Rheinische Post Krefeld Kempen
Umsatz bei E-Books sinkt um drei Prozent
FRANKFURT Als wahre Heilsbringer der Buchbranche galten E-Books zwar nur in den Augen von unverdrossenen Berufseuphorikern. Doch insgesamt erhofften sich doch viele von der elektronischen Literaturware kräftige Impulse für einen zunehmend schwächelnden Markt. Und manches sprach anfangs auch dafür – mit Wachstumszahlen im zweistelligen Prozentbereich. Bis sich die Dynamik in diesem Segment verlangsamte und aus den Vereinigten Staaten – dem Vorreiterland der E-Books – erste Anzeichen kamen, dass auch dieser Markt durchaus begrenzt ist.
Nun aber muss die Buchbranche in Deutschland in dieser Sparte eine deutliche Einbuße hinnehmen: So sank nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels der Umsatz bei E-Books im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent. Ebenso ging die Zahl der E-Book-Käufer in Deutschland in diesem Zeitraum erkennbar zurück – von 2,2 Millionen Kunden auf 1,9 Millionen. Folg- lich schrumpfte der Anteil der EBook-Käufer an der Gesamtbevölkerung – von 3,3 Prozent im vergangenen Jahr auf nunmehr 2,7 Prozent. Damit ist das eingetreten, was der Chef des Hanser-Verlags, Jo Lendle, schon vor zwei Jahren prophezeite: „Die Branche hat den Gipfel der überzogenen Erwartungen hinter sich gelassen und steckt im Tal der Enttäuschung.“Als Trostpflaster mag dienen, dass EBook-Käufer oft treue Leser digitalisierter Literatur sind. So erwerben sie durchschnittlich 4,4 elektronische Bücher pro Jahr; zumindest diese Intensität ist eine Steigerung von 19,2 Prozent.
Dass der Börsenverein die jüngsten Zahlen zum Anlass nimmt, von einem „Markt in ruhigen Gewässern“zu sprechen, ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Branche insgesamt schrumpft. Im vergangenen Jahr gingen die Einnahmen um 1,4 Prozent zurück – von 9,32 auf 9,19 Milliarden Euro –; während der stationäre Buchhandel, über den nach wie vor fast die Hälfte aller Bücher vertrieben werden, Umsatzeinbußen von gut 3,4 Prozent hinnehmen musste.
„Die Branche hat den Gipfel der überzogenen Erwartungen hinter
sich gelassen“
Jo Lendle