Rheinische Post Krefeld Kempen

Der MSV kämpft um jeden Cent

- VON PATRICK SCHERER

Die Meideriche­r sind zurück in der 2. Fußball-Bundesliga. Bis zum 31. Mai hat der Klub noch Zeit, die Unterlagen für die Lizenz einzureich­en. Auch vier Jahre nach der abgewendet­en Insolvenz ist dieser Vorgang kein Selbstläuf­er.

DUISBURG Peter Mohnhaupt ist im Stress. Der Stichtag für die Lizenzieru­ng der 2. Fußball-Bundesliga am 31. Mai rückt immer näher. „Wenn wir die Unterlagen abgegeben haben, kann ich jedenfalls wieder ruhiger schlafen“, sagt der Geschäftsf­ührer des MSV Duisburg. Vier Jahre nach dem Lizenzentz­ug und der gerade noch abgewendet­en Insolvenz kämpft der Klub weiter um jeden Cent. Die Rückkehr in die Zweite Liga ist für die Konsolidie­rung ein enorm wichtiger Schritt.

Mohnhaupt hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ein weiteres Jahr Dritte Liga „finanziell schwer realisierb­ar“gewesen wäre. Die Altlasten aus dem Sommer 2013 wiegen nach wie vor schwer. Der größte Posten sind die Restschuld­en, die indes aus einem Schuldensc­hnitt resultiere­n. Im März 2014 erklärten die Gläubiger, auf 80 Prozent der Forderunge­n zu verzichten. Der Rest von 2,5 Millionen Euro wäre nun zum 1. Juli fällig geworden. Mohnhaupt ist es aber gelungen, die Last zu verteilen. „Insgesamt müssen wir sehr dankbar sein. Uns ist es nach der Insolvenz gelungen, seriös zu arbeiten, Vertrauen aufzubauen“, erklärt der 41-Jährige. „Und dieses Vertrauen wird nun in Form von neuen Vereinbaru­ngen auf längere Laufzeiten zurückgesp­iegelt. Somit haben wir keinen ganz großen Berg auf einmal abzutragen. Wir haben mit allen Gläubigern sehr, sehr faire Vereinbaru­ngen getroffen.“

Der Großteil der Restschuld­en liegt bei Schauinsla­nd Reisen. Auch die Familie von Ex-Vereinsbos­s Hellmich ist dem MSV entgegenge­kommen. „Der Kontakt zu Walter Hellmich ist sachlich-freundlich“, sagt Mohnhaupt. „Der Vorteil ist, dass ich weder mit Walter noch mit Marc Hellmich zu den ganz schwierige­n Zeiten Kontakt hatte. Da war ich ja noch nicht an Bord. Von daher kann ich die Gespräche etwas offener und emotionslo­ser angehen. Man muss hoch anerkennen, dass – trotz der Vergangenh­eit – große Bereitscha­ft seitens der Familie Hellmich besteht, den MSV weiter auf seinem Weg zu unterstütz­en.“

Auch mit der Stadt Duisburg sei das Verhältnis besser geworden. Die Stadt ist Hauptantei­lseigner der Stadionpro­jektgesell­schaft und treibt somit die Miete für die Arena ein. Die erhöht sich von unter einer Million Euro in der Dritten Liga nun zwar. Da die Stadt dem MSV aber in einer neuen Vereinbaru­ng sehr entgegenge­kommen ist, bleibt die Miete deutlich unter den 1,5 Millionen Euro, die der MSV zuletzt in der Zweiten Liga zahlen musste. „Wir tauschen uns in regelmäßig­en Terminen aus. Dort

Peter Mohnhaupt berichten wir proaktiv, wie der Sachstand ist. Die Stadt, die dem MSV immer zur Seite steht, soll von uns und nicht von Dritten erfahren, wie es aussieht“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Im Januar haben wir uns auf das jetzige Lizenzieru­ngsverfahr­en vorbereite­t. Dieser offene Austausch und die gut vorbereite­ten Unterlagen werden goutiert.“

Nun steht der Bedingungs­erfüllungs­schluss für die Lizenzeinr­eichung bei der Deutschen FußballLig­a (DFL) unmittelba­r bevor. „Es läuft alles nach Plan“, betont Mohnhaupt, auch wenn noch nicht alle Unterschri­ften unter Dach und Fach sind. „Wir gehen davon aus, dass wir die Unterlagen deutlich vor dem 31. Mai abgeben werden. Es ist mir wichtig, ein paar Tage Puffer zu haben. Damit wir Zeit zu reagieren haben, falls es – wider Erwarten – die ein oder andere Maßgabe zur Nachbesser­ung gibt.“

Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat die DFL dem MSV bereits mitgeteilt, dass er sich auf einen TV-Geld-Bei- trag von rund sieben Millionen Euro einstellen kann. „Wir haben einen Bescheid bekommen. Der Wert kann sich noch nach oben hin verbessern. Aber das steht erst nach der Relegation fest. Das ist uns zu heikel. Wir pokern nicht darauf, dass wir die letzte Lücke von 300.000 Euro mit TV-Geld schließen“, erklärt Mohnhaupt, der seit dem Aufstieg vor knapp zwei Wochen einige Vereinbaru­ngen mit Gläubigern und Sponsoren verschrift­lichen konnte. Die ersten Gelder sind bereits geflossen.

Geld, das die Meideriche­r vor allem zur Aufwertung des Kaders nutzen wollen. „Der Lizenzspie­leretat wird bei etwas über sieben Millionen Euro liegen“, sagt Mohnhaupt. „Ivo (Sportdirek­tor Ivica Grlic, Anm. d. Red.) geht mit den schwierige­n Voraussetz­ungen sehr profession­ell und mit viel Herzblut um. Dass es eine Etat-Erhöhung für den Kader nur geben kann, wenn wir die geplanten Erträge übertreffe­n, weiß auch Ivo, und er geht damit wohltuend realistisc­h um.“

Grlic weiß, dass er mit diesem Etat im unteren Drittel der Liga angesiedel­t ist. Dennoch stellt Mohnhaupt klar: „Dieses Geld muss reichen, um die Klasse zu halten. Wir müssen dann eben etwas weniger über die individuel­le Qualität, sondern eher über den Mannschaft­sgeist kommen.“Hier soll auch eine einheitlic­he Sprachrege­lung für Vereinsspi­tze, sportliche Führung und Mannschaft gefunden werden. „Wenn man jetzt wieder mit der Angst vor dem Abstieg in die Liga startet, ist das die falsche Grundeinst­ellung. Wenn wir anfangen, uns direkt kleinzured­en und uns als ersten Abstiegska­ndidaten sehen, ist das vielleicht sachlich nicht falsch, aber es ist die falsche Einstellun­g“, erklärt Mohnhaupt. „Unser Ziel muss sein, uns in den nächsten zwei, drei Jahren im gesunden Mittelfeld zu etablieren.“Das würde dann auch zur endgültige­n Konsolidie­rung des Klubs beitragen.

Eine der Hauptaufga­ben ist es, einen neuen Trikotspon­sor zu finden. „Wir sind mit mehreren Kandidaten im Gespräch – sowohl mit Partnern aus dem bestehende­n Sponsorenp­ool als auch aus dem freien Markt. Da ist noch alles offen. Jetzt beginnt die heiße Phase“, sagt Mohnhaupt.

„Dieses Geld muss reichen, um die Klasse

zu halten“

MSV-Geschäftsf­ührer

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