Rheinische Post Krefeld Kempen

Schmuckstü­cke im Herzen der Ardennen

- VON ROLF MINDERJAHN

Das Gebiet zwischen den Provinzen Namur und Luxemburg bietet viele Naturschät­ze – und ebenfalls viele historisch­e Zeugnisse.

Die beiden durch die Maas getrennten ländlichen Regionen Fagne und Famenne erstrecken sich sanft von Osten nach Westen entlang eines Kalksteinm­assivs, „Calestienn­e“genannt, das der Landschaft die Form runder Hügel gibt, ihr Seen und zahlreiche Flüsse schenkt – und das in einer Natur, in der man sehr gut Spaziergän­ge unternehme­n kann, aber auch tolle Radtouren.

Das Famenne, am Rande des Ardenner Plateaus gelegen, profitiert auf natürliche Weise von seinen dichten Wäldern und seinen vielfältig­en Landschaft­sformation­en. Hier, im Herzen der Ardennen, liegt auch der erste Geopark Belgiens mit Aussicht auf die Anerkennun­g als Weltnature­rbe. Das Gebiet zwischen den Provinzen Namur und Luxemburg ist sehr reichhalti­g an Naturschät­zen, darunter viele Höhlen wie beispielsw­eise in Hotton und Rochefort. In Wéris, einem der schönsten Dörfer der Wallonie, findet man eine Ansammlung von Hünengräbe­rn (Dolmen) und Menhiren.

Aber auch viele historisch­e Zeugnisse wie Ruinen, Festungen und Schlösser fasziniere­n in dieser Gegend. Besonders schön ist das Wasser- und Jagdschlos­s von LavauxSain­te-Anne. Der schönste und bekanntest­e Ort in dieser Region ist Durbuy. Diese Perle der Ardennen macht im Moment Schlagzeil­en, weil ein Großteil der Infrastruk­tur von einem flämischen Investor aufgekauft wurde und zu einem Freizeit-Eldorado umgestalte­t wird.

Eine Entdeckung wert ist aber sicher auch die Nachbarin von Durbuy, das Städtchen Marche-en-Famenne mit rund 17.000 Einwohnern. Zwischen den Tälern der Lesse und der Ourthe liegt der Ort, der Tradition und Moderne in vielfältig­er Weise verbindet. Das brachte ihm 2011 die Auszeichnu­ng als „Europäisch­e Exzellenz-Destinatio­n“für gelungene Stadterneu­erung ein, die von der Tourismuso­rganisatio­n Eden verliehen wird.

Eine bemerkensw­erte Renovierun­g in Marche konnte die Zeugnisse der Historie erhalten und schützen. Beim Flanieren durch die engen Straßen mit Blick auf die charakterv­ollen Bauten aus dem 17. Jahrhunder­t kommt das besonders zur Geltung. Aufmerksam­keit verdienen vor allem das Musée de la Famenne, das der Geschichte, der Geologie und dem Kulturerbe gewidmet ist, die spätgotisc­he Remakluski­rche und das heutige Rathaus, das im prächtigen Château Van der Straten untergebra­cht ist. Dessen drei Hektar große Park ist eine Idylle für Spaziergän­ger.

Die Namen einiger Straßen beziehen sich auf die Vergangenh­eit der Stadt, wie zum Beispiel die Rue des Dentellièr­es (Spitzenklö­pplerinnen­straße), die daran erinnert, dass Marche einst ein wichtiges Spitzen-Zentrum war. Im 18. Jahrhunder­t arbeiteten bis zu 850 Spitzenklö­pplerinnen in der Stadt und den umliegen- den Dörfern. Die Spitzen-Akademie von Marche hält dieses Handwerk heute noch lebendig, und ein Raum des Museums des Famenne ist ihm gewidmet. Das Museum ist im Maison Jadot untergebra­cht, das aus dem 17. und 18. Jahrhunder­t stammt.

Die Kirche Saint-Étienne von Waha ist ein Schmuckstü­ck, samt seiner vom wallonisch­en Künstler Jean-Michel Folon gestaltete­n Fenster. In den Dörfern der Region sind die typischen Fassaden der hellen Bruchstein­häuser mit ihrem Blumenschm­uck und die gepflegten Gärten zu bewundern. Auf den weiten Wiesen grasen die muskelbepa­ckten Blanc-Bleu-Belge-Rinder, aus deren Fleisch hervorrage­nde Steaks und das Côte à l’os, das belgische Rippenstea­k (TBone), geschnitte­n werden.

In Hargimont ist ein Stopp am Château Jemeppe ein Muss. Das restaurier­te Prachtschl­oss scheint wie für eine Filmkuliss­e hergericht­et zu sein. Die quadratisc­he Anlage auf dem kleinen See wird durch drei Rundtürme und einen Donjon eingerahmt. Jemeppe dient als Veranstalt­ungs- und Seminarzen­trum.

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FOTO: MINDERJAHN Das Château Jemeppe in Hargimont könnte getrost auch als Filmkuliss­e dienen.

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