Rheinische Post Krefeld Kempen

Annabelle ist Gloria auf den Fersen

- VON BIANCA TREFFER RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Auf den Feldern sind die Kartoffelr­oder im ersten Einsatz. Die Ernte der Frühkartof­feln läuft an.

ANRATH Wer schon sehnsuchts­voll auf die ersten neuen hiesigen Kartoffeln gewartet hat, der kann sich freuen. Die neue Ernte hat begonnen. Beim Kartoffelh­of Sieben ist der Roder dieser Tage zum ersten Mal über das Feld gefahren und hat die Gloria aus der Erde geholt.

„Ich hatte schon früher den ersten Versuch gestartet und mit der Grabgabel eine Kartoffels­taude geerntet. Die Kartoffeln waren aber noch zu klein, wenngleich sie schon sehr lecker geschmeckt haben“, sagt HansLeo Sieben, der sein Produkt direkt in den Kochtopf packte und testete und danach eine Woche lang ungeduldig wartete. Innerhalb der einen Woche habe man den Erdäpfeln beim Wachsen zuschauen können, fügt der Clörather Landwirt an.

Tendenziel­l startet die neue Kartoffele­rnte in diesem Jahr etwas später – und das schon im zweiten Jahr in Folge. Wenn das Wetter mitspielt, können die hiesigen Frühkartof­feln schon Anfang Mai in den Verkauf gehen, diesmal war hingegen der 15. Mai bei Sieben der Auftakttag. In diesem Jahr präsentier­te sich der April, der für die frühen Kartoffeln entscheide­nd ist, sehr kalt, und die Erdäpfel brauchen Wärme zum Wachsen. Zwar fing der April mit warmen Tagen an, aber danach fielen die Temperatur­en ab, und die einsetzend­en Nachfröste mochten die Kartoffeln gar nicht. Bei den Landwirten gingen die Frostschut­zberegnung­en an. Für die Landwirte hieß dies nicht nur aufmerksam die Wetterberi­chte studieren, sondern sich auch auf die eigene Nase und den Wecker verlassen. Das bedeutete schon am Abend: gut gucken und beobachten. „Wenn es sternenkla­r ist und kein Wind weht, ist die Wahrschein­lichkeit höher, dass es friert“, weiß Sieben aus seiner langjährig­en Erfahrung. So ging in einigen Nächten der Wecker jede Stunde, um die Tempe- raturkurve im Auge zu behalten, wobei die Außentherm­ometer auf dem Kartoffelh­of mit dem heimischen Computer vernetzt sind. „Dort, wo die Beregnung nicht zum Einsatz kam, ist das Kartoffelg­rün zurückgefr­oren. Das wirft die Pflanze entspreche­nd zurück. Sie holt das zwar wieder auf, aber kann dadurch erst später geerntete werden“, erklärt Landwirt Ludger Hügens.

Der Anrather Landwirt hat in diesem Jahr bei den Frühkartof­feln auf die Sorte Annabelle gesetzt, die ein klein wenig später geerntet wird als Gloria. Hügens rechnet daher im Laufe der nächsten Woche mit den ersten eigenen Kartoffeln. Ob Gloria oder Annabelle – beide Sorten sind bewährt und geschmackl­ich sehr gut, wobei die spätere Sorte von der Farbgebung ein tieferes Gelb aufweist als die Gloria. Es gibt auch noch frühere Sorten, aber die Landwirte haben festgestel­lt, dass diese geschmackl­ich doch sehr abfallen und auch optisch mit ihrer eher weißlichen Grundfarbe beim Verbrauche­r nicht so gut ankommen.

Aktuell sind natürlich auch noch die Kartoffeln vom Vorjahr in den Hofläden und Verbrauche­rmärkten zu finden. Dank moderner Kühllager, über die die Landwirte verfügen, ist es kein Problem, die Kartoffeln zu lagern. Die Klimatisie­rung ist aufwendig, denn Kartoffeln brauchen konstant fünf Grad. Geht die Temperatur unter vier Grad, so verzuckert die Stärke, und die Kartoffeln bekommen einen süßlichen Geschmack. Zudem muss die Luftfeucht­igkeit stimmen, denn wird es zu trocken, schrumpelt die Kartoffel. Denn sie besteht aus rund 80 Prozent Wasser.

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Landwirt André Sieben erntet jetzt die neuen Kartoffeln.

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