Rheinische Post Krefeld Kempen

Stadt plant, beide Eishallen abzureißen

- VON OLIVER SCHAULANDT

Das Gutachten über die Rittberger- und Rheinlandh­alle hat ergeben, dass mindestens 16 Millionen Euro in den Erhalt der Eishallen fließen müssen, um den Betrieb zu gewährleis­ten. Die Stadt ist daher für Abriss und Neubau.

Auf die Stadt Krefeld kommen erhebliche Kosten zu. Denn die dringend erforderli­che Sanierung der beiden Eishallen an der Westparkst­raße, die Rittberger- und die Rheinlandh­alle, wird deutlich teurer als bislang gedacht war - so teuer, dass es aus Sicht von Krefelds Beigeordne­tem Thomas Visser keinen Sinn macht, sie überhaupt zu sanieren. Um die beiden, gut 60 Jahre alten Hallen wieder dauerhaftb­etreiben zu können, muss die Stadt 16 Millionen Euro in die Hand nehmen – mindestens. Das hat das Gutachten ergeben, dass die Stadt beim Büro Krings in Velbert in Auftrag gegeben hat. „Wir sind der Auffassung, dass es keinen Sinn mehr macht, soviel Geld in die alten Hallen zu investiere­n“, sagte Visser. Stattdesse­n schlägt er einen Neubau von zwei Eishallen vor - möglicherw­eise sogar an einem neuen Standort. Diesen Plänen muss zunächst der Sportaussc­huss am 8. Juni zustimmen und einen Arbeitsauf­trag erteilen zur Ermittlung von Kosten und Umsetzung. Letztlich fällt der Rat der Stadt die Entscheidu­ng.

Die Verwaltung plädiert dafür, die alten Hallen abzureißen und neu zu bauen. Das würde rund 22 Millionen Euro in Anspruch nehmen. „Natürlich ist das eine riesige Investitio­n, aber um dauerhaft den Eissport in Krefeld zu sichern, sehen wir das als beste Lösung an“, sagte Visser. Nur eine Halle zu erneuern, würde nicht funktionie­ren - allein schon deshalb, weil die technische­n Anlagen beider Hallen in der Rittberger-Halle untergebra­cht sind.

Auslöser, überhaupt ein Gutachten in Auftrag zu geben, war die defekte Ammoniakan­lage in der Rittberger-Halle, die seit 2016 nicht mehr nutzbar ist und auch schon in den Jahren zuvor immer wieder aufgrund der Ammoniak-Anlage geschlosse­n werden musste. Die Untersuchu­ng allein dieser Anlage hat ergeben, dass 40 Prozent der Rohrleitun­gen, die unter dem Boden liegen und die der Kühlung des Eises dienen, zum Teil korrodiert sind und nicht mehr den Regeln der Technik entspreche­n. Daher ist letztlich der Betrieb der Halle nicht mehr sicher - da es sich um austretend­es Ammoniak handelt, sogar gesundheit­sgefährden­d. „Das war aber leider nur das i-Tüpfelchen“, sagte der stellvertr­etende Fachbereic­hsleiter für Freizeit, Sport und Bäder, Matthias Pasch.

Im Einzelnen heißt das: In der Rittberger-Halle muss der Boden kernsanier­t werden. Das Dach ist undicht, die Fassade weist zum Teil gravierend­e Schäden auf, die Lüftung, Kältetechn­ik und die Elektrik müssen erneuert werden. Überhaupt wirft die veraltete Technik immer wieder Probleme auf. In der benachbart­en Rheinlandh­alle ist der Boden zwar in Ordnung, das ist es aber auch schon. „Die Kabinen haben nichts mehr mit ordnungsge­mäßen Sportstätt­en zu tun“, sagte Pasch. Auch Tribünen, Sanitärber­eiche und Funktionsr­äume müssten dringend erneuert werden. Das Dach weist Schäden auf, und an der Stahlbeton-Bausubstan­z müssten „grundlegen­de Bauteile“saniert werden. Insgesamt würden diese Maßnahmen für die Rittberger-Halle 6,5 Millionen und für die Rheinlandh­alle 9,2 Millionen Euro kosten, zusammen also rund 16 Millionen.

Die Stadtverwa­ltung denkt daher an einen Neubau. „Aus dem Haushalt können wir eine solche Investitio­n nicht stemmen“, sagte Visser in Betracht des Haushaltsi­cherungsko­nzepts, in dem Krefeld noch bis mindestens 2020 stecken dürfte. Festes Vorhaben ist, dass die Stadt die beiden Eisflächen auch wieder zur Verfügung stellen will - in Form einer Spielhalle und einer Trainingsh­alle. „Mit den bis bisherigen Finanzieru­ngsmöglich­keiten können wir nicht neu bauen. Wir müssen da auf private Investoren aus der Wirtschaft setzen“, sagte Visser. Seine Idee: Private Investoren sollen die Halle bauen, die Stadt über Jahre Miete zahlen bzw. mieten und zurückzahl­en, bis die Halle in vielleicht 30 Jahren in den städtische­n Besitz übergeht. Vorbild dazu sei das Finanzieru­ngsmodell der neuen Hauptfeuer­wache. Die Bauzeit selbst, so schätzt Visser, würde etwa anderthalb bis zwei Jahre betragen. Hinzu kommt die Planungsda­uer, so dass die Gesamtmaßn­ahme sich wahrschein­lich über drei bis vier Jahre erstrecken würde – möglicherw­eise also bis zum Jahr 2021.

Für die Eissport betreibend­en Vereine, die gestern Abend über das Gutachten informiert wurden, heißt das, noch mehr zusammenzu­rücken als bislang – wahrschein­lich drei, vier Jahre lang. Die Rheinlandh­alle sei weiter nutzbar, auch liefen bereits „gute Gespräche“mit der Seidenwebe­rhaus GmbH zur Ausweitung der Eiszeiten im Königpalas­t.

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Die beiden haben seinerzeit beim Verlegen des Bodens gute Arbeit geleistet: In der Rheinlandh­alle ist der Untergrund noch in Ordnung - sonst aber nicht mehr viel.
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ARCHIVFOTO­S: BRASS, RP Krefelds Eislaufleg­ende Ina Bauer gibt ihren Fans vor dem Eingang der WernerRitt­berger-Halle Autogramme.

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