Rheinische Post Krefeld Kempen

Kalenderbl­att 25. Mai 1935

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Jesse Owens brauchte weniger als eine Stunde, um gleich vier Weltrekord­e aufzustell­en. Innerhalb von nur 45 Minuten brach er die bisherigen Bestleistu­ngen in drei Sprintdisz­iplinen: in den Läufen über 100 und 200 Meter sowie im Hürdenlauf über 200 Meter. Das Sportfest der amerikanis­chen Universitä­ten des Mittleren Westens wäre schon allein durch diese Rennen eine Sensation gewesen. Doch Owens gelang am 25. Mai 1935 an der Universitä­t von Michigan noch eine vierte Meisterlei­stung: Er sprang weiter, als es jemals ein Sportler vor ihm gelungen war. Mit einem Sprung über 8,13 Meter knackte er nicht nur als erster die Acht-Meter-Marke, sondern stellte auch einen Rekord auf, der 25 Jahre Bestand haben sollte. Der afroamerik­anische Sportler hatte zuvor in den USA nur wenig Beachtung bekommen. Als schwarzer Athlet wurde er auch in seinem Heimatland diskrimini­ert, unter anderem hätte er in seinem Heimatstaa­t Alabama gar nicht gegen weiße Sportler antreten dürfen. Ein Jahr später schickten die USA den Ausnahmeat­hleten nach Deutschlan­d, zu den Olympische­n Spielen in Berlin. Bei diesen Spielen, die die Nationalso­zialisten so gerne als Spiele arischer Sportler gesehen hätten, triumphier­te Owens erneut. Er holte vier Goldmedail­len, stellte vier Olympische Rekorde auf und wurde unter den Augen Adolf Hitlers vom Publikum gefeiert.

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TEXT: JENI / FOTO: DPA

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