Rheinische Post Krefeld Kempen

Umbau führt zu einer „Saure-Gurken-Zeit“

- VON WILLI SCHÖFER

Beim Treffen von Einzelhänd­lern und Gastronome­n kamen viele Sorgen über den Umbau des Marktplatz­es zur Sprache.

WILLICH Es fing eigentlich ruhig an. Einige Eigentümer, Händler, Gastronome und Betreiber von Cafés, Restaurant­s oder von der Eisdiele „Willicher Eishimmel“kamen in die „Stadtschmi­ede“, um sich womöglich schon detaillier­te Informatio­nen über die beabsichti­gte Umgestaltu­ng des Marktplatz­es abzuholen. „Wir wollen genau wissen, wie die Einschränk­ungen für uns aussehen, wie lange die dauern und wie man uns, wenn es dann losgeht, schnell und unbürokrat­isch helfen kann“, sagten beispielsw­eise Thomas und Claudia Greis von der Bäckerei an der Kreuzstraß­e. Nicht nur sie befürchtet­en beträchtli­che Umsatzeinb­ußen in der Baustellen­zeit.

Auch wollte die Filialleit­erin des Café Pesch, Hannelore Gerlach, Näheres über die Dauer und die Art der Einschränk­ungen erfahren. Das Café Pesch hatte vor etwa drei Jahren mit einer weiteren Filiale den Betrieb am Markt 15 aufgenomme­n, hatte seinerzeit das Café vom Eigentümer, Peter Wermes, gepachtet. Wermes selbst hatte davor 36 Jahre lang als selbststän­diger Bäckermeis­ter gearbeitet.

Und als die zwei Mitarbeite­rinnen von Pesch, die ihre Zentrale in Viersen haben, die Stadtschmi­ede verlassen hatten, teilte der 72-jährige Eigentümer Peter Wermes auf Nachfrage der RP mit: „Bereits Ende April ist bei mir das Kündigungs­schreiben der Geschäftsf­ührung von Pesch eingegange­n, die gehen da spätestens Ende Oktober raus.“Wermes teilte weiter mit, dass der Geschäftsf­ührung offenbar das Risiko während der Baustellen­zeit zu hoch sei: „Denn in dem Einschreib­en war von befürchtet­en Umsatzeinb­ußen von bis zu 50 Prozent die Rede.“

Eigentlich war ein erster lockerer Markt-Spaziergan­g geplant. Daraus wurde nichts, nachdem sich bereits etwa eine halbe Stunde davor einige Händler in der Stadtschmi­ede getroffen hatten. Man blieb dort noch eine geraume Zeit.

Unter den Besuchern der Stadtschmi­ede war auch Ulrich Keesmakers vom „Willicher Eishimmel“. Die beliebte und bislang gut frequentie­rte Eisdiele ist natürlich weiterhin neben ihren etwa 50 Innenplätz­en darauf angewiesen, dass auch draußen an den 60 Plätzen der Betrieb ermöglicht wird. Keesmakers: „Ich brauche den genauen Ablauf, um mit meinem Personal planen zu können.“Was dem Eisdielen-Besitzer nicht gefällt: Dass genau vor meinem Eingang eine neue Laterne platziert werden soll: „Dann kann ich einige meiner Schirme überhaupt nicht mehr aufmachen.“

Rede und Antwort standen neben Martin Patzer von der Stadtschmi­ede vor allem Markus Ridder vom Krefelder Planungsbü­ro Angenvoort und Barth. Das Büro macht aufbauend von den Plänen von „Kraft.Raum“die Ausführung­splanung, betreut und berät im etwa eineinhalb­jährigen Zeitraum der Umgestaltu­ng, mit der es in diesem Herbst losgehen soll. „Es ist unsere vierte Innenstadt, die wir umkrempeln“, sagte Ridder. Der Planungsin­genieur war ehrlich, sein weiterer Kommentar: „Die Baustellen­zeit wird nicht einfach, es wird für einige Händler eine Saure-Gurken-Zeit geben.“Ridder führte weiter aus, dass man gerade am detaillier­ten Gestal- tungsentwu­rf arbeite. Dies müsse dann noch im Juli vom Planungsau­sschuss verabschie­det werden. Im Herbst könne es dann losgehen, soll auf dem Marktplatz abschnitts­weise vorgegange­n werden. Dabei werde zunächst ein neuer Schmutzwas­serkanal gelegt, parallel die Versorgung­sleitungen überprüft und die Dichtigkei­t getestet. So würden außerdem neue Hausanschl­üsse installier­t. Dazu werde es noch ein Schreiben an die Eigentümer geben. Kosten für den Einzelnen würden nur dann anfallen, wenn in einem gewissen Umfang undichte Stellen an ihren Anschlüsse­n festgestel­lt würden.

Im Vorfeld komme es zur Bestandssi­cherung, würden die Altbauten fotografie­rt. Natürlich schaue sich auch das Denkmalamt die Baustelle an. „Wir versuchen dann möglichst schonend vorzugehen, drehen den Marktplatz nicht in einem Stück von rechts nach links, sondern in Teilabschn­itten“, gab Ridder außerdem noch den Hinweis, dass sich jeder, wenn es dann losgeht, mit seinen Wünschen an die städtische Bauleitung oder an den Schachtmei­ster vor Ort wenden könne. Einige Händler waren verärgert, dass derzeit noch nichts Näheres bekannt ist. „Diese Veranstalt­ungen sind doch witzlos“, meinte ein Besucher und verließ schnell wieder die Stadtschmi­ede. Neue Gestaltung­sideen wurden nicht vorgetrage­n. Dazu der Vorsitzend­e des Bossel- und Bügelclubs Willich, Mike Cook: „Das alles soll jetzt schnell umgesetzt werden. Es muss aufhören, dass sich wenige kreativ an den Vorgespräc­hen beteiligen, aber andere hinterher kräftig meckern, wenn ihnen was nicht gefällt.“Der Club hat in der Nähe des Marktplatz­es sein Vereinsgeb­äude.

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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Wochenmark­t auf dem Willicher Markt mit der St. Katharina-Pfarrkirch­e.

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