand. Hier stand er vor hunderten von Heimspielen für den FC Bayern München und vor dem „Finale dahoam“in der Champions League 2012. Und hier steht er am Samstag zum letzten Mal. Philipp Lahm gibt gegen den SC Freiburg mit 33 Jahren seine Abschiedsvorstellung als Fußballer. Es geht „einer der außergewöhnlichsten Spieler des deutschen Fußballs“, wie sein früherer Trainer Jupp Heynckes zu Recht sagt.
Vielleicht wird dem kleinen Mann in den paar Minuten im Spielertunnel der Münchner Arena die Größe des Augenblicks bewusst. Vielleicht hört er das leise Klacken der Stollen nur ganz weit entfernt, vielleicht nimmt er die Kollegen gar nicht wahr, das Schulterklopfen der gegnerischen Spieler, die Schiedsrichter und die Ballkinder.
Vielleicht ist er für einen Moment woanders mit seinen Gedanken. Denn natürlich ist er nachdenklicher geworden in vierzehn Profijahren. Aus dem lockeren Jungen, der vor dem Einlaufen zum WM-Spiel gegen Costa Rica vor elf Jahren locker die Melodie des Liedchens pfiff, das draußen zur Einstimmung der Zuschauer gespielt wurde, ist eine der prägenden Figuren des Weltfußballs geworden. Ein Mann, der fast alles gewonnen hat, was der Globus an Sporttrophäen bietet.
Er ist Weltmeister, ChampionsLeague-Sieger, deutscher Meister, Pokalsieger. Er war linker Verteidiger, rechter Verteidiger, Mittelfeldspieler. Dabei hat er die Fehlerfreiheit in seinem Spiel zum Programm erhoben. Einer seiner wenigen Patzer unterlief ihm ausgerechnet im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund. Er leitete einen Gegentreffer und das Ausscheiden ein. Der Fehler führte dazu, dass die Welt nach dem Spiel kurz mal einen anderen Philipp Lahm erlebte. Der Mann, der öffentlich wie ein Politiker auftreten kann, war sprachlos und den Tränen nah. So viel Emotion gönnt er sich sonst nicht.
Aber er hätte das Finale in Berlin für einen würdigen Abschluss seiner großen Karriere gehalten – wenn schon die Krönung in der Champions League durch die ViertelfinalNiederlage gegen Real Madrid aus-