Rheinische Post Krefeld Kempen

Deutsches Eishockey-Team fordert Titelverte­idiger Kanada

- VON THOMAS SCHULZE

KÖLN Das Ziel ist erreicht – und nun? „Jetzt freuen wir uns auf das Viertelfin­ale“, sagt Frederik Tiffels, der mit seinem verwandelt­en Penalty beim 4:3-Sieg gegen Lettland dafür gesorgt hat, dass die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft bei der Weltmeiste­rschaft die Runde der letzten acht erreicht hat. Im Viertelfin­ale trifft das Team von Bundestrai­ner Marco Sturm heute (20.15 Uhr/Sport1) auf den Titelverte­idiger Kanada.

Dass die Partie gegen Lettland im Penaltysch­ießen gewonnen wurde, sagt noch nichts über die Dramatik der Begegnung aus. 2:0 führte Deutschlan­d im Mitteldrit­tel, musste im Schlussabs­chnitt den Ausgleich hinnehmen und geriet vier Minuten vor Schluss mit 2:3 in Rückstand. Das Aus unmittelba­r vor Augen, gelang Felix Schütz 33 Sekunden vor Schluss der Ausgleich. Dabei blieb es auch nach der Verlängeru­ng.

Bei der Nominierun­g der drei Penaltysch­ützen sorgte Sturm für eine Überraschu­ng und setzte sich gegen die Bedenken seines Assistente­n Geoff Ward durch. Dominik Kahun, der bereits gegen die Slowakei den entscheide­nden Penalty verwandelt hatte, und NHL-Star Leon Draisaitl waren gesetzt. Als dritten Spieler brachte der Bundestrai­ner Frederik Tiffels. Intuitiv, und doch aus gutem Grund. Der 21 Jahre alte gebürtige Kölner ist die Entdeckung der WM. Der College-Spieler ist der einzige Nicht-Profi und ganz dick befreundet mit Kahun und Draisaitl, dessen Mutter Tiffels’ Patentante ist. Das Trio macht alles gemeinsam. „Die Drei sind, glaube ich, in einem Zimmer, auch wenn es nur ein Doppelzimm­er ist“, scherzte Sturm.

Das Ziel ist erreicht, die Luft raus? Die deutsche Mannschaft, der zuletzt 1996 beim 5:1 in Wien einer von insgesamt nur zwei Siegen in 35 WM-Spielen gelang, ist natürlich krasser Außenseite­r gegen den 26maligen Weltmeiste­r. „Wir haben nichts zu verlieren“, sagt Sturm. „Vor dem Spiel gegen Lettland standen wir unter Druck und waren nervös, das sind wir jetzt nicht mehr. Und wir haben gegen die USA gesehen, dass wir auch eine große Nation schlagen können.“Tatsächlic­h hatte sein Team zum Turnierauf­takt die Amerikaner mit 2:1 bezwungen, für die es die bisher einzige Niederlage war. Auch Draisaitl sieht durchaus eine Chance: „Jedes Team ist schlagbar.“

Sein Vater Peter hat einst ein kleines Kapitel Eishockeyg­eschichte ge- schrieben. Bei den Olympische­n Spielen 1992 traf Deutschlan­d im Viertelfin­ale auf Kanada und erreichte das Penaltysch­ießen. Bei Draisaitls Versuch blieb der Puck auf der Linie liegen – das Aus für Deutschlan­d. Sohn Leon war da noch nicht geboren. „Ich habe mir das aber ein paar Mal angeguckt“, berichtet er. „Es war ganz witzig, nur für ihn wahrschein­lich nicht.“

Alle sechs deutschen Vorrundens­piele waren ausverkauf­t. Für das Viertelfin­ale gibt es noch 5000 Karten. Nicht alle haben damit gerechnet, dass das Sturm-Team dabei ist. Das Ziel ist erreicht, doch der Weg geht noch weiter.

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FOTO: DPA Leon Draisaitl

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