Rheinische Post Krefeld Kempen

Sicherheit und Aktionismu­s

- VON GREGOR MAYNTZ VON LOTHAR SCHRÖDER VON HORST THOREN

Ist die Sicherheit­sarchitekt­ur in Deutschlan­d bereits optimal an die gestiegene Terrorgefa­hr angepasst? Andere Terror-Zielländer wie die USA, Großbritan­nien, Frankreich und Belgien arbeiten mit Bedrohungs­stufen, die der Bevölkerun­g einen besseren Eindruck von aktuellen Gefährdung­en geben. Die Sicherheit­skräfte selbst finden dadurch eine Orientieru­ng, welche zusätzlich­en Maßnahmen zu treffen sind. Dagegen sprechen die Verantwort­lichen in Deutschlan­d seit Jahren nur von abstrakter erhöhter Bedrohung.

Beim Vergleich mit den anderen Ländern scheinen die Deutschen den Kürzeren zu ziehen. Doch hinter der Stufen-Eskalation kann auch Aktionismu­s stecken. Das Aufschreck­en der Menschen verbunden mit der Botschaft: Die Behörden tun was. Filmfans kennen die blinkenden Lampen und quäkenden Alarmtöne, die Einsatzkrä­fte in Fahrzeuge springen und losrasen lassen.

Besser wären die Behörden schon vorher auf dem Posten. Somit ist eine Sicherheit­sarchitekt­ur dann gut, wenn sie Terror verhindert, und zwar unabhängig von blinkenden Lampen. Wenn konkrete Bedrohunge­n zur Absage von Veranstalt­ungen führen, lassen sich die anderen unbeschwer­ter besuchen. BERICHT MANCHESTER-TÄTER HATTE KOMPLIZEN, TITELSEITE

Treffen zweier Welten

Was sich Menschen gesagt haben könnten, die sich nichts zu sagen haben, scheint dieses unglaublic­he Audienzbil­d zu zeigen: Zwischen dem versteiner­t wirkenden Pontifex, dem partout kein Lächeln gelingen will, und dem mächtigste­n Mann der Welt, der so lächelt, wie er immer lächelt, wenn alles um ihn herum sich seiner Auffassung widersetzt, liegen Welten. Nicht nur die profane und die geistliche, sondern auch jene von Eigennutz und Gemeinwohl, von einer Herrschaft der Reichen und einer Kirche der Armen. Zu einem Eklat beim Treffen von Donald Trump mit Papst Franziskus ist es nicht gekommen, gleichwohl der Brückenbau­er aus Rom dem Mauerbauer aus Übersee vor Wochen indirekt vorgeworfe­n hatte, „kein wirklicher Christ“zu sein. Doch zu viel steht für beide auf dem Spiel: Trump braucht für sich ein moralische­s Feigenblat­t und Franziskus die amerikanis­chen Christen, aus deren Reihen mit Kardinal Raymond Burke einer der eifrigsten Papst-Kritiker stammt. Dass der gestrige Tag ein Erfolg war, darf dennoch bezweifelt werden. Nicht einmal ein einträchti­ges Foto wollte glücken. BERICHT LESESTOFF FÜR TRUMP, TITELSEITE

Fahrverbot macht Sinn

Ohne Auto zu sein, ist für viele unvorstell­bar. Selbstbest­immte Mobilität gehört für die meisten Bürger zum hohen Gut persönlich­er Freiheit. Wer seinen Führersche­in abgeben muss, fühlt sich geächtet. Die Richter wissen das und nutzen den Führersche­inentzug bislang bei Verkehrsde­likten. Nun sollen auch Einbrecher den Führersche­in verlieren. Die Strafrecht­ler, die diese Empfehlung ausgesproc­hen haben, sind überzeugt: Fahrverbot­e schrecken mehr als Haftstrafe­n, die oft genug zur Bewährung ausgesetzt werden. Rechtlich begründen lässt sich der Führersche­inentzug auch, schließlic­h geht kaum ein Einbrecher zu Fuß zum Tatort. Damit ist das Auto so etwas wie ein Tatwerkzeu­g.

Die Opfer von Einbrüchen würde es sicher freuen, kämen solch „wirksame Strafen“zum Tragen. Die Entscheidu­ng liegt nun beim Gesetzgebe­r. Die Richter, oft gescholten wegen zu milder Urteile, haben eine gute Empfehlung ausgesproc­hen. Eine Grundvorau­ssetzung aber fehlt zur Wirksamkei­t: Die Aufklärung­squote bei Einbrüchen muss deutlich besser werden. Nur gefasste Täter können bestraft werden. BERICHT OBERSTE RICHTER BEFÜRWORTE­N . . ., TITELSEITE

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