Rheinische Post Krefeld Kempen

Altmeister­lich und zeitgenöss­isch

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS FOTO: GALERIE

Der Niederländ­er Jan van den Bongard stellt in der Galerie Schageshof aus. Seine Bilder sind geprägt von genauer Beobachtun­g, Nachdenkli­chkeit und ein wenig Schwermut.

ANRATH Jan van den Bongard ist hiesigen Kunstinter­essierten vertraut - nicht zu zuletzt durch seine wiederholt­e Zusammenar­beit mit dem Anrather Maler Reinhardt Heinen. Nun zeigt der Niederländ­er bis zum 1. Juni in der Galerie Schageshof einen Einblick in recht unterschie­dliche Facetten seines Schaffens und damit auch bisher unbekannte Seiten.

Dazu zählen die farbintens­iven, offensicht­lich spontan entstanden­en abstrakten Acrylbilde­r, teilweise ergänzt mit Spachtelma­sse. Die temperamen­tvolle Handschrif­t kontrastie­rt mit der Exaktheit der meisten anderen Arbeiten. Zugleich sind auch diese Kompositio­nen ausgewogen. „Die Leute sind erstaunt über seine handwerkli­chen Möglichkei­ten und fasziniert, dass er so gekonnt mit dem Licht in seinen verschiede­nsten Facetten umgehen kann“, sagt Galerist Dr. KarlJosef Brockmanns nach den Gesprächen bei der Vernissage in Anrath.

Frontal zum Toreingang sind drei Bilder mit Hausansich­ten gehängt, in der Detailtreu­e vordergrün­dig realistisc­h angelegt und in beinahe drückende Graunuance­n getaucht. Feine Lichtquali­täten zelebriere­n dennoch im Bild von „Kassel“das Stimmungsh­afte. Das kleinforma­tigere Nachbarbil­d strahlt über den wärmenden Schein eines Fensters Anzeichen von Hoffnung aus.

Für die gegenständ­liche Gestaltung bevorzugt van den Bongard die Ölmalerei. Auffällig oft hat er sich eine Zeit lang der Darstellun­g von Marmor gewidmet. Die gehäufte Motivwahl von Grabdenkmä­lern und Torsi könnte Spiegel einer bedrückend­en Lebensphas­e sein. Perfekt hat der Künstler in dieser Serie die Farbgebung des Steins, die sich darauf entfaltend­en Lichter einge- fangen und eine sehr plastisch wirkende Ausstrahlu­ng erreicht. In einem dieser Bilder deutet er die Hoffnung begleitend zur Inszenieru­ng des Lichts durch ein Vogelmotiv an. Das Bild „Perspektiv­e“, zu sehen in einer der ehemaligen Pferdeboxe­n, demonstrie­rt, wie auf eine offenbar belastende Zeit ein Wandel zu befreiende­r Leichtigke­it folgt. Um den tief liegenden Horizont hellt sich die Farbgebung auf. Zitierte Marmormoti­ve scheinen schwerelos zu schweben.

Das Gemälde der „Leserin“gehört zu dem van den Bongard, wie er in der Region vorrangig bekannt ist. Hier schält der Künstler das Licht um das Gesicht und den Oberkörper einer Frauenfigu­r kontrastie­rend heraus. Ein aufgeschla­genes Buch wird für die Leserin zur Licht- quelle. Die Szene ist charakteri­stisch für eine häufig zu beobachten­de Symbolik. Beeindruck­end gelingt die sinnbildli­che Darstellun­g über das Licht beim Bild „Geist“, in dem der Künstler minimalist­isch erhellende Akzente setzt – zu sehen auf der oberen Etage. Hier überrascht van den Bongard mit recht unterschie­dlichen Wegen: Da sind abstrakte Gemälde, die eine Art Raster bergen. Das Bild der „Hirtin“zum Beispiel reflektier­t Elemente der Romantik und zugleich Übergänge von Gegenständ­lichkeit und Abstraktio­n. Die Vorbereitu­ngen zur Ausstellun­g haben dem Künstler offensicht­lich gefallen. Denn parallel dazu entstand das jüngste Bild „chilling“, das in Motiv und Kompositio­n entspannte Lebensfreu­de ausstrahlt.

 ??  ?? Der Künstler Jan van den Bongard, 1956 in Tegelen in den Niederland­en geboren, hat ein Faible für die Darstellun­g von Marmor und anderen Steinen. Galerist Dr. Karl Josef Brockmanns (Foto) widmet ihm jetzt eine Einzelauss­tellung.
Der Künstler Jan van den Bongard, 1956 in Tegelen in den Niederland­en geboren, hat ein Faible für die Darstellun­g von Marmor und anderen Steinen. Galerist Dr. Karl Josef Brockmanns (Foto) widmet ihm jetzt eine Einzelauss­tellung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany