Rheinische Post Krefeld Kempen
Eine Zeitreise mit dem Heimatverein
Ortsgeschichte hautnah verspürten die Besucher des Oedter Heimatmuseums am Internationalen Museumstag. Es waren Fotos zu sehen, die noch niemals öffentlich ausgestellt waren.
OEDT Unter dem Motto „Spurensuche. Mut zur Verantwortung“bewies der Oedter Heimatverein am 40. Internationalen Museumstag, wozu er fähig ist. Die „Spurensuche“im Heimatmuseum, in der Burg Uda, im Sitzungssaal des Oedter Rathauses und in der ehemaligen Firma Girmes wurde zu einer spannenden und abwechslungsreichen Zeitreise. Über 400 Besucher, davon rund 200 bei Girmes-Führungen, ließen sich diesen geschichtsträchtigen Tag nicht entgehen. Sie entdeckten Neues, Altbewährtes, aber auch Überraschendes und Skurriles.
Mehr noch: Der Museumstag ließ so manchen Besucher die Heimat neu entdecken. Auf dem Foto der Mülhausener Pfarrkirche St. Heinrich aus dem Winter 1949 hatte die Kirche noch nicht ihren neuen Kirchturm. Auf dem Speicher des inzwischen verkauften Pfarrhauses von St. Vitus entdeckt wurde der alte Kreuzweg aus dem Niersdom, der bis 1980 in der Kirche zu finden war, ebenso die „Projektzeichnung der Vituskirche“, die weit mehr als 100 Jahre alt ist. Nostalgie pur weckt das Protokollbuch der „Gesellschaft Verein“aus dem Jahre 1902. Noch bestens erhalten sind die Standarte des Radfahrverein Oedt aus dem Jahre 1922. Der 200. Geburtstag von Mozarts bescherte Oedt am 15. Januar 1956 ein festliches Konzert im Saal Streit. Die vielfältige Arbeit in der Abtei Mariendonk ist bei der Ausstellung durch den Hinweis auf das „Lungenstärkungsmittel Pulmonal“gibt. Fast majestätisch ist das Foto des Kirchenvorstandes von St. Vitus aus dem Jahr 1910. Zahlreiche Plakate erinnern an die Vielfalt der Veranstaltungen früher in Oedt. So gab es einmal ein „Närrisches Sechstagerennen in Oedt.“Das Mitgliederverzeichnis der Fabrik-Krankenkasse der Firma Mertes und Söhne ist ein Stück Oedter Industriegeschichte. Kahnfahren mit Zylinder auf der alten Niers war einst eine Selbstverständlichkeit. Wie beschwerlich früher die Bestellung der Felder war zeigen Bilder, auf denen der Bauer mit Pferd und Pflug im Einsatz ist. Das alte Pferdegeschirr, das Butterfass, die Uniformen der Feuerwehr oder das Protokollbuch des vierten Halbzuges Girmes der Freiwilligen Feuerwehr Oedt lassen die Besucher in Erinnerungen schwelgen. Da kann man den Ausspruch von Besucher Peter Meyer aus Viersen sehr schnell nachvollziehen, der sagte: „Besser kann man Heimat, Heimatgeschichte und Industriegeschichte nicht präsentieren.“Mehr als 800 Exponate (überwiegend Fotos) zeigte die Ausstellung. Darunter auch eine kleine Köstlichkeit aus der Vituskirche mit dem Manual der alten Orgel von St. Vitus. In diesem Zusammenhang bezeichnete Karl A. Willmen, Vorsitzender des Heimatvereins, die Zusammenarbeit mit Pfarrer Johannes Quadflieg als vorbildlich.
Publikationen des Heimatvereins, aber auch ein Button, der zum Erhalt der alten Girmes-Werksuhr verkauft wurde, gehörten zum Angebot. Wer erinnert sich noch an die so genannte „Krammetsvogelkirmes“in Mülhausen oder den Schluff in Oedt. Die „Üdsche Jaas“fehlte ebenso wenig wie die Bilder der Brauchtumsfenster aus St. Vitus. Willmen lobte die akribische Arbeit der Vereinsarchivare. Es gab sogar Besucher, die erst bei der Ausstellung erfuhren, dass die Abtei Mariendonk immer zu Mülhausen gehört hat und nicht zu Kempen.