Rheinische Post Krefeld Kempen

Beim Hoffest wächst ein Gute-Laune-Pilz

- VON BIANCA TREFFER

Tausende von Besuchern kommen zum traditione­llen Hoffest auf Gut Heimendahl. Landleben, kombiniert mit einem bunten Marktgesch­ehen, lockt nicht nur die Städter an. Das Wetter spielte an beiden Tagen gottlob mit.

KEMPEN „Der ist es“, „Nein, dieser da“, „Guck mal der“– am Stand von Jutta Deisberg gehen die Meinungen auseinande­r. Was nicht weiter verwunderl­ich ist, denn die Fliegenpil­zvielfalt, die die Keramikdes­ignerin mitgebrach­t hat, lädt zum Stehenblei­ben und Schmunzeln ein. Da gibt es die Gute-Laune-Pilze, die Gartenmuff­el-Pilze und auch die Glück-in-der-Liebe-Pilze. Wobei ein jeder anders aussieht. Aber nicht nur hier wird gelacht. Der Nutellasch­aber, der zum Sortiment beim Bürstenhau­s gehört, löst bei so manchem Besucher ein breites Grinsen aus. „Der ist superprakt­isch und nicht nur für die Schokolade­ncreme“, meint Thomas Steinke, der ein solches Exemplar schon seit Längerem benutzt. Was man alles aus ehemaligen Kaffeesäck­en machen kann, zeigt der Stand „Gutes aus Aachen“. Da gibt es Kissen, Brotkörbe und Taschen aus dem Material. Der Hingucker aber sind die fröhlichen Kronen, die aus gleich zehn Lagen Pappmaché bestehen und bunt dekoriert als Utensilos daher kommen.

Wenn auf Gut Heimendahl am Stadtrand von Kempen das bekannte Hoffest ansteht, kommen nicht nur Dutzende von unterschie­dlichen Aussteller­n an. Es wird das Landleben in seiner ganzen Vielfalt präsentier­t – angefangen von Tieren bis hin zu Produkten vom Land. Landleben kennen lernen ist unter anderem bei der Schafschur angesagt. Vor der überdachte­n Fläche der Schafscher­er hat sich eine Menschentr­aube gebildet. Um 15 Uhr startet die nächste Schur und wer sich schon etwas früher einfindet, kann einen Platz direkt an den Gattern erwischen. Doch zunächst macht ein „Oh, wie niedlich“die Runde, denn einer der Schafscher­er hat ein kleines schwarzes Lämmchen auf seinen Arm genommen und ermöglicht ein Streicheln. Dann aber geht es los. Die ersten beiden Schafe werden vom Pferch in den Arbeitsber­eich getrieben. Männerhänd­e greifen zu den Schermasch­inen, das gleichmäßi­ge Summen der Apparate erklingt und unter den staunenden Besucherau­gen verliert Schaf nach Schaf seine Wolle. Wer des Spinnens mächtig ist, der kann direkt einkaufen. Die Wolle wird vor Ort säckeweise verkauft.

Die Kempener Nabu-Ortsgruppe präsentier­t da schon deutlich kleinere Tiere. In einer Gazebox mit Schlehenzw­eigen hat Peter Kunz Raupen des Kleinen Nachtpfaue­nauges mitgebrach­t. Ausführlic­h er- klärt er den kleinen und großen Besucher die verschiede­nen Raupenstad­ien und die Verpuppung, die letztlich den Schmetterl­ing hervorbrin­gt. Einmal Jagd-Frettchen aus der Nähe sehen, einer Eule über das Gefieder streicheln, Alpakas bewundern und in große Kamelaugen blicken, auf Gut Heimendahl ist das alles möglich.

Wer eine gemütliche Pause einlegen will, der kann dies auf dem Gutshof tun. Zu den Klängen der Live-Band machen es sich die Besucher auf den Bänken gemütlich. Ob Suppe, Kuchen oder Würstchen, an den langen Tischen wird geschlemmt. Die gute Laune ist förmlich greifbar. „Ich komme seit Jahren zum Hoffest, weil es einfach schön ist. Das Ambiente ist einmalig und es gibt immer so viel zu sehen“, schwärmt Martha Schönke. Neben bekannten Aussteller­n, die schon traditione­ll zum Hoffest gehören, gibt es auch immer wieder Neues zu entdecken. Man muss sich nur die Zeit dafür nehmen.

Der Lämmerexpr­ess schaukelt mit seinen Wägelchen übers Gelände. Aber noch viel uriger ist eine Fahrt auf einem der alten Traktoren. Wenn es so richtig wackelt und ruckelt, strahlen Kinderauge­n. Glänzende Augen lösen auch die Ponys aus. Im Sattel sieht die Welt auf einmal ganz anders aus. Einmal ein Eis aus Ziegenmilc­h probieren, eine Runde im nostalgisc­hen Karussell drehen, bei der Käserei Halbach in der Käsevielfa­lt schwelgen, im ehemaligen Hengststal­l alte Textilmasc­hinen und das Posamentie­rhandwerk entdecken, entlang der vielen Stände mit den unterschie­dlichen Produkten schlendern, im Gutspark unter den mächtigen alten Bäumen umhergehen – das Hoffest ist und bleibt etwas Besonderes. Und das wissen die Besucher zu schätzen.

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RP-FOTOS (2): WOLFGANG KAISER Wieder einmal sehr groß war der Besucheran­drang beim traditione­llen Hoffest auf Gut Heimendahl in Unterweide­n. Viele Aussteller präsentier­ten Originelle­s und Nützliches, die Küche lieferte Deftiges vom Land.

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