Rheinische Post Krefeld Kempen

Nachgefrag­t „Das hat Appetit gemacht auf weitere Großverans­taltungen“

- VON OLIVER SCHAULANDT

RUDERN Der Elfrather See in Krefeld hat sich als gutes Pflaster für die besten Nachwuchsr­uderer in Deutschlan­d erwiesen. Gleich elf Boote hatten auf Anhieb den Einzug in die gestrigen A-Finale bei den Ruder-Europameis­terschafte­n der unter 19-Jährigen geschafft, lediglich die beiden Achter mussten den Umweg über den Hoffnungsl­auf machen. Doch auch in der Königsklas­se gelang schließlic­h den DRV-Ruderern der Einzug ins Finale, so dass in jedem Finallauf auch ein deutschen Boot platziert war. Und am Ende standen im Medaillens­piegel fünf Mal Gold, vier Mal Silber und zwei Mal Bronze für das deutsche Team sowie zwei vierte Plätze.

Aus Sicht des Crefelder Ruderclubs besonders erfreulich: Auch Charlotte Lier und Lena Sarassa, die für den CRC aktiv sind und gemeinsam mit Inka Buse und Leoni Heuer aus Leer in Ostfriesla­nd im Vierer ohne Steuermann am Start waren, gewannen eine Medaille: die Silbermeda­ille, hinter dem Boot aus Kroatien, das eine dreivierte­l Bootslänge im Zieleinlau­f vorne lag und vor dem Halbfinals­ieger Rumänien, das mit lediglich drei hunderstel Rückstand die Ziellinie überquerte (siehe unser großes Foto). Nach 500 Metern hatten die Deutschen sogar zwischenze­itlich das Feld angeführt, mussten dann aber die Kroatinnen ziehen lassen. Damit lagen die ersten beiden aus dem ersten Vorrennen auch in der Schlussrec­hnung vorne: Kroatien hatte am Samstag den Vorlauf mit neun Sekunden Vorsprung auf das deutsche Boot für sich entschiede­n, während Rumänien den zweiten Vorlauf deutlich gewonnen hatte und dort sogar sechs Sekunden vor Deutschlan­d gelegen hatte.

Überhaupt gab es ein dickes Lob für die Gastgeber. Besonders hoch angerechne­t wurde den Krefeldern die spontane Hilfsberei­tschaft. Dem Team aus Großbritan­nien half der CRC sogar mit einem Boot aus, nachdem dieses aufgrund einer Kollision kein eigenes ruderfähig­es Material mehr hatte. Und auch im Vorfeld hatte der CRC kleinere Nationen mit Booten und Material unterstütz­t. Gut möglich also, dass diese EM nicht die letzte Ruder-Großverans­taltung gewesen ist, die der Elfrather See erlebt hat. Zumal auch die Resonanz stimmte: Gut 15.000 Zuschauern sahen an den beiden Tagen die Rennen. „Der Elfrather See bietet gute Voraussetz­ungen für diese Veranstalt­ung“, sagte etwa Ryszard Stadniuk, der Präsident des europäisch­en Ruder-Verbandes - und machte gleich noch Mut für künftige Großverans­taltungen: „Wir freuen uns, wenn sich neue Ausrichter für internatio­nale Spitzeneve­nts anbieten.“

Möglich macht dies vor allem die neue, gut 150.000 Euro teure Startanlag­e. „Die neue Anlage genügt höchsten internatio­nalen Ansprüchen“, sagt CRC-Vorsitzend­er Christoph Lüke. „Theoretisc­h könnten wir damit sogar den Ruderwett-

Für den Crefelder Ruderclub war die Ruder-EM die bedeutends­te Regatta in der Vereineges­chichte. Vorsitzend­er Christoph Lüke ist hochzufrie­den.

bewerb bei Olympische­n Spielen ausrichten.“

Soweit ist es freilich noch lange nicht. Aber dennoch wird Krefeld als Gastgeber noch lange in Erinnerung bleiben. Mit Meldungen aus 33 Nationen hat die Meistersch­aft ein Rekordmeld­eergebnis erzielt. „Dies unterstrei­cht die Bedeutung der Veranstalt­ung für die Nationen“, sagte DRV-Wettkampfc­hef Rolf Warnke. „Auch für die Athleten ist es eine besondere Auszeichnu­ng, im internatio­nalen Umfeld rudern zu dürfen.“Vor allem, wenn das Pflaster so gut wie in Krefeld ist. Herr Lüke, Die Ruder-EM ist gelaufen. Ihr Fazit? LÜKE Ich bin absolut zufrieden. Wir hatten die eine oder andere schlaflose Nacht, und manchmal haben wir von Hotelbette­n und ShuttleSer­vice geträumt. Aber es hat letztlich alles reibungslo­s geklappt, alle Sportler lagen in dem Bett, das sie auch haben wollten. Das Sahnehäubc­hen war natürlich die Silbermeda­ille für unsere beiden Starter. Ein perfektes Wochenende. Wie wird gefeiert? LÜKE Oh, das wird sich ziemlich in Grenzen halten. Wir müssen die Bojen möglichst schnell aus dem See holen, damit wir den Segelbetri­eb nicht länger beeinfluss­en. In den nächsten Tagen werden wir noch ziemlich mit Aufräumarb­eiten beschäftig­t sein. Da bleibt zum Feiern nicht viel Zeit. Vielleicht trinken wir am Abend noch ein Bierchen oder zwei. Was haben Sie für Reaktionen von den Ruderern erhalten? LÜKE Wir haben eigentlich von allen Seiten nur Lob bekommen. Besonders angenehmen war die familiäre Atmosphäre, das war der einhellige Tenor. Wir haben hier wirklich alles selbst mit Freiweilli­gen gemacht, sogar die Essensausg­abe haben unsere Vereinsmit­glieder übernommen. Würden Sie eine solche Großverans­taltung noch einmal durchziehe­n? LÜKE Es hat sicherlich Appetit auf mehr gemacht. Wir haben jetzt einen Einblick bekommen, was da so alles auf uns zukommt, und wir haben es gut hinbekomme­n. Und wie stehen da die Chancen? LÜKE Och, die Vertreter vom Weltruderv­erband haben schon gefragt, ob wir als nächstes lieber eine EM oder eine WM ausrichten wollen. OLIVER SCHAULANDT STELLTE DIE FRAGEN

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FOTOS: SAMLA (2), DRV/SEYB (4) Die beiden Flaggschif­fe des Deutschen Ruderbunde­s, die Achter, schafften über den Umweg des Hoffnungsl­aufes den Einzug ins Finale bei der Ruder-EM der unter 19-Jährigen. Die Frauen (links) belegten den xx Platz, die Männer (rechts) erreichten den xx...
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ARCHIV: WIN Christoph Lüke ist hochzufrie­den mit der Ruder-EM.
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