Rheinische Post Krefeld Kempen

Sozialabga­ben für viele wichtiger als Steuern

- VON BIRGIT MARSCHALL VON MARTIN KESSLER VON PHILIPP JACOBS „WERFT DIE TERRORISTE­N RAUS“, SEITE A 5

Die Parteien haben Niedrigver­diener und Familien entdeckt, die von Steuersenk­ungen nicht profitiere­n würden, weil sie schon heute so gut wie keine Steuern zahlen müssen. Diese Gruppen entrichten aber vom ersten Euro ihres Verdienste­s an bereits relativ hohe Sozialabga­ben. Internatio­nale Organisati­onen wie die OECD bescheinig­en Deutschlan­d eine insgesamt zu hohe Abgabenquo­te, die die Netto-Einkünfte gerade im unteren Segment überpropor­tional schmälert. Deshalb rücken nun die Sozialabga­ben zu Recht stärker in den Fokus der wahlkämpfe­nden Parteien.

Zwei Entlastung­swege werden diskutiert: Union und FDP wollen die Beitragssä­tze dort reduzieren, wo es die aktuelle Kassenlage der Sozialvers­icherung zulässt. SPD und Grüne wollen die Sozialbeit­räge von Geringverd­ienern direkt durch staatliche Zuschüsse subvention­ieren. Beide Wege würden allerdings so teuer, dass man diesen Plänen mit Misstrauen begegnen muss. Ob sie nach der Wahl wirklich umgesetzt werden, erscheint fraglich, wenn gleichzeit­ig auch weiterhin Steuersenk­ungsverspr­echen in zweistelli­ger Milliarden­höhe unterbreit­et werden – und man zusätzlich auch die Investitio­nen in Verteidigu­ng und Infrastruk­tur hochfahren will. BERICHT PARTEIEN ENTDECKEN GERINGVERD­IENER, TITELSEITE

Kleinkinde­r sind im Straßenver­kehr besonders gefährdet. Das weiß jeder Autofahrer und sollte deshalb in Wohngebiet­en äußerst vorsichtig fahren. Genau das tat offenbar eine Wagenlenke­rin und erfasste trotzdem ein auf die Fahrbahn laufendes kleines Mädchen. Gott sei Dank wurde die Fünfjährig­e nur ganz leicht verletzt.

Die Reaktion von Familienan­gehörigen auf diesen Zwischenfa­ll war indes völlig unangemess­en. Nach allem, was bekannt ist, waren die Beleidigun­gen gegen die Fahrerin und erst recht die brutalen Faustschlä­ge gegen eine Unfallzeug­in, die vermitteln wollte, eine unbeherrsc­hte und unentschul­dbare Aktion, die jetzt strafrecht­liche Konsequenz­en haben muss. Selbstjust­iz hat in unserem Rechtsstaa­t nichts verloren. Eine mögliche emotionale Ausnahmesi­tuation ist keine Begründung für solche Taten.

Erst recht darf der kulturelle Hintergrun­d der Täter keine Rolle spielen. Die verständli­che Sorge um Kinder entschuldi­gt weder Beleidigun­gen noch Körperverl­etzung – und zwar nirgends auf dieser Erde. Das Gericht muss allein Tat und Täter beurteilen. BERICHT FAMILIENCL­AN AUS SÜDOSTEURO­PA . . ., TITELSEITE

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Trumps Big Deal

s war ein Termin, bei dem Streit eigentlich programmie­rt war. US-Präsident Donald Trump zu Gast in Saudi-Arabien. In einem Land, in dem der Wahhabismu­s zu Hause ist, eine erzkonserv­ative Ausrichtun­g des sunnitisch­en Islam. Es war der Besuch des Elefanten im Porzellanl­aden. So schien es.

Denn von seinen hetzerisch­en Parolen gegenüber Muslimen, die er im Wahlkampf zur Genüge in die Welt posaunte, machte Trump in Saudi-Arabien keinen Gebrauch. Schließlic­h ging es ums Geschäft. Und dabei lässt Trump, der Milliardär, nichts anbrennen. Die USA schlossen mit Saudi-Arabien einen Waffendeal im Wert von umgerechne­t 100 Milliarden Euro ab. Über einen Zeitraum von zehn Jahren soll Saudi-Arabien sogar Waffen im Wert von etwa 310 Milliarden Euro aus den USA kaufen.

Die Bekämpfung des Terrorismu­s im Nahen Osten ist für Trump ein Kernanlieg­en, nein, ein Kerngeschä­ft. Die arabischen Staaten forderte Trump in seiner Rede auf: Werft die Terroriste­n aus Eurem Land – am liebsten aber mit Waffen „Made in USA“. BERICHT

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